08.07.2010 Kongsvold - Snöhetta im Dovrefjell

Der Morgen beginnt mit bedecktem Himmel. Aber bald mischen sich blaue Flecken darunter.
Wir fahren von unserem Nachtplatz südlich Oppdal die E6 weiter Richtung Kongsvoll.
Zufällig haben wir gelesen, dass man auf einer Militärstraße von Hjekinn nach Snöheim fahren kann. Dies ist eine Hütte gar nicht weit weg von dem das Dovrefjell beherrschenden Berg Snöhetta.

Doch wir haben Pech. Die Straße ist nur morgens von 8.30 – 9.15 Uhr geöffnet. Dann erst wieder von 11.30 – 12.15 Uhr.
Also fahren wir die 10km nochmals zurück nach Kongsvoll. Hier hält der Zug von Trondheim Richtung Oslo und hier hat Anfang des vergangenen Jahrhunderts eine begeisterte Botanikerin einen Garten angelegt.
Dieser botanische Garten liegt unmittelbar an der E6 hinter den Gebäuden (in Richtung Süden) und ist sehr vielfältig. Nahezu für jedes Pflänzchen gibt es ein Schild in fünf Sprachen. Klein, aber fein. Als kurzer Zwischenstopp lohnend.

Um 11.30 Uhr zahlen wir die 50 NOK Mautgebühr und fahren die 12 Kilometer bis zur Schranke bei Snöheim. Unterwegs ist das Anhalten streng verboten. Als wir einige der begehrten Fotomotive des Dovrefjells dann doch neben der Straße sichten, halten wir dennoch an. Da wandern sie entlang in etwa 200m Entfernung: Überbleibsel aus der Eiszeit und urtümlich anzusehen: Moschusochsen mit zotteligem Fell, das fast bis zum Boden reicht.

Etwa ein Kilometer vor Snöheim verschließt eine Schranke den Weiterweg.
Draußen fegt über die kahle Hochfläche ein heftiger Sturm. Dick vermummt machen sich alle, die mit uns die kurze Zeit zwischen 11.30 und 12.15 Uhr genutzt haben, in Richtung Snöheim auf.
An der Hütte vorbei geht der Weg gerade aus direkt auf den Restgletscher der Snöhetta zu.

Heute Morgen war der Gipfel noch in Wolken gehüllt. Nun haben wir strahlenden (und zum Glück etwas wärmenden) Sonnenschein.
Direkt bei der Hütte gilt es einen breiten Strom zu überqueren. Er ist nicht besonders tief, aber breit und darum ist es schwer, Ihn komplett auf Trittsteinen zu überwinden.
Der Weg ist gut gekennzeichnet. Allerdings kann bei Nebel und Verlust der Steinmännerreihe die Orientierung schwer fallen. Hier oben auf rund 1700Hm herrscht subarktische Eintönigkeit. Überall Steine und dazwischen niedere Moose, Beeren und Gräser. Gelegentlich mal Bärlapp oder Stengelloses Leimkraut.

Wir haben herrliches Wetter und beste Sicht. So können wir beobachten, wie im benachbarten Rondanegebirge in etwa 40-50km Entfernung immer wieder Schauer niedergehen. Wir bleiben davon verschont und können uns auf den weiteren Weg einstimmen: Felsen, Felsen, Felsen.

Nach Überwindung etlicher Wälle (Endmoränen) erreichen wir die flache Fläche vor dem See unterhalb des Restgletschers. Mitten in der eingeebneten Fläche, wo sogar die Steine flach daliegen, ragt ein größerer Fels heraus. Er ist kaum größer als ein Geschirrspüler. Doch in dieser Landschaft, wo dem Wind nur wenig Widerstand entgegen gesetzt wird, ist dieser Windschutz höchst willkommen. So sitzen wir dicht an den Fels geschmiegt und genießen Sonne und Aussicht.

In der Flanke der Snöhetta (links ist der Gipfel zerrissen und der Gletscher liegt im Trogtal darunter, rechts steigt gleichmäßig eine Schnee- und Felspyramide nochmals 600m auf) liegt eine kleine Hütte, nicht allzu weit und oberhalb des Sees.

Wir queren den Zustieg zu dieser Hütte und wandern weglos Richtung Reinheim. Nun wird es ein arg steiniger Weg, der nur gelegentlich von spärlichen Pflanzenpolstern unterbrochen wird. Sind es bis zum Gletschersee nur knapp 4 km, machen wir einen Bogen von weiteren 7km quer durch das Gelände.

Tourentipp: Wer früher loßläuft oder schneller ist, kann vom Parkplatz bis zur kleinen Schutzhütte in der rechten Flanke der Snöhetta wandern, von dort Richtung Osten nach Reinheim und wieder zurück nach Snöheim. Das ganze Dreieck dürfte etwa 15km Länge haben.

Wir kürzen auf dem Rückweg etwas ab und landen in einer fast schon an den Mars anmutende Felslandschaft. Weit uns breit keine höher Pflanze. Alles versteckt sich so gut es geht vor dem Sturm.

Endlos geht es über Steine und abgerundete Felsen wieder zurück zum Auto. Wall um Wall müssen wir erklimmen, nur um festzustellen: Es geht noch weiter so.

Schließlich erreichen wir das Auto. Gaanz langsam fahren wir zurück. An der Grenze zum strengen Militärgelände erfahren wir, das Rückfahrten nur von 17.30 – 18.15 Uhr möglich sind – oder eben 22.00 – 06.00 Uhr dann.
Doch wir haben Glück und dürfen dennoch hinaus.

Etwa 10km weiter Richtung Dombas finden wir knapp oberhalb der gut befahrenen E6 einen passablen Nachtplatz.

Achtung Autofahrer: Die Polizei misst mit sehr unscheinbar wirkenden Geräten die Geschwindigkeit (z.B. bei Kongsvoll 60km/h; die Strafen sind drastisch)

Der Abend vergeht mit der Aussicht auf einen sehr schönen Tag Morgen. Geiranger ist angesagt....

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