Schottland Sommer 2014

Anreise über Amsterdam
Holy Island und St. Abb´s Head
Aberlady Bay und Edinburgh Gardens

Wildlifepark und Chanonry Point
Dunbeath Gorge, Weiterfahrt
Der äußerste Norden - die Orkneys
Garden of Mex, Smoo Cave

Sandwood Bay statt Benn Hope
Point Stoer und Old Man of Stoer
Neist Point Lighthouse

Schottland, im Nordwesten einst ein Stück der Appalachen in Nordamerika, kollidierte vor Hunderten Millionen Jahren mit England, das zur Eurasischen Kontinentalplatte gehört. Doch nicht nur geologisch sind die beiden Teile der Britischen Insel unterschiedlich. Ihre Geschichte ist eng miteinander verzahnt und dennoch hielten sich stets Gegensätze, die unüberwindlich blieben. Schottland verlor mehrfach zwischen 1100 und 1700 den Kampf um die Unabhängigkeit gegenüber England. Die diesem Sieg folgenden Clearances (Vertreibungen) in den Jahren 1762 bis 1884 und die verheerende Hungersnot durch Kartoffelmissernten im Jahre 1847 haben viele Schotten ins Ausland getrieben.

Der Raubbau an der Landschaft ist vor allem im Norden oberhalb von Inverness und Fort Williams zu sehen. Mit jedem Kilometer weiter nördlich werden die Wälder weniger und die kahlen Moor- und Weideflächen häufiger. Heide- und Heidelbeerbüsche, niedrige Gräser und winzige Birken bedecken zwischen John o´Groates im Nordosten und Ullapool im Westen Europas größte Hochmoorfläche. Zwischen den von mehreren Eiszeiten rund geschliffenen Bergen hat sich das Land nicht mehr vom Raubbau erholt. Aus einst bis zum Horizont reichenden Wälder wurden alpine Matten, die sich - anders wie bei ihren Namensgebern - aber bis in die höchsten Höhen zwischen 700 und 900m hinauf ziehen.

Strukturiert wird der Norden Schottlands durch die tief eingeschnittenen Fjorde - auf schottisch Loch genannt. Sie verlängern nicht nur die Küstenlinie, sondern auch die fahrbare Strassenstrecke. Von Inverness über John o´Groates, Durness, Ullapool, Gairloch nach Kyle of Lochalsh sind es rund 630km (davon grob die Hälfte Single Road). Sie lassen sich mühelos um etliche Kilometer verlängern, wenn man z.B. bei Lochinver die Stoer-Halbinsel auf der Nebenstrasse B869 (sehr lohnend) umrundet oder bei Kinlochewe die 70km lange lohnende Nebenstrasse C1091 über Applecross und den höchsten Pass Schottlands wählt.

Es ist erstaunlich, wie vielfältig die Landschaft der Wester Ross und Highlands ist. Der Osten oberhalb von Inverness ist fast schon flach und von endlosen Weideflächen bedeckt. Nach wie vor scheinen Schaf- und Rinderwirtschaft die wichtigste Einkunftsmöglichkeit in diesem an sonstigen Arbeitsplätzen armen Gebiet zu sein. Im Hochsommer werden die Wiesen gemäht und Tausende von Heuballen liegen verstreut auf den riesigen Feldern.
Echte Wälder sucht man vergebens, einzelne Baumgruppen oder versprengte Waldviertel in irgendwelchen Tälern machen eher deutlich, wie kahl die Landschaft ist ohne Bäume.
Der äußerste Norden ist geprägt von in den Eiszeiten rundgeschliffenen Felsen, was sich als Landschaftsform im Großen wiederholt. Die Küsten sind oft rau und das Land endet abrupt an Steilklippen wie die von Dunnet Head.

Es gibt nur wenige Ansiedlungen und selbst da könnte man meinen, die Menschen würden einander aus dem Weg gehen wollen, so weit verstreut liegen die Häuser.
Würde man es nicht besser wissen, käme man nicht auf die Idee, dass die Strasse zwischen Thurso und Durness die einzige Ost-West-Verbindung im Norden ist. Die Single Track Road windet sich nahezu vollständig ohne zusätzliche Maßnahmen durch die Kontur der Landschaft. Jedem Tal, jedem Hügel, jeder Bergnase folgt die Strasse. Mehr als 60km/h ist selten möglich, denn hinter jeder Kurve kann Gegenverkehr "lauern", den man an einem der Passing Places passieren lassen muß.

Die oft sehr einsamen Strassen im Norden Schottlands führen an unzähligen Seen vorbei. Sie werden ebenso wie die Fjorde des Meeres in der zerklüfteten Küstenlinie als Loch bezeichnet. Klares Wasser, manchmal so glatt wie ein Spiegel, in dem sich die zerfurchten, grünen Berge, die hellen Felsen und der blaue Himmel spiegeln. Einzelne, oft vom Wind verkrüppelte Bäume stehen auf kleinen Inseln und geben dem Bild eine märchenhafte Note. Oder aber der Sturm peitscht über die hohen, langen Pässe, wo das Gefälle so gering ist, das die Bäche noch halb Hochmoor, halb schon Wasserstrom sind. Dann flattert die weiße Fahne des Wollgras dicht überm Boden, Schaumkronen rasen über das braune Moorwasser und die allgegenwärtigen Schafe legen sich in windgeschützte Mulden oder hinter alte Mauerreste.

Der Ben Hope (927m) und der Ben Loyal (764m) ragen aus dieser hügeligen Landschaft wie gewaltige Monolithe heraus. Je nach Blickwinkel fast unbesteigbar scheinend, entpuppen sich beide aus anderer Sicht als Besitzer sanfterer Anstiegsrücken. Aus den endlosen Wiesen- und Moormatten steigen im Sommer bei ruhigem und warmem Wetter milliardenfach winzige Fliegen auf. Midgets genannten, tragen sie neben einem ausgesprochenen Hang zu Blut eine heftige Ladung Gift mit sich herum. Die Bisse sind schmerzhaft und hinterlassen juckende Pusteln, weswegen selbst eingefleischte Wanderer dann engmaschige Mückennetze tragen.
900m Aufstieg unter solchen Bedingungen ist genauso wenig spassig wie bei Regen, Sturm und vorbei rasenden Wolken ohne Sicht. Leider bei dem nördlichsten Munro keine Seltenheit.

Ab Durness fährt man aus dem Norden hinab in die Highlands. Diese legendäre Landschaft ist geprägt von vielen Berggestalten und tiefen Glens (Tälern). Bei Kinlochbervie, Laxford Bridge, Kylesku, Lochinver und Ullapool reicht das Meer bis zu 25km weit ins Land hinein und schafft damit eine abwechslungsreiche Küstenlandschaft. In den geschützten Buchten sind sogar gelegentlich Palmen zu sehen und Richtung Ullapool laden der Inverewe Garden und Attadale Garden zu Besuchen ein.

Keine Frage, mit Kyle of Lochalsh erreicht man das Tor zu der Ilse of Skye. Sie ist der Inbegriff der Highlands, mehr noch wie die Grampians, die Torridons oder die Northwest Highlands. Denn auf Skye vereinigen sich auf einer im Vergleich kleinen Fläche all die typischen Landschaftsformen, die Schottland ausmachen.

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