30.06.2010 Nicht Kjerag sondern Fahrt nach Odda

Es hat die ganze Nacht gestürmt und Regen gegen das Auto gepeitscht. Am Morgen sind die Berge rundherum verschwunden. Selbst die Staumauer ist nicht bis zum Ende zu sehen.
Bei diesem Wetter ist an die Besteigung der höchsten Felswand am Lysefjord nicht zu denken.
Wir fahren dennoch die 25km bis zum Lysebotn. Zunächst über karge Hochflächen, von denen wir wenig sehen. Dann in 27 spitzen Kehren die rund 900m hinunter zum Fjodende. Die letzten Höhenmeter geht es durch einen langen und geraden Tunnel in der Felswand hinab.
Lysebotn ist eine kleine Ansiedlung in einem schmalen Tal, das von fast tausend Meter hohen Felswänden begrenzt wird. Fast senkrecht stürzen die glatt geschliffenen Wände herab und verschwinden im grau-dunkeln Schlechtwettterwasser des Fjordes.
Wir buchen telefonisch einen Platz auf der Fähre – ist selbst an diesem regnerischen Tag empfehlenswert.
Bis zur mittleren Haltestelle (Songesand) im Lysefjord kostet es 200 NOK für Auto und Fahrer sowie 105 NOK für jede weitere Person. Ich stehe „falsch herum“ im Fährdeck, damit ich an der Zwischenstation gut herausfahren kann.

Die Fahrt selbst ist eine kleine Sightseeingtour. Erst bekommen wir den Kjerag erklärt (heute nicht zu sehen, dennoch imponierend, den unteren Teil der 1000m hohen, senkrechten Felswand in die Wolken ragen zu sehen). Dann fahren wir extrem dicht an Felssimsen entlang, wo sich Seehunde tummeln (heute nur vier, aber immerhin).
Am in den siebziger Jahren gebauten Kraftwerk laden wir zwei riesige LKW´s noch auf.
Dann geht es zur anderen Fjordseite hinüber, wo wir ausgeladen werden.

Die 26km lange Fahrt vom Fjord hinauf auf die Hochfläche und gegenüber wieder hinab zur RV13 ist abwechslungsreich. Es ist nur eine schmale Straße, doch größtenteils hervorragend in Schuß.
Auf der 13 ist dann schnell Hjelmeland erreicht. Die Fähre rüber nach Nesvik legt gerade an, so dass wir sofort auffahren können.

Bei Indre Eidane verlassen wir die 13 und folgen dem schönen Jösenfjord noch ein wenig. Bei Vadla steigt die Straße empor Richtung Blösjöfjell.

Einen kurzen Abstecher zum Lykkja-Wasserfall brechen wir ab – uns reicht die Zeit nicht. Aber auch den Abstecher auf die Bläsjöfjell-Straße brechen wir ab. Diese 40km lange Straße windet sich zwischen Seen hindurch auf der Ryfylkeheiane entlang. Bei schönem Wetter gewiss eine beeindruckende Einsamkeit, ist doch diese Straße (Sackgasse) die einzige weit und breit.
Aber wir müssen weiter. Nach Odda sind es noch etwa 150km. Und das bedeutet bei den zu überwindenden Höhenmetern noch viele Kurven und Strecken, wo der Bus bergauf nur 30-50 km/h erreicht.

Die RV 13 entlang des Suldalsvatnet ist regelrecht der senkrechten Wand abgerungen. Öfters muß auch mal ein Tunnel herhalten.
Dann geht es wieder auf die Hochfläche. Fast an die 1000m geht es hinauf, bevor die Straße wieder hinunter leitet nach Odda. Der Roldalstunnelen kürzt den Anstieg deutlich ab.

Kurz vor Odda passiert man drei während der Touristensaison mit Wasser versorgte Wasserfälle. Einer fließt direkt unter der Straße hindurch. Seine Gischt lässt die Straße naß werden.

Odda selbst ist noch immer eine nicht besonders schöne Industriestadt. Offensichtlich ist die hässliche Anlage im Stadtinneren allerdings mittlerweile außer Betrieb genommen worden.

Wir fahren in nördlicher Richtung am Sörfjord entlang Richtung Utne. Wirklich beeindruckend, wie sich die kleinen Siedlungen unter den riesigen Wänden am felsigen Ufer entlang aufreihen. Immer wieder sind größere Ostanbauflächen zu sehen.
Die Straße ist bis zum Fährhafen Richtung Kinsarvik und Kvanndal hervorragend in Schuß.

Doch unmittelbar danach bekommt man zu spüren, dass man so nicht nach Jondal fährt. Bucklig und sehr schmal geht es entlang der westlichen Küste der Jondal-Halbinsel. Wir begleiten nun den Hardangerfjord. Auch hier wird viel Ost angebaut – auch Erdbeeren werden hier rot.

Bei Herand, etwa 15km vor Jondal, geben wir auf. Es ist bereits 20.00 Uhr und der Tag war lang. Nach so vielen Regenschauern und dichtem Nebel klart es hier auf. Wir stehen oberhalb des Dorfes auf einer kleinen Aussichtsplattform und sehen den Hardangerfjord unter uns.
Wird Morgen wohl das Wetter gut genug sein für eine Besteigung des Folgefonna?

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