09. Mai - Levada Nova bei Ribeira Brava

09. Mai - Levada Nova bei Ribeira Brava

Wir wachen spät auf – erst gegen Neun frühstücken wir. Aber dann sind wir zügig unterwegs. Die Berge sind nicht mehr ganz verhüllt, aber Wolken ziehen über ihre Gipfel hinweg. Nur das Dorf unten im Felskessel erreicht die Sonne, als wir losfahren. Die kurvige Strecke ist nun nicht mehr ganz so schlimm. Und die entgegenkommenden Busse, die oben am Parkplatz am Hotel ihre Gäste entladen, lassen keine schnelle Fahrt bergab zu.

Endlich sind wir auf der Rapido und düsen Richtung Ribeira Brava. Leider finden wir die richtige Auffahrt nicht und durchqueren noch den langen Tunnel. Unmittelbar dahinter geht es rechts ab und dann immer den Berg hinauf.
Allerdings nicht so wie wir zunächst fahren, nämlich im Tal Richtung Tabua. Die reichlich vom Wasser zerstörte Straße bleibt im Tal und führt zum mittleren Teil der Levada.
Man muß stattdessen eigentlich hinauf nach Furna und dann Massapez.

Irgendwie schaffen wir es zum Einstiegspunkt der Levada Nuovo zu kommen. Direkt am Straßenrand ist Platz für vier Autos. Herrlich geht der Blick über die vielen roten Dächer hinab bis zum Meer.

Leider kommen von da richtige Wolkenschiffe angesegelt. Aber die ersten Meter entlang der Levada bleiben erst einmal trocken und sonnig.
Mit Mitteln der EU wurde der Weg neben der Betonrinne hervorragend hergerichtet. Allerdings nicht lange. Nach einer scharfen Rechtskurve geht es an einer Felswand entlang. Das Geländer begleitet uns nur kurze Zeit, dann sperren umgestürzte Bäume oder große Felsbrocken den Weiterweg. Etwas umständlich muß man die Hindernisse auf den schmalen Betonrändern der Rinne umgehen.
Leider ist fast kein Wasser in der Levada – später sehen wir warum: Die Zerstörungen entlang des Weges sind zum Teil erheblich und haben auch die Betonrinne beschädigt.

Der schmale Pfad geht entlang von Felswänden und gelegentlich ist auch der linke Rand zum Tal hin ziemlich exponiert. Aber oft schlägt sich der Weg auch durch üppiges Grün.
Nach einem ersten Regenguss ahnt man, wie warm es hier im Sommer sein kann. Schon jetzt schlägt einem die warme, duftende Luft wie in einem Tropenhaus entgegen.
Als wir eine Straße erreichen, streift uns ein Regengebiet. Wir haben Glück und können uns unterstellen. Sonst wären wir wohl ziemlich nass geworden.
Gegenüber geht es die Levada entlang weiter. Kurz darauf erscheint ein kurzer Tunnel, der uns unter einem Sattel hindurch waagrecht hinüber ins Haupttal bringt. Der Weg ist breit und man braucht keine Taschenlampe.
Das gegenüberliegende Ende des Tunnels mündet in einen der exponiertesten Teile der Levada. Ohne Geländer bricht die Talseite nahezu senkrecht ab. Durch die großen Erdrutsche im Hang hat man z.T. freien Blick hinab.
Die nächsten 2 km sind einfach herrlich. Der Tiefblick ins einige Hundert Höhenmeter unter uns liegende Tal ist herrlich.
Doch wie in Madeira üblich kommt der Talboden relativ rasch hinauf zur waagrecht entlangführenden Levada. Und so können wir sehr gut sehen, wo wir falsch gefahren sind und wie stark die heftigen Regenfälle im Februar die Straße beschädigt haben.

Schließlich erreichen wir die kleine Ansiedlung Tabua. Man fragt sich, was man hier oben und so weit ab vom Küstenstreifen für seinen Lebensunterhalt arbeitet. Die winzigen Felderchen an den Hängen reichen jedenfalls nur zur Selbstversorgung.

Die Brücke ist wohl zerstört worden und so fließt das Wasser nun unter einem gewaltigen Berg riesiger Felsbrocken hindurch. Auch die Betonrinne ist völlig zerstört. Erst am gegenüberliegenden, ehemaligen Bachufer beginnt sie wieder.
Eine wacklige Behelfsbrücke aus krummen Stämmen und Paletten überquert einen rauschenden Bach. Kaum zu glauben, dass diese hochgeständerte Brücke auch weggerissen worden

ist.

Nun sind wir auf der „anderen“ Seite des V´s, das die beiden Schenkel der Levada bilden. Hier gibt es viel mehr Schilfgras und die Betonrinne ist völlig leer. Drei steile Einschnitte durchqueren wir. Jedes Mal zeigt eine Schneise der Verwüstung, wo die ungeheuren Wasser- und Geröllmassen sich den Weg nach unten gesucht haben. Die Levada ist jedes Mal erheblich beschädigt. Eine Stelle ist auch für uns kitzlig, da die Levada hier normalerweise überdacht ist, diese Betondecke aber durchschlagen worden ist.

Danach geht es in den offenen, weitgehend baumlosen Hang. Das Gras und die vielen anderen Blumen reichen uns teilweise bis zur Brust. Die Betonrinne ist teilweise völlig überwuchert – man merkt, dass hier keine pflegende Hand die Rinne und den Weg freihält.

An einem Felssporn etwa 20m unterhalb der Levada machen wir Mittagspause. Der Stein ist schön warm, so dass der stellenweise starke Wind nicht sehr stört. Wir teilen uns den Platz mit zum Teil sehr neugierigen Eidechsen, die begierig sich mit Brot und Käse füttern lassen. Und wenn man nicht aufpasst und etwas liegen lässt, sind die Tierchen plötzlich da und bedienen sich selbst. So vergeht die Pause recht kurzweilig.

Nach etwa 3 km erreichen wir den Endpunkt an den oberen Häusern von Candelaria. Hier könnte man nun steil hinab nach Ribeira Brava und auf der anderen Seite wieder aufsteigen. Wir aber wollen wieder zurück gehen.
Leider ist der Blick hinein ins Tal überschattet von grauen Wolken, die die Berggipfel schlucken. Und von hinten droht Ungemach.
Also nehmen wir die Beine in die Hände und beeilen uns, wieder nach Tabua zu kommen. Die vielen Gras- und Blumenstrecken bei Nässe stellen wir uns nicht so schön vor. Aber es bleibt ein Wunsch, der erste Schauer erwischen uns auf der Hälfte des Rückwegs. Nun ist alles, was an uns entlang schleift, naß und kalt. Doch wenigstens wartet der heftigste Schauer, bis wir hinter einer Felsnase etwas vor dem Wind in Sicherheit sind.
Wir warten die 10 Minuten Schütteregen unter den kleinen, mitgebrachten Regenschirmen ab. Zum Glück kommt meist direkt danach wieder die Sonne hervor und wärmt die abgekühlte Luft erneut auf.
Auch die wärmeliebenden Eidechsen kommen bald wieder aus ihren Felsnischen hervor.

Bald erreichen wir Tabua, queren wieder das Schuttbett des Flusses und steigen dann wieder in der eindeutig schöneren Teil der Levada ein. Erneut geht es zum Teil unter Fels und öfter recht exponiert zurück zum Tunnel. Durch diesen hindurch ist bald die Straße erreicht. Nun ist es nur noch ein Kilometer – leider nochmals mit einem kräftigen Schauer. Gegen 17.00 Uhr sind wir wieder zurück am Auto.

Die Suche nach einem Platz für´s Abendessen ist in Ribeira Brava vergeblich. Ein Volksfest führt dazu, dass keine Parkplätze mehr frei sind. Wir fahren zwar mitten durch die Festivität, aber halten können wir nicht.
Erst in Camara do Lobos finden wir nach langem Abstieg von dem Rapido Schnellweg bis zum Hafen eine Gaststätte. Es ist Churchills Platz, von dem der Englische Premierminister die Aussicht auf Hafen und Altstadt gemalt hat. Wir haben Glück – trotz Wind ist es schön warm in der untergehenden Sonne. In den Häuserschluchten herrscht die Hölle, denn Portugal hat wohl eine Meisterschaft gewonnen. Lautes Gehupe, Böllerschüsse und Tröten erzeugen einen permanenten Lärm.
Das Essen ist gut, die Preise gehoben.

Wir verschwinden möglichst zügig aus der Altstadt – hier sind wohl einige nach dem Gewinn nicht mehr ganz zurechnungsfähig.
Über die Abfahrt S. Antonia und einer extrem steilen Auffahrt in den engen Häuserschluchten von Funchal erreichen wir gegen 21.00 Uhr das nun wieder einsam daliegende Hotel. Hier oben sind wieder Wolken aufgezogen.

Schöne, einfache Wanderung. Völlig eben, aber gelegentlich ausgesetzt. 12km Länge, etwa 4 Stunden Gehzeit. Tour #17 von „Sigi & Christa´s Wandertipps.“.

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