18.06.2011 Öksfjord-Gletscher und Fahrt nach Alta

18.06.2011 Öksfjord-Gletscher und Fahrt nach Alta

18.06.2011 Öksfjord-Gletscher und Fahrt nach Alta

Meinem Fuß geht es zwar besser, aber er ist noch zu dick geschwollen, um in irgendeinen Schuh zu passen. Daher fällen wir endgültig die Entscheidung: Hammerfest wollen wir sehen!

Aber zunächst macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Wir können keine drei Kilometer weit fahren ohne anzuhalten.

Der kristallklare Morgen erleuchtet die Lyngenalpen auf der anderen Fjordseite. Und das Spiegelbild im blauen Wasser steht dem realen Pendant in nichts nach. Besonders bei Djupvik hält uns die Komposition aus rot angestrichenen Bootsschuppen und der friedlichen Kulisse dahinter in Atem.

Doch wir müssen weiter, Alta liegt noch 200km entfernt – und was das für 200km sind!

Wir passieren Birtavarre und dann Storslett. Hier könnte man 60km ins Reisadalen hinein fahren und eine Bootsfahrt zum Mollisvossen machen. Wir fahren am leider geschlossenen Touristenbüro vorbei (Samstags und Sonntags wohl eher nicht offen).

Weiter geht es die E6 entlang der an Inseln reichen Küste über Sörströmmen nach Alteidet. Hier verlockt uns das Schild „Öksfjordjökelen“, denn wir wissen: Dies ist der einzige Festlandgletscher Norwegens, der noch direkt ins Meer kalbt.

Eine bucklige, acht Kilometer lange Straße bringt uns zum kleinen Parkplatz, von dem aus man einen Blick auf den Hängegletscher hat, der über eine Steilwand ragt. Unten liegen aufgetürmt die Reste von Eisabbrüchen.

Etwa 500m vor dem Endpunkt der Straße bietet ein Pärchen Norweger Boote an zum Paddeln oder Angeln. Und für sagenhaft günstige 250 NOK dürfen wir vier Stunden lang im offenen Zweier paddeln.

Na klar, wo der Weg hingeht: Zum Gletscher. Das sind 7km einfache Strecke, also normalerweise ein leicht zu schaffendes Pensum. Leider bläst hier im Seitental ein sehr kräftiger Sturm genau aus der Richtung, in die wir wollen. Ein zweistündiger Kampf mit den Wellen und dem Wind folgt. Endlos dehnt sich die Überfahrt und auch auf der anderen Fjordseite gibt es kein Windschatten. Dafür haben wir nach zwei Bergvorsprüngen dann lange Zeit, uns den Gletscher anzuschauen, während wir uns mühsam darauf zubewegen. In gut 600m Höhe liegt dort blau leuchten das Eis.

Reichlich erschöpft erreichen wir die Lagune vor dem Gletschermundloch. Aus dem strömt grünes Eiswasser und läßt das ansonsten kristallklare Fjordwasser trüb werden.

Wir machen kurz Pause unter dem Gletscher auf einem der abgeschliffenen Felskuppen. Obwohl es sehr warm ist, bläst uns bald der Wind die Wärme von der Anstrengung aus den Gliedern. Ist aber auch nicht falsch. Denn nach einem ersten kleinen Eisabbruch noch am Rastplatz bricht ein recht großer Teil der Eiswand ab, als wir etwa 500m entfernt sind. Die Eisbrocken finden bis hinunter zum Wasser ihren Weg und hätten auch unseren Rastplatz treffen können.

So aber haben wir ein fantastisches Naturschauspiel und sind erstaunt über den Lärm, der bei so einem Abbruch entsteht. Später erzählt uns der Vermieter, daß er vor einigen Wochen gar nicht erst in die Bucht einfahren konnte, weil dort etwa zwei Meter hoch Eisbrocken von einem gewaltigen Abbruch herumschwammen. Kaum vorstellbar, was uns in unserem keinen Boot passiert wäre….

Auch zurück müssen wir kämpfen – zunächst mit Gegenwind und dann mit Flaute. Das ist nicht fair, uns die ganze Strecke paddeln zu lassen. Alles in Allem: Wer gerne paddeln möchte in einer fantastischen Landschaft, der sollte es hier tun! Ansonsten fährt einen der Vermieter auch gerne mit einem flotten Motorboot die 7km zum Gletscher hinter. Oder man mietet für 450 NOK (2 Std.) eines und fährt selbst.

Da wir nicht noch einen Tag mehr verlieren wollen, fahren wir noch über Alta hinaus. Schon 45km vor Alta bei Talvik sieht man die Häuseransammlung der 12.000-Einwohnerstadt. Doch wie so häufig müssen erst noch Fjordarme umrundet werden.

Alta selbst ist weitläufig und versteckt sich teilweise in der wildnisartigen Waldlandschaft. Es gibt einen Flughafen mit angeschlossenem Industriegebiet – und natürlich die Helleristninger (Steinritzungen) im Süden des Stadtgebietes. Doch die besuchen wir auf dem Rückweg.

Hinter Alta geht es für etwa 80km durch das Landesinnere. Berge, Moore, ausgedehnte Birkenwälder und immer wieder an den unmöglichsten Orten die Zweithäuser der Norweger. Umso abgelegener, desto lieber. Und sehr oft ohne direkte Zufahrt mit dem Auto.

Wir biegen etwa 15km nach Alta nach links ab, um in Kviby nach einem Nachtplatz zu suchen. Die bucklige Straße führt von der Höhe steil hinab zum Altafjord, ohne dass man einen Nachtplatz finden könnte. Schließlich quetschen wir uns in eine Nische im niedrigen Birkenwald. Aussicht gibt es keine tolle heute, aber es ist ruhig und abgelegen. Leider ziehen erste Wolken auf – hoffentlich keine Vorboten.

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