09.06.11 Rago-Nationalpark (Abgebroch. Wanderung)

09.06.11 Rago-Nationalpark (Abgebroch. Wanderung)

09.06.11 Rago-Nationalpark (Abgebroch. Wanderung)

Der Morgen weckt uns mit schon fast unerträglicher Hitze im Auto. Wir fahren bald loß, um nicht gebacken zu werden am Fjord.

Direkt an der E6, an einer Stelle, wo Norwegen nicht sehr breit ist, liegt der Rago-Nationalpark. Etwa 25km nach Fauske biegt man unmittelbar nach der Tunnelausmündung des Tennfläget-Tunnel links nach Lakshola/Rago ab.

Nun folgen fünf beschauliche Kilometer zwischen steilen, glattgeschliffenen Felswänden bis zum Endpunkt der Straße. Hier kann man unmittelbar an dem Fluss eine Nacht mit dem Camper stehen bleiben.

Wir wollen die große Runde vom Parkplatz aus in den Rago-Park hinein zur Storskogvass-Hütte und südlich auf der Höhe wieder zurück nach Lakshola gehen. Eine reichlich mit Natur und Steigungen gesegnete Tour in einen kleinen aber feinen Naturpark. Auf den Höhen liegt noch viel Schnee und wir haben ein wenig Sorgen, ob der Weg dort oben gut zu finden ist. Doch wie sich herausstellt, sind dies unbegründete Sorgen, denn es kommt ganz anders.

Vom Parkplatz (mit grober Landkarte) geht es unmittelbar sehr steil einen Traktorweg empor. Hartnäckig lang geht es bergan bis endlich der Talboden erreicht ist. Ab da ist es zunächst eine angenehme Waldwanderung. Bald kommt rechts ein großer Wasserfall in Sicht, der von einer schwarzen Wand herabstürzt. Und hier begann für uns ein Martyrium.

Die Schneeschmelze hat den Fluß Lakshola so anschwellen lassen, daß der normale Wanderweg stellenweise über einen Meter tief von Wasser bedeckt ist. Überhaupt ist das gesamte Tal in seiner vollen Breite mit Wasser angefüllt, das smaragdgrün und sehr flott zu den Stromschnellen fließt, die man durch den steilen Aufstieg umgeht. Wir kämpfen uns durch das Blockmeer unterhalb des Wasserfalls und umgehen den meist unter Wasser stehenden Pfad im Unterholz. Es ist sehr anstrengend.

Schließlich erreichen wir die Drahtseil-Brücke über den hier über Felsen donnernden Wasserstrom. Beide Seiten sind fast vom Wasser umspült, aber die Brücke ist hoch genug über dem Wasser, um es gefahrlos zu überqueren. Dunkel, kristallklar und unwahrscheinlich schnell strömen die Unmengen an Schmelzwasser unter einem hindurch.

Noch etwa einen Kilometer weit kommen wir. Dann ist erneut in einem Flußbogen mit weiterem Wasser von zwei Wasserfällen kein Weiterkommen mehr. Der gesamte Wald steht unter Wasser und ein Umgehen würde zu lange dauern, um danach noch die gesamte Rundtour (20km, 700Hm, 5 Std.) zu machen.

Also drehen wir um, versuchen noch eine vage Spur in Richtung der Felswand und durchsteigen abenteuerliche Felsschluchten zwischen haushohen Felsen eines Felssturzes. Aber auch dieser Weg verliert sich im Dickicht und wird unpassierbar.

An der Brücke machen wir bei herrlichem Wetter eine ausgedehnte Pause. Auf dem Rückweg „verweigern wir den Gehorsam“ und verwandeln uns von Wanderern in Wat-Gänger. Die Schuhe in den Händen geht es entweder entlang des unter Wasser stehenden Weges oder, wo zu tief, umgehen wir barfuß über moos- und grasbedeckte Felsen diese Stellen. So sind wir viel schneller zurück, haben dabei aber reichlich gekneipt im eiskalten Wasser.

Das war also einmal nichts. Und berichten vom schönen Weg können wir also auch nicht viel. Höchstens vom Eindruck, daß die Wanderung sich auf jeden Fall gelohnt hätte, denn die Landschaft ist herrlich. Allerdings ist die Tour nichts für Anfänger, denn ein ordentlich Maß an Kondition sollte man mitbringen.

Wir fahren aus dem Rago-Tal hinaus zurück zur E6. Etwa 25km weiter nördlich biegt rechts eine Fahrweg ab ins Gjerdalen. An sich kann man auf der nach einigen Kilometern unbefestigten Straße zum Reinoksvatnet etwa 18km weit in das ursprünglich und weitgehend unberührte Tal hineinfahren. Aber leider ist die Piste bereits nach wenigen Kilometern gesperrt. Da, wo sie nach dem Abzweig von der befestigen Straße steil ansteigt, finden wir rechts einen schmalen Weg, der zu einer Lachstreppe und einem gewaltigen Wasserfall führt (Schneeschmelze!). Der Platz ist zwar gerade groß genug für zwei Autos, aber dafür sowas von abgelegen. Unmittelbar neben dem dröhnenden Wasser, das mehrere steile Stufen herab rauscht, ist es zwar nicht gerade leise – aber dafür ist die Aussicht genial.

Da heute die Wanderbeschreibung etwas kurz ausfallen mußte, einige Worte zu den Eindrücken während der Autofahrt.

Die ein- und zweistelligen Straßen sind durchweg in gutem bis sehr gutem Zustand. In nahezu allen Fällen kann man die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 80km/h auch fahren – die Kurven sind entsprechend weitläufig gestaltet.

Im Norwegischen Frühjahr sind die weiten Wiesenflächen um die kleinen Ansiedlungen herum oft vollständig von gelben Löwenzahnblüten bedeckt. Später im Jahr säumen Weidenröschen die Straßen in oft erstaunlicher Anzahl.

Auf den Hochflächen (Fjell) beginnen die Bäume Anfang Juni gerade auszuschlagen. Noch liegt allenthalben Schnee, doch die obersten Zweige der Birken zeigen erstes Grün. Weiter unten und vor allem an der Küste hat der lindgrüne, der sonnengelbe Frühling Einzug gehalten. Die Wälder sind noch offen, aber die Blätter schon ausgerollt zum Lichtsammeln.

Oft sieht man eine besonders schöne Szene, ein Spiegelbild der Berge im Fjord, ein kleines Fischerboot, badende Kinder oder kleine pittoreske Ansiedlungen am felsigen Ufer – Momente die vorbeihuschen und in einem die Sehnsucht wecken, sie etwas länger erleben zu dürfen.

Wer Zeit hat, kann natürlich anhalten. Auf vielen Straßen ist der Verkehr so gering, daß man ohne weitere Umstände halten kann. Doch muß man einfach zugeben: Die Wasserfälle, Bachläufe, Buchten und Bergriesen mögen noch so interessant, malerisch oder spannend sein: Norwegen bietet von allem so viel, daß irgendwann jeder „gesättigt“ ist, der wie wir mit dem Wohnmobil eben mobil durch Norwegen fährt. Dennoch bleibt die Sehnsucht, einfach mehr Zeit zu haben, die vielen Winkel und Ecken und schmalen Sträßchen zu erkunden.

Das Leben scheint beschaulich zu sein, wobei die eingesetzte Technik im landwirtschaftlichen Bereich durchweg modern ist. Einige größere Fabriken finden sich immer wieder entlang der E6 – meist irgendwo mitten in der Natur und nicht direkt angebunden an eine Ansiedlung – wer möchte in dieser Naturlandschaft schon gerne neben einem lärmenden und stinkenden Industriekomplex wohnen.

Zwischen Rago-Nationalpark und Gjerdalen durchfährt man etwa ein Dutzend Tunnel auf nur 25km Länge. Mehrere davon über zwei Kilometer lang. Welch ein Aufwand, die E6 weitgehend gerade und vor allem ohne weitere Fähre in Richtung Norden streben zu lassen. Und immer wieder Parkbuchten mit Bänken und Aussicht. Regelmäßig auch Toilettenhäuschen und - welch Komfort: auch immer wieder meist kostenlose Stationen, an denen Camper ihr Abwasser loswerden und neues Frischwasser tanken können.
Autofahren in Norwegen bedeutet Entspannung verglichen mit dem Verkehr in deutschen Ballungszentren. Nur die Geschwindigkeitsbegrenzungen sollte man im Bereich von Siedlungen peinlich einhalten – auf den großen Überlandstrecken nehmen es auch die Norweger selbst nicht so ganz ernst mit den 80 km/h Höchstgeschwindigkeit. Einige der Hochstraßen und Pässe sind gelegentlich bis Ende Juni gesperrt – Anfang Juni sind es noch viele!

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