Norwegen 2003 - Kurzbericht

Abseits der Hauptpfade


Es gibt viele Wege nach Norwegen. Da wäre die schnelle, vielgenutzte Puttgarden-..... Verbindung, die kostengünstige Frederikshafen-Göteborg oder aber die Verbindung, die einen direkt ins Herz von Südnorwegen bringt: Hanstholm-Egersund.

Das einem diese Namen vielleicht nichts sagen, macht nichts. Egersund liegt etwas südlich von Stavanger, und das wiederum kennt fast jeder, der sich mit Norwegen bereits beschäftigt hat.
Mit Egersund ist man kurz vor einem sehr interessanten Stück des Nordsjövegen, der Nordseestraße. Bis Flekkefjord weiter im Süden sind es etwa 60km. Je nach dem, ob man die RV44 oder die kleine Schleichstrecke an Birkeland vorbei wählt, man kommt auf jedem Fall an dem geschichtsträchtigen Jössingfjord vorbei. Hier fand die erste Kriegshandlung auf norwegischem Hoheitsgebiet im 2. Weltkrieg statt. Hier hatte auch Norwegen sein ersten Umweltskandal. Die Titanwerke, die hier in sehr großen Mengen das leichte Metall gewinnen, hatten den Jössingfjord innerhalb von Jahren soweit mit Abraumschlämmen aufgefüllt, daß von der ursprünglichen Wassertiefe von 50m nur n0ch 15m übrig geblieben waren. Erst eine Aktion von Greenpeace vor etwa 10 Jahren beendete diese Verklappung in den schmalen Fjord.
Weiter nördlich nach dem Fjord geht es ins Fardefjell. Vom Gletscherschliff und der Erosion rundgeschliffene Granithügel beherrschen das Landschaftsbild. Es ist eine sehr ungewöhnliche Landschaft mit Findlingen aus der letzten Eiszeit, die lose auf den Granithügeln liegen wie große Steinmurmeln.

Aber bei den meisten wird der Weg von Egersund eher in den Norden führen. Dort beginnt nämlich ab etwa Sandnes das so typische Fjordnorwegen. Ein Besuch in Stavanger, der oft als Ölmetropole verschrienen Stadt mit dem trotzdem erhaltenen Charme sollte man auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Besonders sehenswert ist Gamle Stavanger und das Konservenmusseum (Norsk Hermetikkmuseet). Hier, zwischen den weiß gestrichenen Holzhäusern aus einer anderen Zeit kann man alles über die Herstellung von Fischkonserven erfahren.

Wer noch nie in Norwegen gewesen ist und sich nur vage Vorstellungen davon macht, wie 4,2 Millionen Menschen in einem so langen und großen Land Straßen bauen, der wird erstaunt sein, wie gut die Straßen dort sind. Norwegen versorgt sich zu nahezu 100% aus Wasserkraftwerken und hat daher erhebliche Einnahmen aus den Nordsee Erdöl-Verkäufen. Diese werden u.a. in das Sozialwesen und den Straßenbau gesteckt. So sind selbst Nebenstrecken und Straßen zu abgelegensten Orten von erstaunlicher Güte - wenn auch häufig sehr schmal.
Das macht jedoch für einen an Autobahnen und Bundesstraßen gewöhnten Autofahrer einen Teil des Reizes aus, auf diesen oft für viele, viele Kilometer völlig leeren Straßen zu fahren.

Ja, das nächste bekannte Ziel von Egersund oder Stavanger aus ist der Preikestolen, der Predigtstuhl am Lysefjord. Eine erste Fähre in Lauvvik ist zu nutzen, wenn man nicht einen viele hundert Kilometer langen Umweg in Kauf nehmen will. Und schließlich sind Fähren hier in Norwegen Hilfsmittel des Verkehres wie bei uns z.B. Brücken.

Ab der Gegenstation in Oanes beginnt der Ryfylkevegen, der dieses urnorwegische Gebiet erschließt. Bis zu 80km lange Fjorde wechseln sich ab mit Seen, schroffen Gebirgen, Wiesen und schmalen Landstrichen, wo Landwirtschaft möglich ist.

Die schroff aufsteigenden Wände der Fjorde, das grün-blaue Wasser und die noch bis in den Juli hinein liegen gebliebenen Schneefelder auf der Höhe bilden einen Kontrast, der nur schwer zu beschreiben ist. Bei schlechtem Wetter mag er sogar manchen erdrücken, der Druck, der von den grauen Felswänden auf den schmalen Fjorden lastet.

Etwa 5km vor Jörpeland geht, gut ausgeschildert, die Fahrstraße hinein ins "Gebirge". Nach 6km kommt man an einen großen Parkplatz an der Preikestolenhytta. Hier ist ein Obulus zu entrichten, der hoffentlich zur Wahrung und Erhaltung der Natur eingesetzt wird. Der Parkplatz kann in der Hauptreisezeit ziemlich voll sein, vor allem Deutsche und Holländer erreisen Norwegen in immer stärker zunehmenden Maß mit Wohnmobilen. Aber auch die Norweger selbst sind reiselustig und einer der beliebten Volkssportarten ist das Zielwandern nach Karte und Kompass.

Von dem großen Parkplatz aus geht ein zunächst noch sehr gut ausgebauter Wanderweg zum Predigtstuhl. Aber man darf sich nicht täuschen lassen. Es ist ein recht anstrengender 2-Stunden Marsch durch eine herrliche Gebirgslandschaft, in der man ersten Kontakt mit den typischen skandinavischen Landschaftsbildern machen kann. Überall findet man z.T. gewaltige glatte Flächen geschliffenen Fels, die Zeugen sind für die ungeheure Kraft des ehemals auf Skandinavien lastenden Eises in den letzten Eiszeiten.
So geht es über Holzstege durch Moorflächen und schließlich steht man, relativ unvermittelt an der Abbruchkante zum Lysefjord. Noch etwa 300m und man steht auf dem am häufigsten abgebildeten Motiv der Norwegischen Fremdenverkehrsämter.
Es ist schon einen Schauer wert, sich vorzustellen (oder es selbst in Augenschein zu nehmen), das man mit jedem Schritt weiter hinaus auf die etwa 25x25m große Fläche immer mehr freie Luft unter sich bringt. Vorne an der Kante kann man ohne Geländer - in Deutschland bei einer solchen Attraktion unvorstellbar - sich auf dem Bauch liegend die 600m Luft unter sich betrachten.
Genau nach Westen zieht der Lysefjord und der Blick schweift bei gutem Wetter weit über die Hochfläche und das dunkelblaue Wasser weit unten. Wo - hin und wieder - ein Ausflugsschiff vorbeifährt und die Lautsprecherstimme noch hier oben zu vernehmen ist.
Direkt neben dem Predigtstuhl, sozusagen als Negativ, befindet sich eine schaudererregende, schmale Schlucht. Keine 20m breit, aber ebenfalls bis zum Fjord gehend.

Man sollte nach Westen den Bergrücken neben der Kanzel ersteigen. Erst von hier hat man den richtigen Eindruck von der Felsnase, die der Preikestolen ist.

Kurz vor Hjelmeland beginnt das landschaftlich reizvolle Tysdal, dem der Ryfylkevegen folgt. Abwechslungsreich geht es durch dieses Trogtal mit den so typischen weißschäumenden Wasserfällen in den grünen Flanken der Steilwände.
Kurz vor Hjelmeland geht es steil von der Höhe hinab zum Jösenfjord. Hier hat man den ersten freien Blick auf die einsame Welt aus Fels, Eis und Schnee der Hardangervidda.

Nach der Fähre in Hjelmeland erreicht man bald Sand, wo ab Mitte Juli im dortigen Lachsstudio die aufsteigenden Lachse hinter einer dicken Glasscheibe zu beobachten sind. Das Studio hat ab 12.00 Uhr bis 20.00 Uhr geöffnet.

Über die Wahl der weitergehende Strecke mag man sich streiten. Auf der südlicher führenden Route geht es durch abenteuerlich schmale Schluchten über die Rv.13 nach Horda, auf der anderen Seite des Saudafjord hingegen führt die Rv. 520 bis auf über 1400m Höhe und damit ins Reich des Schnee und Eises.

Egal, welchen Weg man in Richtung Odda wählt, landschaftliche Leckerbissen sind einem gewiß. Der Suldalsvegen führt zunächst noch durch eine ausgewogene Wiesen- und Waldlandshaft. Doch bald verengt sich das Tal, die Felswände treten immer dichter an die Straße und den Fluß heran, um endlich in einer schmalen Schlucht zu enden. Nicht immer hat sich die Straße noch in den Fels sprengen lassen. So mancher Tunnel zeigt, daß selbst die Schwierigkeiten bei Straßenbau gewohnten Norweger hier nicht mehr anders konnten, als in den Berg auszuweichen.

Nach dieser Schlucht öffnet sich das Tal wieder, ohne Platz der Straße freizugeben. Vielmehr wird der Fluß nun zum langgestreckten See, an dessen Flanken die Wände zumeist senkrecht ins Wasser tauchen. Eine wilde und doch großzügige Landschaft. Erst kurz vor Röldal geht es dann nochmals durch eine enge Schlucht, wo in 1997 gerade die Arbeiten in vollen Gang waren, die nur einspurige Fahrbahn auf zwei Spuren zu erweitern.
Für den Abenteuer suchenden Autofahrer gewiß eine Schmälerung des Schauders, aber für die Anwohner eine Erleichterung. Denn Hundert Kilometer auf diesen Straßen sind nicht zu vergleichen mit der gleichen Strecke in Mitteleuropa. Man braucht mindestens die doppelte Zeit und sollte sich dabei noch mehr Zeit nehmen, um die Landschaft in sich aufnehmen zu können.

Die andere Strecke über Sauda und den Röldalsvegen bietet ebensolche Höhepunkte. Nur das ab Sauda, einem nicht besonders schönen Industriestädtchen, die Straße stetig ansteigt, um dann schließlich ganz aus dem Grün der Täler aufzutauchen. Die Hochfläche ist baum- und strauchlos. Bis in den späten Sommer hinein bleiben große Schneefelder liegen. Und wer kurz nach dem Ende der Wintersperrung diese Straße wählt, kann sich des Erlebnisses sicher sein, zwischen bis zu 8m hohen, senkrechten Schneewänden zu fahren.
Von der Höhe, noch im Juni völlig kahl, taucht man kurz vor Röldal auf steilem Abstieg wieder hinab. Zunächst durch die überall in den höheren Regionen gegenwärtigen Birkenwälder. Weiter unten lösen dann Nadel- und Mischwälder diese Region ab. Es ist wie eine Fahrt durch die Jahreszeiten.
Rechter Hand liegt der Röldalsvatnet (See), wo auch die Rv. 13 wieder heraufzieht. In Röldal sollte man die alte Stabkirche besuchen.

Die kommenden Kilometer bis Odda kann man mit einer guten Portion Lenkarbeit würzen, wenn man nicht die modernen Tunnel (insges. 10km) des Rv. 13 nutzt, sondern kurz vor den Tunnel abbiegt auf die Rv.11. Diese Straße wurde noch im vergangenen Jahrhundert angelegt. Sie ist sehr schmal und führt auf eine Höhe von 1100m. Sie wird erst sehr spät im Jahr geräumt, sodaß häufig vor Juli kein Durchkommen ist.

Einige Kilometer vor Odda erreicht man ein imposantes Naturschauspiel. Die gewaltigen Wassermassen des Lätefoss stürzt hier unmittelbar an der Straße in das schmale Austdal. Die aufgewirbelte Gischt läßt kein vorüberfahrendes Auto trocken. Gewiß zählt diese Attraktion zu einer der sehr häufig abgelichteten Sehenwürdigkeiten, denn sie ist sehr leicht zu erreichen.
Überhaupt ist die Anzahl der Wasserfälle in Norwegen immens groß. Als Bewohner einer flachen Landschaft ohne große Wasseradern in unmittelbarer Nähe fällt es mir immer wieder schwer, der Verlockung zu wiederstehen, das Schauspiel des herabstürzenden Wassers irgendwie festzuhalten. So gehen jedesmal viele Filme durch die Kamera, ohne das dieser Zauber der tosenden Wassermassen wirklich wiederzugeben wäre. Man muß einfach diesen Lärm, das unterschwellige Beben der Erde und die glitzernden Regenbögen in der Sonnen selbst erlebt haben, um zu verstehen, warum die weißen Spuren in den grünen, grauen und braunen Talwänden einen so fesseln.
Bei Odda biegt nach Westen der Abzweig nach Buar ab. Dieses schmale Tal führt zu einer der von dieser Seite nur selten leicht zu erreichenden Gletscherzungen des Folgefonn. Dieser maximal 1660m hohe Flächengletscher ist ein sehr beliebtes Wander- und Skifahrgebiet. Von dem Weiler Buar, wo eine schmale Schotterstraße hinführt, führt in etwa 1-3Stunden ein lohnenswerter Weg jeweils soweit in Richtung Buarbreen (Breen=Gletscher) , wie man möchte. Zunächst geht es durch niedrigen Wald, bis dieser Birkengestrüpp weicht. Über einige Wasseradern und Holzbrücken geht es immer steiniger werdenden bis zum unteren Ende der Gletscherzunge. Hier steht eine Warntafel und ein Buch, wo man sich eintragen kann.
Richtig interessant wird der Weg jedoch erst ab hier. Steil steigt er nun an, nur noch spärlich mit roten Farbflecken und Steinmännern markiert. Mit jeder Felsstufe weiter hinauf erhält man einen besseren Überblick über den Gletscher. Ist der Nedre Buarbreen schon sehr spaltenreich, ist der darüberliegende wilde Eisabbruch an warmen Tagen ständig in Bewegung. Erst von der höchsten Felserhebung im Tal aus ist es relativ gefahrlos möglich, den Gletscher zu begehen. Von hier aus hat man dann einen fantastischen Blick hinunter ins Buartal und auf die blau-weißen Eisflächen des Gletscherarms.

Wer will, kann auch auf der westlichen Seite des Sörfjord weiterfahren bis an den Hardangerfjord und von dort weitere sehr schöne Touren auf den Folgefonn machen.

Die Rv. 13 führt von Odda aus stets der Küstenline des Sörfjord folgend weiter nach Norden. Unter den Erzgondeln der Zinkwerke hindurch geht es Richtung Kinsarvik (60km).

In Tyssedal (ca. 7km nach Odda) findet man eine der wenigen Möglichkeiten in Fjordnorwegen, innerhalb kurzer Zeit bis auf die Höhe der hier angrenzenden Harandervidda gebracht zu werden. Eine steile Schienenbahn bringt einen auf 830m Höhe. Hier sind ausgedehnte Wanderungen auf der herrlichen Hardangervidda zu sehen.
Die beiden Wasserfälle im engen Skjeggedal, wo die Zufahrtsstraße sich schmal und kurvenreich entlang zieht, sind jedoch bereits seit langem der Wasserregulierung zum Opfer gefallen.
Viele der großen Wasserfälle sind heute nur noch ein schwacher Abklatsch dessen, was sie vor der Wasserregulierung für die Elektrizitätsgewinnung waren. So wird zum Beispiel dem Vöringvossen, einem der bekanntesten in der Nähe von Eidfjord, den Sommer über nur zur Erhaltung dieser Touristenattraktion zumindest etwa ein Viertel der ursprünglichen Wassermasse zugestanden.

Wer früh im Mai/Juni die Strecke von Odda bis Eidfjord (90km) fährt, wird begeistert sein von den etwa 300000 Apfel-, Pflaumen-, Birnen- und Kirschbäumen sein, die dann in Blüte stehen. Die geschützte Lage des Fjordes und die langen Sonnentage kurz vor der Sommerwendzeit ermöglichen sogar reichliche Erdbeerernten.
Dieser Fruchtanbau wurde vor 900 Jahren von irischen Mönchen eingeführt, die neben der Religion auch die Setzlinge mitbrachten.
Auf den Spuren dieser Mönche kann man in Lofthus wandeln. Vom Ortskern aus folgt man dem Hinweis „Nosi“. Bei guter Sicht sollte man auf jeden Fall die schweißtreibende Tour (900 Höhenmeter) bis zu der Felsnase hoch über dem Sörfjord machen. Kurz bevor man auf der Höhe der Felsnase angekommen ist, steigt man über etwa 600 alte Steintreppen, die die Mönche hier oben zur Bewältigung des Anstieges angelegt hatten.
Für die Anstrengung des Weges wird man oben mit einer großartigen Aussicht auf Lofthus, die blauen Wasserflächen des Fjordes und die darüberliegenden Eismassen des Folgefonn belohnt.

Die Wanderung von Kinsarvik aus ins Husedal gehört zu den weiteren Höhepunkten entlang der Rv 13. Nur wenige Kilometer von Lofthus entfernt, führt in Richtung Osten eine breite Straße an Wohngebieten Kinsarviks vorüber, um dann in einen sehr schmalen Weg zu münden. Wer hier nicht weiterfährt, muß nicht unbedingt ängstlich sein. Der Weg bis zum 1,5km entfernten Kraftwerk ist (1997) in einem erbärmlichen Zustand und nur bis 2m Breite zu befahren.
Am Kraftwerk vorbei folgt man dem roten T, dem universellen Wegzeichen in Norwegen, zunächst am Fallrohr entlang. Schon bald nach dem kleinen Staubecken schimmert durch die Bäume eine große, weiße Wasserfläche. Auch wird das Rauschen eines Wasserfalles immer deutlicher. Aber zunächst kann man durch den dichten Wald immer nur Ausschnitte erhaschen. Erst schon im Gischtbereich des Wasserfalles öffnet sich der Blick. Auf breiter Front, wohl an die 250m Breite, stürzt das Wasser weißschäumend die ca. 150m Höhe herab. Einzelne Baumgruppen und Felsen halten sich auf der schrägen Sturzfläche, erzeugen einen Eindruck, als sei man eher in den Tropen. Und unten im engen Talgrund, wo das Wasser wieder zusammenströmt, stiebt das Wasser empor und erzeugt bei Sonnenschein herrliche Regenbögen.
Hat man sich sattgesehen, geht der Weg über die steile Felsstufe des Wasserfalles gleich zur nächsten Sehenswürdigkeit. Fast waagrecht ist die Strecke bis zum nächsten Wasserfall. In breitem Strom fließt das blaue Wasser direkt auf den Wanderer zu, um dann scharf zum eben passierten Wasserfall abzubiegen.
Zwei Hütten liegen hier inmitten einer Talöffnung und die Wiesen zwischen den Granitbuckel laden zum Rasten ein. Im Hintergrund stürzt bereits der nächste Wasserfall herab. Auf Höhe dieser weiteren Geländestufe ist sehr deutlich zu erkennen, daß dieses Tal auch von Gletschern geformt wurden. Eine riesige flache Fläche glatt polierten Granites füllt das sich weitende Tal von einer Seite bis zur anderen aus. Einem steinernen Meer mit flacher Dünung gleichend fällt das Tal vom letzten Aufschwung zur Hardangervidda her ab und der Fluß schäumt bisweilen erheblich höher als die ihn nur schwer begrenzenden Felsufer.
Den letzten Wasserfall kann man aus der Nähe nur bewundern, wenn man einen lohnenden Abstecher macht. Der eigentliche Wanderweg macht hier einen weiten Umweg nach links um die Steilwände herum und verläuft sich im weitverzweigten Wegenetz der Vidda.

Doch der Eidfjord hat noch mehr Sehenswürdigkeiten zu bieten. 30 Kilometer weiter Richtung Geilo nach Osten in das Tal Mäbödalen hinein liegt der Vöringvossen. Neben dem Predigtstuhl eine weitere Hauptsehenswürdigkeit. Dieser sehr hohe und trotz Wasserregulierung noch sehr schöne Wasserfall liegt am oberen Ende des tief eingeschnittenen Mäbötales. Hier stürzt er ....m über eine Steilstufe hinab in eine schmale Gebirgsspalte.
Fährt man die Straße (Rv7) von Eidfjord kommend zum Vossen hinauf, so durchfährt man vier lange Tunnel, die zum Teil den Höhenunterschied durch schraubenförmigen Verlauf im Berg erreichen. Manchmal hat man einen Blick auf die alte Straße, die noch ohne Tunnel auskam und in die Schlucht des Mäböflusses hineingebaut wurde. Heute darf man diese aussichtsreiche Straße nur noch zu Fuß oder mit einer kleinen Ausflugsbahn (Trolltog) betreten.
Hat man sich an den zwei Aussichtspunkten (Großer Parkplatz am Kiosk und gegenüber am Hotel, ca. 3km Anfahrt) den Wasserfall von oben angesehen, kann man auch noch direkt bis zum Wasserfallfuß gehen. Hierzu gibt es einen 1/2stündigen Weg vom kleinen Parkplatz oberhalb des Mäbötunnels aus. Lohnender ist jedoch auf jeden Fall die Variante, von der Talstation des Trolltog (Mäbögard-Museeum) aus den alten Saumpfad zu nehmen, der in 1300 Stufen hinauf auf die Vidda führt.

Eine ungemein schöne und einsame Wanderung beginnt ganz in der Nähe von Eidfjord. Von Övre Eidfjord fährt man am Hardangervidda-Informationszentrum (an Tagen mit schlechtem Wetter ein Ausflug wert) vorbei hinein in Hjölmodalen. Am Ende des Dorfes zum Gebirge hin beginnt eine Schotterstraße, die zunächst noch relativ breit dann recht schnell schmäler wird, wenn sie beginnt, die ca. 1000Höhenmeter bis zur Hochfläche zu erklimmen. Die Strecke bleibt bis oben hin befahrbar, ist aber steil, schmal und sehr kurvenreich. Kurz unterhalb des Parkplatzes oben auf der Vidda ist an einem Wasserfall ein weiterer, kleiner Parkplatz - sogar mit einem Toilettenhäuschen. Direkt am Platz vorbei braust in schönster Wildbachmanier der Berdölofluß vorüber. Über eine Brücke gehend sieht man bereits das Schild, das zum Valurvossen weist. Dorthin soll der Weg gehen.
Durch den lockeren, nicht allzu hohen Birkenwald geht es nun immer am Rand der Hochfläche entlang. Der Weg ist schmal und fordert gelegentlich, eine Hand zum Stützen zu verwenden. Etwa 10 Minuten nach dem Parkplatz kommt man an einem Hinweisschild „Lofted“ vorüber. Der Pfad geht rechts ab etwas steil hinauf. Hat man Zeit, sollte man diesen luftigen Aussichtspunkt auf jeden Fall besuchen. Der atemberaubende Tiefblick ins Hjölmodalen hinab und zu den glatten Granitfelswänden gegenüber lohnt sich.
Von diesem Aussichtpunkt zurück geht der Weg weiter südlich an kleinen Seen vorüber und über einige Rinnsale hinweg. Der Baumbewuchs wird spärlicher, obwohl man keinen allzu großen Anstieg hinter sich bringt. Dafür wird die Blumenpracht umso üppiger und man sollte sich Zeit lassen, neben den beeindruckenden Fernblicken auch einmal den Wegrand zu betrachten.
Nach etwa 1,5 Stunden erreicht man schließlich eine abgeflachte Bergnase, über die man ein wenig in Richtung des Tales hinunter steigt. Das trockene, aschweise Islamoos zerbröselt nach Tagen der Trockenheit unter den Bergstiefeln.
Dann kann man endlich erstmals den schäumenden Zufluß zum Valurvossen sehen und Momente später auch den Fall selbst, der über 200m eine Steilstufe hinabstürzt. Während der Schneeschmelze quillt aus dem schmalen Felskanal oberhalb der Fluß in weitem Bogen aus dem „Mundloch“, ein phantastisches Naturerlebnis.
Fotographen sei empfohlen, erst am späteren Nachmittag am Wasserfall zu sein, dann hat man das Licht von hinten.

Die Mittagspause im Donnern des an der gegenüberliegenden Talseite herabstürzenden Wasserfalles ist gewiß ein Höhepunkt für Tageswanderungen in der Hardangervidda. Da die Anfahrt zum Parkplatz und der nicht unbeschwerliche Weg viele Touristen davon abhalten wird, diese Wanderung zu unternehmen, ist es darüber hinaus auch noch herrlich einsam.

Vom Valurvossen aus kann man wieder ganz zurück gehen oder aber man der roten „T“-Kennzeichnung in Richtung der Berghütte Viveli, um von dort in etwa 2 Stunden am oberen Parkplatz vorbei wieder zum eigenen Wagen zu kommen. Auf diesem Abschnitt der Wanderung hat man Gelegenheit, die baumlose, herbe Schönheit der Hardanger-Hochfläche kennen zu lernen.

Das von Eidfjord wie von den anderen am Hardangerjökulen (Gletscher) gelegenden Gemeinden regelmäßige Gletscherführungen auf diesen nahegelegenen sehr flachen Eispanzer angeboten werden, sei nur der Vollständigkeit erwähnt.

Etwa 5km von Eidfjord entfernt setzt die Fähre in Brimnes über und man hat Gelegenheit, über Ulvik durchs schöne Espelandsdalen zu fahren. Ein erheblich kürzerer Weg führt durch den sehr langen Vallaviktunnel (Rv7) direkt in Richtung Voss.
Voss ist eine touristisch gut erschlossene Gemeinde. Sehenswert ist der Campingplatz am Tvinnefoss etwa 10km nördlich von Voss. Der breite Fall stürzt über etliche kleine Stufen genau in das Gelände des Platzes hinein.

Etwa 35km weiter erreicht man Gudvangen am Ende des Näföyfjord. Dieser Fjord gilt als einer der schmälsten und man kann durch Ihn hindurch z.B. mit der Autofähre nach Lärdal fahren, um dieses Naturschauspiel zu erleben. An der schmälsten Stelle sind nur 400m zwischen den beiden an die 1000m hohen Felswänden.

Alternativ zu dieser recht teuren und an die 4 Stunden lange Fahrt beginnt unmittelbar nach Gudvangen ein 11km langer Tunnel in Richtung Flam. An dessen Ende ist nur ein kleiner Abzweig nach Undredal, bevor es in einem weiteren, 5km langen Tunnel weitergeht. Obwohl Undredal nicht allzuviel zu bieten hat, ist ein Kaffe- und Kuchenaufenthalt bei dem Fähranleger-Restaurant lohnenswert. Das Dorf liegt herrlich abgelegen am Sognefjord und die Zeit scheint zwischen den bunten Holzhäusern stehen geblieben zu sein. Die kleine Stabkirche kann sich zwar nicht mit Utnes oder Kaupanger messen, aber es ist eine schöne Zugabe.

Flam ist der Touristenknotenpunkt am Sognefjord. Hier treffen die großen Hotelschiffe bei Ihren Nordlandtouren ein, hier beginnen oder enden etliche Ausflugsfahrten und hier kommt die berühmte Flambahn von der Strecke Oslo-Bergen .herunter. Hunderttausende fahren jährlich vom Bahnhof in Flam aus das Flamsdalen hinauf oder von Myrdal aus zum Fjord herab. So ist die Vorstellung von einer beschaulichen Bummelbahn, die die 20km und etwa 850 Höhenmeter zur Bergstation bewältigt, schnell dahin. In modernen Waggons ziehen zwei Lokomotiven den langen Zug in wenig beschaulicher Manier den Berg hinauf. Ja, da liegt der herrliche Rjoandevossen am Weg und der Zug hält kurz, um den Touristen die Möglichkeit zu geben, Fotos von sich und dem Wasserfall zu schießen.

Wer jedoch das Tal lieber ausführlich kennen lernen will, der sollte mit der Bahn hinauf fahren, soweit er will (5 Haltestellen) und dann nach Flam Hauptbahnhof wieder zurück laufen. Er wird feststellen, daß dies trotz des Touristenrummels in Flam eine sehr einsame Wanderung sein kann.

Der engagiertere Wanderer wird lieber ein Tal (8km) weiter nach Lärdal fahren. Hier, vom kleinen Ort Vassbygdy aus, kann man eine herrliche Wanderung durch eine urwüchsige Landschaft machen. Morgens um 9.30 Uhr sollte man den Bus Richtung Österbö besteigen. Der bringt einen innerhalb 45 Minuten etwa 800m höher hinauf. Österbö ist eine Touristenstation mit Hütten zum Mieten, einem kleinen Campingplatz und einem Toruistenhotel. Neben der hier beschriebenen Wanderung sind etliche weitere von hier aus möglich.
Die Wanderung durch den „Grand Canyon“ des Nordens ist mit dem Bus als Transfermöglichkeit nach Österbö jedenfalls eine anstrengende, aber machbare Tagestour.
Gleich hinter der Station liegt ein großer See. Um den nördlich herum geht es zu seinem Abfluß hinunter ins Aurlandstal. Nach einer ersten Felsbarriere gelangt man an ein paar Hütten vorbei gleich zu einer geschichtsträchtigen Stelle. Hier wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein eine Engstelle am See so überwunden, daß man über Leitern zum Teil waagrecht über dem Abgrund hinweg klettern mußte.
Dann wurde ein Weg in den Fels gesprengt. Seither ist der Weg erheblich weniger beschwerlicher geworden. Allerdings ist ein Teil des Reizes erhalten geblieben, da hier noch kein Geländer den Wanderer vorm Absturz ins kalte Naß schützt.

Nun kommt man an eine Wegkreuzung, was bei den Wanderwegen in Norwegen an sich recht selten ist, weil es im Verhältnis zur Größe des Landes so wenige Wanderwege gibt.
Nach rechts geht es empor zu der Bärenalm, gerade aus hinunter in die Schlucht, die bis vor einigen zig Jahren noch als unzugänglich galt, heute aber einen spannenden Teil der Wanderung ausmacht.



Wird fortgesetzt.......

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