01.07.2010 Folgefonna Gletscherwanderung

Wir haben bereits am Morgen Sonnenschein....wenn auch nur auf dem gegenüberliegenden Fjordufer. Bis die Sonne über den Berg kommt, sind wir bereits auf dem Weg nach Jondal.

Schon bald sind wir da und biegen Richtung Sommerskicenter ab (19km). Nach etwa 9km ist ein Wegezoll von 60 Kronen zu zahlen. Doch die lohnen sich, wenn das Wetter wie heute strahlend gut ist. Zunächst noch durch bewaldete Hangtäler steigt die Straße immer weiter heraus aus der Baumgrenze hinauf. Schließlich sind die ersten Schneefelder zu sehen und die weiße Linie des Gletschers erscheint am stahlblauen Himmel. Kurvenreich windet sich die schmale Straße an kleinen Seen vorbei bis hinauf auf rund 1100m (Jondal liegt auf 0m!).
Auf dem Parkplatz ist ordentlich was loß. Eine Menge „crazy people“ laufen in dicker Skibekleidung und mit Monoboards oder Carvingski bewaffnet Richtung Schlepplift.

Hier an dieser Stelle ist der Gletscher hergerichtet für Funsport. Sogar einige Ski-Kiter sieht man oben auf dem ebenen Teil des Gletschers.

Wir lassen uns Zeit mit dem Anziehen, denn wir wollen der geführten Tour (10.30 Uhr) zum Gletscher folgen. Andernfalls hätten wir den Gletscherabbruch auch nie gefunden. Vom Parkplatz aus geht es mit Blick zum Lift entweder am rechten Rand des Skihangs direkt hinauf. Oder rechts kurz in eine Mulde und dann ansteigend auf die Höhe (kaum zu verfehlen, immer in der Sichtweite des Skihangs bleibend etwa 150 m ansteigen).
Oben auf der Kuppe geht es dann in etwa gerade aus weiter – zu verfehlen ist der richtige Weg nicht, denn wenn man erst einmal über die Kuppe gegangen ist, kann man gar nicht mehr weiter rechts – da ist der senkrechte Abbruch hinunter zum Gletschermund.

Den Abstieg hinunter zu finden ist allerdings etwas schwieriger. Es geht deutlich links neben dem Bach hinunter, der sich aus der Senke die senkrechten Felsen hinunter stürzt. Direkt unten drunter kann man schon die große, eher ebene Fläche des Gletscherarms sehen. Weiter unten sind vermehrt Gletscherspalten. Dort wollen wir hin.

Doch zunächst ist etwa 1 Stunde Schneestapfen angesagt. Über weite Schneefelder bewegen wir uns über den Buckel (Felsinsel mit Stahlgebilde) wieder hinab zum steilen Einstieg. Wir hätten es anhand der fehlenden Fußspuren nie gefunden. Doch so sind zwei Gruppen vor uns schon entlang gelaufen und wir haben kein Problem.

Auf einem herrlich glattgeschliffenen Felsbalkon über dem Gletscher ziehen wir uns bei bestem Wetter die Steigeisen an.

Und dann geht es auf den Gletscher. Zunächst noch dick mit Schnee bedeckt müssen wir sogleich an einigen Spalten vorbei. Zum Glück hat auch hier der geführte Trupp vor uns Spuren hinterlassen, so dass es klar ist, wo wir entlang gehen können.
Und tatsächlich kommen wir so richtig in den Gletscherabbruch hinein. Blaues Eis schimmert uns aus den Tiefen entgegen. Immer tiefer geht es hinab. Schließlich finden wir ein Kleinod, das bestimmt jede Gruppe hier besucht: Eine Blaueisgrotte.

Man kann hindurchgehen und die glattgeschliffenen Wände bewundern. Es sieht nach einem Rest eines Wasserlaufs im Eis aus.
Danach geht es unter steil aufragenden Eisabbrüchen wieder zurück in die Höhe. Aber Achtung, scheinbar sichere Schneebrücken können plötzlich wegbrechen. So uns passiert – zum Glück ohne größeren Schaden. Ein paar Blutstropfen haben das Eis gefärbt.

Die Sonne brennt vom Himmel herab. Doch der leichte Wind bewegt die kalte Luft über dem Gletscher und wir sind froh, im Aufstieg wieder warm zu bekommen.
Schließlich liegen wir wieder auf dem Steinbalkon und genießen die Wärme von unten und von oben. Was für ein Tag, was für eine Aussicht.

Leider wollen wir heute ja noch Richtung Bergen und brechen daher bald wieder auf. Nun geht es steil bergauf. Die Schneerinne hört bald auf und Fels gibt wieder sicheren Halt. Wie das wohl hier gegen Ende des Sommers bergab geht so ganz ohne Schnee?!

Mit einem kleinen Schlenker zu einem optimalen Aussichtspunkt auf den Gletscher geht es wieder zurück. Es ist 17.30 Uhr und der Skibetrieb ist eingestellt. Daher kürzen wir ab und steigen im Skihang ab. Der Schnee ist total sulzig nach diesem warmen Tag.

Auf dem Parkplatz sind wir die Einzigen neben einem Paar aus den Niederlanden. Mit denen unterhalten wir uns noch eine Viertelstunde. Dann fahren wir wieder bergab. Nun sind es 1100 Höhenmeter, die wir bremsend hinab rollen.

Zwei Radfahrer mit Helmkamera überholen uns rasend schnell. Kurz darauf treffen wir wieder auf die Beiden und ihre Begleitfahrzeuge. Einer ist wohl gestürzt und das Fahrrad ist nur noch Schrott wert.
Wir rollen weiter hinab in die Trogtäler mit den schönen Seeaugen darin.

In Jondal müssen wir leider feststellen, dass die Viertelstunde freundlichen Gesprächs oben auf dem Parkplatz dazu geführt hat, dass wir die Fähre genau um 15 Minuten verpasst haben.
Und die nächste in Richtung Bergen fährt erst um 20.30 Uhr. Also kochen wir uns etwas zu Essen auf dem Parkplatz, der zugleich Dorfkern und Marktplatz ist. Bei strahlendem Sonnenschein herrscht hier reges Kommen und Gehen. Der Spar-Markt hat auch nach 20.00 Uhr noch offen.

Im Hotel direkt am Anlegeplatz bedient mich ein Deutscher aus Germersheim – ihm war die Heimat zu eng geworden. In Jondal ist es mit Sicherheit weder stressig noch eng – hier ist man ziemlich weit von allem entfernt. Außer von der Natur.

Im Hafen von Törvikbygd fahren wir rasch von der Fähre und dann auf der RV7 Richtung Bergen.
Das Gebiet ist sehr zersiedelt. Selbst oben auf der Hochfläche reiht sich ein Blockhaus ans andere. Wo Seen sind, stapeln sie sich regelrecht.

Erst als es auf der anderen Seite wieder hinab geht, bestehen Chancen auf einen Nachtplatz.

Sehenswürdig sind die schmalen alten Straßenteile, die neben den modernen Tunneln erhalten geblieben sind. Kaum zu glauben, welche Straßen wir vor 20 Jahren gefahren sind, um nach Bergen zu kommen. Das geht heute doch viel bequemer.

Schließlich finden wir nach einem wunderschönen Wasserfall in der Nähe von zwei Rastplätzen einen passablen Nachtplatz. Es hätte schönere gegeben, aber da standen schon zwei Wohnmobile. So aber sind wir völlig einsam auf einer großen Wiese.

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