06.07.2009 Nicolaustal – Lagusel (Wanderung)

Eine schöne Tour für Tage, an denen man keinen Gipfel besteigen will - lohnend

Es regnet beim Aufwachen, es regnet beim Frühstück und es regnet, als wir losfahren. Eigentlich wollten wir hier oben am Fedaiasee eine Tour machen, aber angesichts des schlechten Wetters fahren wir doch lieber ins Nicolaustal.
In Penia tanken wir Wasser nach und in Canazei Diesel und Luft. Einer der Vorderreifen verliert langsam Luft.
Dann geht es über Campitello und Vigo di Fassa ins Val Nicolo. In den Dörfern flanieren Hunderte von Menschen mit Regenschirmen – was soll man an so einem Tag auch machen.
Wir aber nutzen die Möglichkeit, noch 3,5 km weiter hinein fahren zu können in das schöne Tal.

Auf dem großen Parkplatz am Ende des öffentlich befahrbaren Teils der Straße zahlen wir 2 EUR Parkgebühr.
Direkt hinter dem Parkplatz, etwas im Wald versteckt, steigt sanft eine Forststraße in Richtung Talende an.
Auf dieser Forststraße erreichen wir den Abzweig des Weges 640. Der Wegweiser ist nagelneu und weist eine Gehzeit von 1.10 Std bis zum kleinen See Lagusel aus.
Da es vom Parkplatz (ca. 1720 m) bis zum See (2103 m) immerhin fast 400 Höhenmeter sind eine durchaus stramme Vorgabe.

Aber der Weg, ein vollwertiger Forstweg zum Befahren, beweist ziemlich schnell, warum nur eine so kurze Zeit benötigt wird. Er geht relativ unverblümt geradewegs den schrägen Hang hinauf. Das muss schon ein ordentliches Fahrzeug sein, das hier hinauf kommt.
Zum Glück hat es mittlerweile aufgehört zu regnen und wir können in der anstrengenden Aufstiegsphase die Jacken ausziehen.
Zunächst durch schönen Bergwald, dann über eine alte Schuttfläche mit vereinzelten Bäumen im Felsbrockenchaos geht es hinauf....bis eine Hochalm erreicht wird. Schlagartig ändert sich die Landschaft, die Aussicht wird weiter und der Weg windet sich sanft über die grünen Wiesen. Nur noch fünf Minuten weiter, dann steht man an dem kleinen, seichten See Lagusel. Vergessen sind die Aufstiegsmühsal (die oft genug von der Blütenpracht der Bergblumen oder den Aussichten ins immer tiefer gelegene Nicolaustal unterbrochen wurde).

Wir haben Glück und fünf Pferde weiden das saftige Grün direkt am See ab. Was für eine schöne Bildkomposition. Leider fehlt die Sonne dazu.
Nachdem uns das Fohlen ausgiebig begrüßt und beschnuppert hat, verlassen wir diese traumhafte Alm.
Der Weg steigt nochmals etwa 50 Höhenmeter an, dann erreichen wir den Weges 641. Der zieht von der Forcella del Pief zur Sela de la Palacia. Und dort wollen wir auch hin. Es geht nach links, vorbei an einem weiteren kleinen Tümpel und einigen Hütten. Schöner Blick hinunter zum Lagusel!

Durch alte, überwucherte Blockmeere erreichen wir 20 Minuten später die Wiesenscharte Sella Palacia (2259 m) unterhalb des Mugonikamms.

Danach wird es haarig. Steil geht es auf schmalen Wiesenpfad bergab. Schon bald ist von dem Weg nichts mehr zu sehen. Das Regenwetter der letzten Tage hat die Erde schmierig und rutschig werden lassen. Den Weg müssen wir uns sozusagen erkämpfen. Schließlich steigen wir widerwillig über die Wiese ab. Denn auch feuchte Steilhang-Wiesen sind rutschig – aber immer noch besser wie der schräge Pfad.

Nach diesem kurzen Stück wird es nie wieder so schlimm. Aber für uns blieb es nach dem Regen des Morgens eine Rutschpartie. Vorbei an zwei alten, verfallenen Hütten erreichen wir schließlich eine intakte Hütte mit einer Wagenspur.
Um es nochmals zu betonen: Der Weg selbst war stellenweise nicht in einem tollen Zustand – die Landschaft drum herum und die Blumenpracht der Wiesen entschädigt dafür aber vielfach.
Gegenüber sieht man das Rifugio San Nicolo und den Col Omber darüber. Und bei gutem Wetter würde man auch Gran Vernel, die Ombretta und die Marmolada sehen. Bei uns waren das nur Wolken. Da halfen auch die ganz gelegentlichen Sonnenmomente nichts.
Der Zufahrtsweg zu der Hütte ist ähnlich steil wie der Anstiegsweg. Es ist aber eine ausgewachsene Forststraße, so dass der Abstieg zwar steil aber nicht beschwerlich ist.

Wir hatten im Aufstieg schon das Schild gesehen „Via Forestrale“. Eine detaillierte Karte zeigt den Wegverlauf. Und weil das Weglein so verlocken aussieht, steigen wir nicht ab bis zum Talboden, sondern vertrauen uns dem Forstweg an.
Der ist zwar liebevoll angelegt, wird aber offensichtlich kaum genutzt. Das üppige Grün ragt schon arg in den Weg hinein. In den schmalen Waldpassagen hingegen kann man die Sorgfalt der Wegbauer bewundern, die den Weg nahezu eben durch die steile Talwand geführt haben.

Etwa zwei Kilometer lang ist das Weglein, das an manchen Stellen schon deutliche Spuren von Hangabrutschungen hat. Es ist aber absolut wert, es zu gehen. Schade, dass es offensichtlich so wenig angenommen wird.

Leider hat der fast ebene Verlauf einen kleinen Nachteil: Im Verlauf der zwei Kilometer senkt sich der Talboden erheblich, so dass der Abstieg zum Teil auf dem Anstiegsweg erfolgt und dementsprechend steil nach unten führt.
Aber nach etwa 20 Minuten ist unten wieder die bequeme Forststraße und damit bald das Auto erreicht.

Wir bleiben im Val Nicolo und übernachten an der Brücke über den rauschenden Bach.
Hat auch der Nachmittag nach Wetterbesserung ausgesehen, der Abend bringt mit viel Regen und Wetterleuchten die schlechten Voraussetzungen für den kommenden Tag wieder zurück.
Wieder einmal wird es spät, denn wir haben heute ganz schön gebummelt.
Mein Knie, das seit Tagen Schwierigkeiten macht, seitdem ich es bei einer Hilfsaktion verdreht habe, schmerzt nun bei jedem Schritt bergauf. Wie soll da – schönes Wetter vorausgesetzt – der Plattkofel mit bestiegen werden?!

Ach ja, die Wanderung: Rund 600m Höhenanstieg sind zu bewältigen und etwa 3 Stunden Wanderzeit anzusetzen.
Wirklich schöne Wald- und Wiesenwanderung zu einem hübschen kleinen See. Man sollte die Wanderung gemacht haben, auch wenn kein Gipfel ruft (höchstens der vom Pecol (2302m) links neben der Scharte Sella Palacia).

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