27.06.09 Grotta di Tofane / Castello (Klettersteig

Ein Versuch der Annäherung an die Riesenwand der Tofane – spannend und überraschend

Wir lassen uns um 5.45 Uhr wecken, um auf jeden Fall rechtzeitig zum Rif. Dibona hinauf zu kommen. In der Hauptsaison ist diese Straße ab 9 Uhr gesperrt. Brötchen werden noch schnell in Cortina eingekauft, wobei schnell bei diesen kurvigen Straßen gar nicht geht.
Das Wetter ist sehr durchwachsen. Zwar ist die Fernsicht gar nicht so schlecht, doch allenthalben steigen Wolkenfetzen aus den Schründen und Felskars der Berge auf. Kaum einer verhüllt sich nicht fast vollständig.

Rechtzeitig erreichen wir die Auffahrt Richtung Rif. Dibona (kurz hinter Cortina Richtung Falzarego-Pass rechts abgehend, ausgeschildert). Die Straße ist in einem bedauernswerten Zustand. Und im oberen Teil zudem unbefestigt. Dennoch gelangen wir gut zum Ref. Dibona auf 2083m.
Wir sind fast alleine hier oben und Murmeltiere laufen über den Parkplatz.
Über den Weg 403 und dann 421 steigt man nach Nordwesten hinauf zum Wandfuß der Tofane. An der Materialseilbahnstation für das Ref. Giussani geht es zunächst durch Latschen und später gut befestigt durch Geröll bergauf. Bei etwa 2300m stößt man auf den quer entlang des Wandfußes verlaufenden 404 und den Abzweig zur Grotta di Tofane. Der Weg den Schuttkegel hinauf ist ausgeschildert und führt an einer alten Stellung aus dem Ersten Weltkrieg vorbei.

Wir haben leider Pech. Ein mannshohes Schneefeld lässt kaum Platz zum Aufsteigen und etwa 5m vor dem Stahlseil ist kein Platz mehr zwischen Felswand und Schneewand. Mit großem Bedauern müssen wir aufgeben. Der Steig ist an sich kurz (ca. 50 Höhenmeter), recht einfach und der Besuch der riesigen Höhle lohnend.

So steigen wir enttäuscht wieder ab auf den 404 und gehen weiter nach Westen. Kurze Zeit später kommt der Abzweig Richtung Castello und den Klettersteig Lipella.

Wieder geht es hinauf zum Wandfuß. Die überall deutlich sichtbare Schichtung des Gesteins hat hier natürliche Dächer entstehen lassen. Auf schmalem Sims gehen wir so nach oben hin vor Steinschlag einigermaßen geschützt in Richtung des Einstieges in die Galleria.
Ein wenig müssen wir noch ansteigen, dann erreichen wir den Anfang des Stahlseils. Hier hat man viel Platz (auf ca. 2400m), seine Klettersachen anzuziehen. Die Plattform war wohl mal eine Befestigung oder ein Gefechtsstand.
Über einige Eisenkrampen geht es entlang des Stahlseils etwa 10m Meter empor. Dann hilft eine Eisenleiter die Steilstufe überwinden. Neben dran hängt die alte Holzleiter aus dem Krieg. Einige Sprossen fehlen schon.

In dem dunklen Spalt wurde wohl einstmals z.B. ein Generator betrieben. Wir gehen um die alten Holzrahmen drum herum und steigen eine weitere Leiter empor. Auch hier oben, nun schon halb im Berg, liegt viel Holz aus dem Krieg herum. Man merkt es kaum, aber man steht auf einer Gesteinsplatte, die unten drunter hohl ist.
Wir wenden uns dem Tunnel zu, der stockfinster ist. Allerdings hat man eine hervorragende Stahltreppe hier hinein gelegt. So gewinnt man schnell an Höhe. Nach einem Fenster – und davon gibt es nur ganz wenige – hören die Stahltreppen auf. Nun wird es rutschig und steiler. Dankbar nutzen wir das durchgehende Stahlseil.
An einem weiteren Fenster scheint fast Schluss zu sein. Hereingewehter Schnee blockiert den Weiterweg. Aber es bleibt doch so viel Platz, dass wir weiter gehen können.
Man merkt es kaum, aber in dem dunklen Tunnel (etwa 500m Länge) steigt man über 200m auf.

Wir gehen am ersten Ausgang vorbei und steigen bis ganz oben hin an. Der untere Ausstieg vermeidet etwa 100m sehr schönen Klettersteig außerhalb des Berges. Außerdem verpasst man den spektakulären Ausstieg (ca. 2600m) und die tolle Aussicht.
Das Stahlseil quert etwa 80m die Felswand (darunter ein weiteres Loch eines Stollens). Dann geht es steil bergab. Bei uns zu einem Schneefeld, dass wir queren müssen.
Vom Sattel aus führt die Markierung hinab ins Ravenanzes-Tal hinab. An diesem nur selten sonnigen aber völlig windstillen Tag müssen wir das rinnenausfüllende Schneefeld hinunter gehen. Und das wird ordentlich steil, bevor wir endlich den Weg wieder erreichen.

Mit Blick in das Tal, hinüber zur Fanesgruppe und der Bergstation des Kleinen Lagazoui, vor allem aber auf die gewaltige Wand der Tofane di Rozes machen wir Mittagspause. Zwei Dohlen spannen darauf, dass wir endlich wieder gehen....oder noch was zuwerfen.
Nachdem das Sonnenloch nur kurz währt, gehen wir recht bald weiter. Außerdem ist es schon recht spät.
Noch zweimal müssen wir ans Seil, dann haben wir den Wandfuß des Castello erreicht. Nun geht es durch ausgesprochenes Frontgebiet. Jeder größere Fels ist mit einer Kaverne versehen und Wehrgänge durchziehen das unübersichtliche Felssturzgebiet an der Forc. Col die Bos (2307m). Wir wählen den 404 für den Rückweg. Alternativ könnte man auch noch weiter absteigen und dann über den 412 zurück zum Rif. Dibona.

Was wir nicht wussten, der 404er ist bei weiten nicht ein ebener Weg, der entlang der Schutthänge führt. Wir steigen über 100m wieder auf und der Weg folgt notgedrungener Maßen den Geländegegebenheiten. In dem Schutt ist manchmal fast kein Weg mehr erhalten.
Doch irgendwann erreichen wir wieder den Bereich einer alten Kriegsstraße und kommen etwas besser voran.
Zurück über den gleichen Zustieg wie zur Grotte (421 hinunter zum Refugio Dibona).

Wir übernachten nochmals an der Auffahrt zur Seilbahn hinauf auf die Tofane die Mezzo. Allerdings ist es schon spät.

Tourdaten: ca. 700 Höhenmeter insgesamt, etwa 5 Std. Wanderzeit
Variationsmöglichkeit: Statt Abstieg nach Castello über den via ferrata Lipella weiter aufsteigen.

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