Sandwood Bay statt Ben Hope

Die Fahrt zum Ausgangspunkt für die Wanderung auf den nördlichsten Munro ist an sich schon abenteuerlich. Die einspurige, sehr schmale Strasse führt durch ein herrliches Hochtal – völlig einsam und nahezu menschenleer. Nahe des Einstiegs zum Ben Hope steht ein keltischer Wehrturm (etwa 3km weiter nach Osten das Strathmore Tal entlang).
Wegen des anhaltenden Dauerregens, der dichten Wolken und vor allem wegen silbrig-massiven Schwärmen von Midgets erfolgt dann aber trotz sportlichen Ehrgeizes die Streichung der Tour.

Stattdessen geht es von der A838 bei Rhiconich Richtung Kinlochbervie. Bei Oldshoremore findet sich an der kleinen Nebenstrasse eine öffentliche Toilette und ein kleiner Parkplatz (Wohnmobilfahrer: hinter dem Toilettenhäuschen Trinkwasser! Etwa 1-2km weiter mehrere schöne Nachtplätze, u.a. am winzigen Hafen)

Sandwood Beach (18km, 200 Höhenmeter, 4,5 Stunden)

Direkt gegenüber geht es zwischen zwei Häuser hindurch. Der holprige Fahrweg ist gesperrt, bietet dafür aber bequemes Wandern. Schon bald hat man den ersten See hinter sich gelassen. Ein leichter Anstieg, dann steht man am Ausfluß des großen Loch na Gainimh. Auf Trittsteinen überquert man die kurze Feuchtstelle. Über flaches Moor- und Heidegelände geht es am See entlang und dann weiter in die endlos scheinende Landschaft. Weitere kleine Wasseraugen liegen im Hochmoor, dann erreicht man das Ufer eines weiteren, großen Sees (gerade aus erhebt sich ein kleiner Hügelkamm).

Hier verlässt man den breiten Weg nach links. Am nördlichen Ufer des Sees entlang geht man in Richtung eines Taleinschnittes. Der schmale Pfad, der dem Ausfluß des Sees Richtung Meer folgt (immer rechts entlang), ist hier oft schwer erkennbar. Nach etwa 1 km senkt sich das Tal, der Bach hat sich durch die Felsen gegraben. Der Weg jedoch bleibt oben an der Kante und biegt dann in Richtung Sandwood Bay ab. Auf der ersten Anhöhe (Steilklippen) hat man als Belohnung dann schon Sicht auf "The Stack". Diese vom Festland losgelöste Felsnadel besteht aus lauter Sandstein-Platten, woher der Name (Stapel) her rührt.

Nun geht es auf deutlich sichtbarerem Pfad immer die Klippen entlang. Schließlich steht man über der Felsnadel und erkennt, dass keine feste Verbindung mit dem Land mehr besteht - was die Kletterer nicht daran hindert, an dem schlanken Felsturm zu klettern.

Nun sind es nur noch etwa 500m bis zum Ziel. Schon nach der ersten Biegung erkennt man den langen, weißen Sandstrand von Sandwood Bay. Der Pfad steigt oberhalb der Steilabbrüche hinab bis zum Sandstrand. Hier kann man bei geeignetem Wetter die Schuhe ausziehen, denn die gesamte Strecke von fast anderthalb Kilometer ist der Strand bedeckt mit feinstem Quarzsand. Riffelmarken bilden ganz besondere Muster auf dem Boden.

Bei Ebbe ist der Strand an die 400m breit, bei Flut kommt das Wasser bis fast an die Felsen, an denen der 17km lange Weiterweg zum tatsächlich westlichsten Punkt Schottlands beginnt: Cape Warth.

Durch die Dünen steigt man dann zu dem Sattel hinter dem Hügelkamm auf, den man gerade auf der Vorderseite entlang gegangen ist.

Deutliche Wegspuren führen hinauf bis zu einer Stelle, an der alte Mauerrest den Ort kennzeichnen, an dem bis vor etwa 60 Jahre ein alter Mann noch in dieser Einsamkeit ausharrte. Nur einmal im Monat kam er in den kleinen Laden von Kinlochbervie, um ein wenig einzukaufen und die Post zu holen.

Der Weiterweg ist gut gepflegt und selbst in den moorigen Abschnitten gut zu gehen. Hier haben Helfer erstklassige Arbeit geleistet, der weiter fortschreitenden Erosion des Wanderweges in dem fragilen Umfeld Einhalt zu gebieten.

Bald kommt man leicht ansteigend wieder an dem See vorbei, an dem man zuvor zur Küste abgebogen ist. Ab hier ist der Rückweg gleich dem Herweg.


Die Weiterfahrt erfolgt über die herrliche Küstenstrasse B869 nach Drumbeg. Sie gilt als eine der schönsten Nebenstrasse weltweit. Komplett nur einspurig folgt sie der Geländekontur, was es mit sich bringt, dass es bis zu 25% Gefälle gibt. Man durchfährt eine extrem abwechslungsreiche Landschaft. Von offenen Wiesenhochflächen über tief eingeschnittene Täler mit Krüppelwald bis zu Küstenabschnitten mit felsigen Eilanden im blauen Wasser oder goldenen Sandstränden. Das Ganze auf einer sehr gepflegten Strasse (das war 1999 noch nicht so) und wenig Verkehr.

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