25.04.2011 Barranca del la Madera

25.04.2011 Barranca del la Madera

(13km, 750Hm)

Das Wetter ist zwar am Morgen sehr schön. Ausnahmsweise erreicht die Sonne die Finca de Suerte (Finca des Glücks). Aber schon nach dem Frühstück schieben sich die dicken Wolken vom Calderarand her auch über die Küstenregion.

Wir fahren wie gewohnt nach El Time und prüfen das Wetter: Dunkle Regenwolken hängen in der Caldera und über dem Gebirgskamm Richtung Süden. Also hinunter in die Schlucht, hinüber nach Los Llanos und dann durch den Berg hindurch Richtung Santa Cruz. Bedrohlich hängt die heute graue Passatwolke über dem Tunnel, der uns erfreulich schnell hinüber bringt auf die andere Inselseite. Hier ist das Wetter aber auch nicht besser.

Wir biegen von der LP1 ab Richtung Llano Grande bzw. Las Nieves. In Las Nieves steht eine bedeutende Kirche mit Reliquien. Hinter der Kirche gibt es etwa 10 Parkplätze. Alternativ kann man auf einem größeren Parkplatz direkt an der LP101 parken (am Ausgang des Tunnels Richtung Osten).

Von der Kirchenrückseite führt eine Treppe hinab zur Straße, der man kurz bis zum Parkplatz folgt (Gelb-Weiße Markierung). Links des Parkplatzes steigt steil eine kurze Zufahrt an, die sofort zu einem schmalen Weg zwischen Gärten wird. Bald treffen wir auf den Talweg, dem wir nun etwa 1,5 Stunden folgen.

Schon am Schluchteingang imponieren die steilen Flanken zwischen den tief eingeschnittenen Barrancas des Nordosten. In der Schlucht ragen bald die nahezu senkrechten Felswände himmelhoch empor.

Nachdem die Felswände enger zueinander gerückt sind, lassen wir die letzten Häuser weit hinter uns. Am Ende geht es an einem letzten Wasserverteiler vorbei in wenigen Serpentinen zu einem winzigen Wendeplatz. Hier beginnt die Reihe der Galerias, die nicht betreten werden können und zum Sammeln des Wassers aus dem Berg dienen. Unser Pfad windet sich weitgehend bequem aber doch mit stetem Höhengewinn in der Steilwand empor. Er bleibt immer etwa 20-50m über dem Barrancogrund, der gelegentlich eingesehen werden kann.

Ein erster Erdrutsch läßt erahnen, warum der Weg bei schlechtem Wetter und nach starken Niederschlägen ggf. nicht begangen werden sollte. Wir aber haben zwar keine Sonne und gelegentlich nieselt es ganz leicht, doch ist der Weg in tadellosem Zustand.

Beeindruckend ist die Stelle, an der Wasserleitung und Steig unter einem Felsdach durch eine senkrechte Schluchtwand geführt ist. Hier hat man eine sehr gute Übersicht über den Bachgrund mit einigen Steilstufen (wenn Wasser fließen sollte also mit Wasserfällen) und die grünen, glattgeschliffenen Wände.

Nach der dritten Galeria (Tunnel) quert der Weg den Barrancogrund und steigt auf der gegenüberliegenden Seite steil an. Bald ist man auf einem schmalen Felsabsatz und nähert sich damit dem Ende der Schlucht. Diees wird gebildet durch einen etwa zu 230° geschlossenen Kessel, den der Wasserfall in den Fels geschliffen hat. Lotrecht stürzt hier das Wasser etwa 30m in die Tiefe. In diesem Kessel zu stehen hat etwas Bedrohliches heute, denn dunkle Wolkenschwaden hüllen die Berge über uns ein.

Dies war der vom Anstieg her (rund 700Hm) anspruchsvolle Teil, doch bis auf das letzte Teilstück ohne weitere Schwierigkeiten. Einfach eine gemütliche Wanderung durch einen grandiosen Barranco mit all den vielen Pflanzen und Tieren, die hier ihr Auskommen finden.

Doch nun folgt der Teil der Wanderung, den nur schwindelfreie Menschen unternehmen sollten ohne Angst vor großer Höhe und sicherem Schritt.

In der Wand gegenüber beginnt eine Reihe von Löchern in der fast überhängenden Wand. Es sind Lichtöffnungen der Galerie, die geschaffen wurde, um das Wasser aus einer weiteren Galerie (etwas oberhalb des Anstiegsweges) Richtung Küste zu leiten. Neben der offenen Betonrinne geht es nun mehrmals durch kürzere und längere Tunnel. Man sollte eine Taschenlampe dabei haben, denn sonst wird es doch arg dunkel zwischen den Felslöchern. Die ermöglichen sehr schöne Blicke hinüber zum Anstiegsweg oder hinab zum Barrancogrund, der erstaunlich schnell immer tiefer unter uns liegt.

Auch wenn viele Stellen mit Drahtseilgeländer gesichert sind, es gibt reichlich Streckenabschnitte, wo ein Fehltritt neben den Weg unweigerlich einen sehr tiefen Sturz nach sich ziehen würde. Immer breit genug, ist der Pfad neben der Wasserrinne (Wasserarbeiterweg) dennoch nur etwa 40-50cm breit - mit häufig senkrechter Verlängerung nach unten der nach oben hin ebenfalls senkrechten Felswand.

Wem das alles nichts ausmacht, der erlebt eine außergewöhnlich schöne Strecke, die etwa 1 Stunde andauert.

Dann erreicht man die Kammlinie des Lomo de las Nieves. An einem runden Wasserverteilhäuschen vorbei kann man auf eine Felsgruppe steigen und hat eine fantastische Sicht hinab auf Santa Cruz und das Meer. Allerdings nur, wenn das Wetter es erlaubt.

Dann beginnt der lange Abstieg – immerhin müssen fast 700 Höhenmeter auf recht kurzer Strecke bewältigt werden. Für die Knie eine Wohltat ist die meist geschlossene Decke aus Nadelfilz auf dem Weg. Insgesamt ist der ganze Waldboden dick mit einer Schicht aus abgestorbenen Piniennadeln bedeckt. Auch hier gibt es Spuren von Waldbränden – kaum vorstellbar heute, denn es nieselt noch immer leicht.

Mit vielen Serpentinen führt uns der Gelb-Weiße Strich wieder hinunter nach Las Nieves. Wie überall auf La Palma sind alle Abzweige mit gekreuzten Strichen markiert: Hier kein Durchgang. Darum kann man sich mit etwas Aufmerksamkeit nahezu nicht verlaufen auf dieser Tour.

Zuletzt erreicht man nach 12,8km wieder die kleine Kirche bzw. 5 min später den Parkplatz unten an der Hauptstraße.

Wunderschöne Wanderung – wer Ausdauer, Trittsicherheit und keine Angst vor großer Höhe hat, würde etwas verpassen, wenn er diese Tour nicht machen würde.

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