07.07.2009 Latemar – Labyrinth (Wanderung)

Der berühmte Karersee und das Felsengewirr zu Füssen der markanten Latemartürme

Es hat am Abend geschüttet, es hat nachts geregnet. Aber am Morgen ist alles „nur“ total feucht. Allerdings machen die Wolken keinen Hehl daraus, dass es kein schöner Tag werden wird.
Wir streichen damit endgültig die Idee, irgendeinen Klettersteig noch machen zu können.

Über Vigo di Fassa fahren wir hinauf zum Karerpass. Die Wolken beenden die Berge bei etwa 1800m Höhe. Darüber herrscht Einheitsgrau.
Etwas unterhalb des Karerpass erreichen wir den vielbesuchten Karersee. Der einzige größere Parkplatz kostet 5 EUR Gebühr (oder ist das so eine Art Eintritt?)

Ganz kurz hinter dem Karersee Richtung Welschnofen ist auf der rechten Seite ein Parkplatz für etwa 5-6 Autos. Hier parken wir und starten unsere Wanderung durch das Labyrinth.

Doch zunächst umrunden wir den türkisfarbenen See, der bei gutem Wetter kaum an Farbenpracht zu überbieten ist. Heute ist aber der Himmel grau und so sind die Farben eher gedämpft.

Auf der gegenüberliegenden Seite muss man sich einen Pfad suchen (oder folgt sogleich dem Weg 12 am Einstieg, der leicht ansteigend hinauf zum Weiterweg führt). Es gilt, die steile Sepentinenkurve zu umgehen und oberhalb zu den Hotels zu gelangen.
Parallel zu der Straße wandern wir sanft ansteigend Richtung Karerpass. Nach etwa einem Halben Kilometer zweigt dann rechts der Weg 18 ab.

Wir haben jeweils unseren Regenschirm zwischen Rucksack und Rücken gesteckt und wandern so fast unbeeindruckt vom Regen.
Der Weg 18 ist ein schöner Weg, der moderat ansteigend oberhalb des Seekessels in Richtung Latemar Alm führt. Relativ früh kann man einen Blick auf den Mittelsee erhaschen, der in manchen Sommern komplett austrocknet.

An einer Wegkreuzung heißt es kurz aufgepasst. Es geht etwa 20m nach links und dort den Schildern folgend die 18 (Latemarscharte) und 20 (Labyrinth) bergauf. Der Weg ist nun schmaler und steigt zwischen feuchten Felsen und dichtem Pflanzenbewuchs durch den Bergwald an. Bald hört man Kuhglocken durch den Wald schallen (na, zumindest wir taten das). Wenn der Weg wieder nahezu eben verläuft, lohnt ein Blick rechts aus dem Wald heraus. Vor einem liegt das wüste Blockfelsenmeer unterhalb der so charakteristischen Latemartürme. Dieses Gebirge ist im Verfall begriffen.
Durch die Latemar Alm (nur ein ebener Platz, wo bei heftigem Regen gelegentlich ein Pseudosee entstehen kann) hindurch erreicht man den Beginn des Labyrinths.

Das Labyrinth ist ein Weg durch das Blockmeer, der eigentlich kein Ziel hat. Aber an den zum Teil haushohen Felsen entlang, manchmal sogar darunter hindurch zu wandern ist abwechslungsreich und spannend.
Bei strömendem Regen und eingeschränkter Sicht durch die schwarzen Regenschirme bleibt der Spaß allerdings auf der Strecke. Und vom Latemar selbst sehen wir gerade so eben die untersten paar Meter.

Unter einem großen Felsbrocken finden wir ein trockenes Plätzchen, das wir mit einem kleinen Schneefeld teilen. Hier machen wir Mittagspause bis uns die Kälte wieder weiter treibt.
Noch ein paar Kurven weiter geht es durch das Labyrinth bis hinauf auf etwa 1900 m. Dann beenden gewaltige Geschieberinnen das Felsenmeer. Unglaublich, mit welcher Wucht hier das Wasser riesige Mengen von Geröll in den Bannwald hinein treibt. Und wo der Wald die Schuttlawine nicht mehr halten kann, graben sich tiefe Furchen in den Hang.


Doch dann beginnt wieder Wald. Und unglaublich aber wahr: Aus dem Nieselregen der letzten Minuten wird Sonnenschein. Zuerst nur zaghaft, doch dann mit Macht scheint es durch den tropfend feuchten Wald. Und gegenüber öffnet sich etwas der Schleier über König Laurins Reich, dem Rosengarten.
Welch eine Aussicht – bei schönem Wetter!

Der Weg 11 bringt einen dann als breite Forststraße sehr bequem aber auch etwas öd direkt zurück zum Auto.

Die Tour hat einen Höhenanstieg von ca. 380 m und eine Länge von etwa 6-7 km. Bei schönem Wetter als kleine Tour bestens geeignet. Bei Regen wegen der rutschigen Felsen nicht ganz so angenehm. So oder so einen Versuch auf jeden Fall wert!

Bei der Nachtplatzsuche sind wir nicht sehr erfolgreiche. Am Nigerpass ist nichts zu finden. Und weil die Wettervorhersage für Morgen auch nichts Gutes vorhersagt, verzichten wir auf den Masaré-Klettersteig und fahren über Welschnofen nach Obereggen. Hier, auf der Westseite des Latemar, bringt einen ein Sessellift in die Nähe der Latemartürme, von denen wir dann zumindest ein paar wenige umrunden wollen.

Das Wetter ist mittlerweile so sonnig, dass es fast eine Unverschämtheit ist. Der Latemar ist zwar ständig von Wolken gekrönt, aber auf unserem Platz auf einer abgemähten Wiese ist es herrlich sonnig.

Ein wenig schlechtes Gewissen haben wir schon wegen der Wiese, doch alle anderen Versuche, einen Nachtplatz zu finden, waren vergeblich. Auch einer, der uns fast auf einer steilen, völlig durchweichten Bergwiese hätte „verenden“ lassen. Nur behutsames, langsames Rückwärtsfahren bewahrte uns davor, ganz schön dämlich dazustehen.

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