02.07.2009 Bindelweg (berühmte leichte Wanderung)

Heute ist selbst der Morgen schon trüb. Wir machen uns dennoch nach dem Frühstück auf Richtung Pass Pordoi. In Canazei kaufen wir noch Brötchen und in Penia tanken wir Wasser nach (versehentlich ist unsere Notleuchte genau auf den Knopf gefallen, der die Entleerung des Wassertanks steuert; wir sind bei dem Start eines Mountain-Marathons in Penia dabei).
In etlichen Serpentinen fahren wir hinauf nach Pecol. Hier an der Mittelstation stellen wir das Auto ab und fahren für 8,50 EUR pro Person hin- und zurück zum Col di Ross hinauf. Das spart 450 Höhenmeter und ist schneller als vom Pass Pordoi aus.

Der Bindelweg lässt sich hervorragend als Rundtour planen. Von der Talstation in Canazei (in der Nähe des Campingplatz/Richtung Penia) fährt man zunächst zum Pecol und von dort weiter auf den Col di Ross (2383m). Der Bindelweg (Weg 601) endet nach einem steilen Abstieg am Fedaiasee, von wo regelmäßig ein Bus zurück nach Canazei zur Talstation fährt.

Mit uns kommen etwa 30 Russen oben auf dem kleinen Bergkopf an. Es wird sofort viel fotografiert und gefilmt....was wir ebenso tun, muss man zugeben.
Das Panorama ist umfassend: Vom Antelao und Pelmo im Hintergrund kann man die Marmolada, den Grand Vernel, den Il Collaz und vor allem die Langkofelgruppe sehen. Zur anderen Seite dominiert die Sella den Blick. Gewaltig ragt die gestufte Wand vom Pordoijoch bis über Arraba in den Himmel. Weit entfernt der charakteristische Kreuzkofel.

Der Weg ist recht schnell beschrieben: Mit einigen Auf und Ab bewegt er sich weitgehend waagrecht unter der Kammlinie entlang. Charakteristisch sind die schwarzen Felsen des vulkanisch entstandenen Bergrückens und die weiten, gewellten Wiesenhänge, die steil abfallen in das Tal von Penia.
Früher war der Weg nur ein schmaler Pfad, doch ist das Refugium Bindelweg (etwa auf der Hälfte des Weges) heute so groß ausgebaut, dass heute ein schmaler Fahrweg den beliebten und vielbegangenen Bindelweg bildet.

Welch ein Anblick, wenn man nach einer der Bergrippen dann den Fedaiasee erblickt und den (leider schon sehr klein gewordenen) Eisschild der Marmolada. Wir haben Pech und Wolken verschleiern den Blick. Aber später auf dem Rückweg hat uns die weiße Schräge dann im vollen Sonnenlicht entgegen gestrahlt.

Bald ist – gemeinsam mit vielen Anderen – die Bindelhütte (2432m) erreicht. Der großzügige Bau ist ein auffällige Unterbrechung in den weiten Wiesenhängen unterhalb der schwarzen Kammlinie. Auf der Terrasse sind bereits alle Bänke belegt. Denn nach einem Regenschauer kommt nun wieder die Sonne hervor.
Doch nicht für lange. Wir beschließen, noch den Sasso del Cappello (2551m) zu besteigen, damit der Tag nicht ganz ohne Gipfel bleibt.
Steil windet sich der erdige Pfad hinauf zu dem Felsaufsatz auf dem grünen Wiesenkamm. Es sind nur ein paar steile Felsstufen hinauf auf den Gipfel, aber bei Regen ist das keine Freude.
Dafür ist der Ausblick echt sehenswert. Nach ein paar letzten heftigen Schauern haben wir am flachen Gipfel etwa 20 Minuten „regenfrei“. Die Dohlen nutzen das dazu, uns ähnlich wie in Hitchcock´s „Vögel“ auf die Pelle zu rücken. Man merkt, dieser Platz wird bei Sonnenschein gerne besucht und die Vögel sind reichlich dreist. Fast schon wie gewohnt nehmen sie auch Futter aus der Hand.
Der Rundumblick wird fast in keine Richtung direkt begrenzt. Daher sieht man von den Drei Tofanes bis zum Pelmo im Vollkreis fast alle Berge des zentralen Dolomitengebietes.
Wir sehen allerdings hauptsächlich dunkel-drohende Wolkenbänke aus allen Seiten auf uns zukommen. Keiner der 3000er ist nicht tief-dunkelgrau eingehüllt und lange Fäden fallenden Regens zeigen, wo gerade Wanderer wieder nass werden.
Auch wir ziehen uns schnell noch die Regenhosen an und beginnen den Abstieg. Angetaute Hagelkörner erschweren den rutschigen Abstieg.
Nebenbei: Direkt nach der Hütte in Richtung Fedaiasee sollte man dem Pfad waagrecht zu der Scharte folgen, denn nur hier hat man nochmals einen Blick hinüber zur Sella. Danach schiebt sich der Kamm wieder zwischen den Sella- und den Fedaia-Pass.

Da heute der Regen nicht aufhören will und sogar gelegentlich Donner durch die Bergwelt hallt, beschließen wir, wieder zurück zu gehen. Nochmals erwischt uns ein Schauer. Leider muss man sich unmittelbar danach wieder ausziehen, da die Temperaturen schlagartig in die Höhe springen...es ist schließlich Sommer.

Mit der Seilbahn sind wir schnell wieder unten bei unserem Auto. Über den Sella-Paß fahren wir Richtung Grödner Joch. Der Langkofel ist in Wolken versteckt, aber die Toni-Demez-Hütte ist gut zu sehen. Für das schlechte Wetter ist hier enorm viel los.
Kurz unterhalb des Passes finden wir einen Platz – natürlich direkt neben der (lauten) Straße. Aber dafür mit etwas Aussicht. Leider gibt es anders wie gestern heute kein Gewitter. Heute hätten wir Aussicht Richtung Wolkenstein und Grödner Joch und könnten Blitz-Aufnahmen machen.

Der Bindelweg ist eine relativ einfache Wanderung, die überwiegend sehr bequem Wiesenhänge entlang läuft. Nur der Abstieg zum Fedaiasee ist etwas anstrengend. Mit Bus und Seilbahn ideal als Rundtour kombinierbar.

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