06.02.2011 Altenau, 500 Höhenmeter

06.02.2011 Altenau, 500 Höhenmeter

Nachdem in den vergangenen zwei Tagen das Thermometer sogar Nachts nicht unter Null Grad gefallen ist, sind die Schneereste der vergangenen Woche gegen Null zusammengeschmolzen. Es ist nicht mehr so, dass einige braune Flecken durch den Schnee lugen, sondern es ist bereits schwierig, überhaupt noch Schnee auszumachen. Und das bei einem durch und durch grauen und nass-nieseligen Tag.
Wir machen daher – der gerade überstandenen Erkältung Tribut zollend – heute keine größeren Touren.

Es geht zunächst nach Wildemann in der Nähe von Bad Grund am Harzrand. Tief eingeschnitten hat sich der Bach in das Grauwacke-Gestein. Im Dorf liegt etwas erhöht das Mundloch des 19-Lachter-Stollens. Dieser Stollen (Wasser-Lösungsstollen) entwässert ein ganzes Abbaugebiet zwischen Clausthal-Zellerfeld und Wildemann. In über 130 Jahren Handarbeit hat man den Stollen 8,8km weit durch den Fels getrieben. Immer mit einem leichten Gefälle, wodurch das Wasser stets abfließen konnte.

Ausführlich wird von Herrn Körner zunächst im kleinen Besucherraum erläutert, welche Gesteinsarten hier zu finden sind, was Erze bedeuten und wie man das Wasser nutzte. Sogar einige Modelle stehen zu Veranschaulichung zur Verfügung.

Dann geht es mit Helmen bewaffnet in den Stollen. Schnurgerade führt er, nur etwa 170m hoch, in den Berg hinein. Dieser letzte Teil des Stollens diente tatsächlich nur der Entwässerung und lag 19 Lachter (altes Bergbaumaß von knapp 2m Länge) unter dem nächsten Stollensystem. Zusammen mit dem 13 Lachter tiefer liegenden Stollen waren es die untersten Stollen des Abbaugebietes und entwässerte das gesamte Gebiet.

Vorbei an einigen neueren Einbauten (bis Mitte des letzten Jahrhunderts fand noch Abbau statt) gelangt man zum großen, 9m durchmessenden Kehrrad.
Leider ist dieses hölzerne Ungetüm mittlerweile stark verrottet.
Die Idee des Kehrrades ist, dass man Wasser auf ein Wasserrad und alternativ auf ein umgekehrt angebrachtes Rad laufen lassen konnte. So war es möglich, Lasten hinunter und hinauf zu transportieren, indem man die Drehrichtung umdrehte.

Noch einmal geht es etwa 50m hinab zu dem modernen Turbinenstand, an dem Herr Körner uns demonstriert, wie aus Wasserkraft Pressluft wurde.

Insgesamt ist die Führung interessant – auch wenn es sich im Prinzip um einen geraden Stollen mit der großen Maschinenkammer handelt. Freundlicherweise durfte man ohne Blitz fotografieren.

Die zweite Öffnung im Berg, die heute besucht wird, wurde zunächst auf natürliche Weise vom Grundwasser geschaffen. Am Iberg hatte sich vor 130 Millionen Jahren im damaligen tropischen Meer ein Riff gebildet.

Die anschließende Hebung des Harzes hob auch dieses Riff empor – schließlich sogar über das Grundwasserniveau. In dem Kalk bildeten sich entlang von Rissen durch die im hindurch sickernden Regenwasser gelöste Kohlensäure feine Kanäle. Schließlich trat das mit Kalk gesättigte Wasser in einem unterirdischen Hohlraum wieder aus dem Gestein heraus. Das gelöste Kohlendioxyd entwich aus dem Wasser und der gelöste Kalk viel aus. So bildeten sich Stalaktiten und Stalagmiten, die einen Teil des Reizes der Iberger Tropfsteinhöhle ausmachen.
Vom modernen Besucherzentrum geht es recht steil im Berg 150m empor zum ehemaligen Förderschacht. Denn auch hier wurde Eisenerz abgebaut.

Leider sind alle wesentlichen Tropfsteine aus der Höhle geräumt worden. Nur in Ansätzen sind einige jüngere Stalaktiten zu sehen und zwei, drei „Tropfsteinkaskaden“. Doch natürlich kommt es immer auf den Vergleich an – eine Tropfsteinhöhle im Format der französischen Höhlen am Tarn oder der Ardeche kann es in diesem kleinen Riff-Gebiet gar nicht geben.

Am Okerteich etwa 20k östlich von Bad Grund ist man schließlich an einer der höchsten Stellen des Harzer Wasserregals. Der Okerteich bildet das hochgelegene Ende von einer Kette mehrerer Wassergräben und Teichen, die als Wasser-(Energie-)speicher dienten.
Noch schwimmt eine geschlossene Eisdecke auf dem Wasser, doch mit Macht strömt das Schmelzwasser die steile Felsstufe hinab ins Okertal. Weiß schäumt das sonst von Humussäure braun gefärbte Wasser.

Mehr gibt es an diesem trüben Tag ohne Sonne nicht zu sehen und so ziehen wir uns bald wieder zurück nach Altenau.

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