01.07.2009 Il Collaz Umrundung (Wanderung)

Der Morgen beginnt mit strahlendem Sonnenschein und einem fehlerfreien blauen Himmel. Ach wäre es nur so geblieben....
Wir fahren gegen Neun in Richtung Penia. Dort stellen wir unser Wohnmobil ab und nehmen die Seilbahn hinauf zum großen Talkessel von Ciampac (6 EUR Einfache Fahrt). Mehrere Skilifte an der Bergstation beweisen: Ein beliebtes Wintersportgebiet.
Leider ist die zweite Seilbahn nochmals 400m hinauf im Probebetrieb. In Windeseile fahren einige wenige Sessel den Berg hinauf und wieder hinunter.
So wandern wir zunächst nur sanft ansteigend durch die schönen Wiesen dieses weiten Trogtals in Richtung Forcia Neigra. Die liegt in etwa links hinten (Südosten). Nach der letzten Hütte geht die Wegspur (Hinweisschild) in ein altes Felsbruchgebiet hinein. Jetzt am Anfang des Juli blüht der Almrausch allenthalben. Wir haben Glück und können einem Murmeltier ganz nahe zuschauen, wie es sich faul vor seinem Bau räkelt und herzhaft gähnt.
Dann beginnt der Aufstieg steiler zu werden. Dafür wird die Sicht auch besser. Die Langkofelgruppe beherrscht den Horizont – neben der gewaltigen Wand der Sella. Im Hintergrund sieht man den Rosengarten und vage auch den Lattemar.
Nun wird der Weg immer steiler. Zuletzt geht es auf ausaperndem Wiesenweg sehr steil hinauf zu dem Sattel rechts neben dem Il Collaz (2680 m).

Welch ein Ausblick. Hinter sich die sanften Wiesen und vor sich die gewaltige Südwand der Marmolada. Der Grand Vernel (3210 m) kaum kleiner und auch die Ombretta überragt das tief unten liegende Contrintal um mehr als 1000m.



Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Schon im Aufstieg nahm die Bewölkung sehr stark zu. Hier oben wollten wir eigentlich Mittagspause machen, aber es zieht ziemlich. Also steigen wir in Richtung einer schwarzen Felsnase ab (hier Abkürzung direkt ins Contrintal möglich).
An dieser Stelle hat sich Eruptivgestein (Lava) zwischen die weißen Dolomitberge gedrängt. Ein paar Stahlkrampen und einige wenige zig Meter Stahlseil helfen über einige kleinere Felsstufen, dann durchschreitet man die schwarze Pforte.
Direkt dahinter setzen wir uns auf eine ins nächste Wiesental hinausragende Kuppe. Soll es doch regnen, wir machen jetzt Mittagspause.
Von der Sella kommt eine dunkle Wolkenfahne zu uns herüber und man kann den Regen fallen sehen.
Das weite Tal mit seinen sanften Wellungen beherbergt an diesem Tag fünf Pferde. Selbst die ziehen sich in ein Eck des weiten Troges zurück, als es mehr anfängt zu regnen. Gegenüber sieht man den Weg zu einem weiteren kleinen Pass ansteigen. Dort sind auch einige alte Festungsteile aus dem Ersten Weltkrieg erhalten.

Doch zunächst muss man noch ein ordentliches Stück absteigen. Ich fotografiere im strömenden Regen die Pferde. Machen sich weder aus dem Regen noch aus mir viel und grasen ruhig weiter. Hier oben droht ihnen keine Gefahr und das wissen sie wohl auch.

Nach dem Pass geht es entlang der Abbruchkante zum Val Nicolo entlang. Auffällige weiße und graue Schichtungen in einem Hangabrutschbereich deutet auf vulkanische Tätigkeiten hin. Aber das ist lange her.

Wer will, kann im Rif. Nicolo (2016 m) Essen und sich etwas zu Trinken kaufen. Wir aber steigen auf dem Weg 648 in Contrintal ab (man könnte auch am Rif. Nicolo vorbei zum Contrinhaus am Ende des Tals absteigen, was die Tour nur gering verlängert).
Im weiten Wiesental geht es flott bergab. Mittlerweile hat das Dreigestirn Vernel, Marmolada und Ombretta wieder Sonne. So ziehen wir uns bei einer alten, zusammengebrochenen Hütte auch wieder die Regensachen aus. Für eine Stunde bleibt es nun schön.

Beim Weiterweg heißt es aufgepasst. Die weiß-rot gestrichenen Pfosten liegen weit auseinander und es gibt verschiedene Spuren. In etwa zum linken Rand der unterhalb liegenden Almwiese mit einigen Hütten geht der Weg.
Uns halten sehr zutrauliche Murmeltiere und sehr selbstbewusste, freilaufende Pferde lange auf. Dafür beginnt es im sehr steilen Abstieg dann auch wieder zu nieseln.
Der lehmige Boden wird dadurch rutschig, was bei dem drastischen Gefälle ziemlich unangenehm ist.
Wir sind froh, hier nicht hinauf zu müssen. Denn es ist zwar ein sehr schöner Pfad, der sich da durch den ehrwürdigen Bergwald windet. Doch überbrückt er die etwa 400 Höhenmeter eben auf sehr kurzer Wegstrecke.
Wir genießen diesen Streckenabschnitt, denn er wirkt sehr urwüchsig und natürlich.
Nach anstrengendem Abstieg erreichen wir den Talboden, wo sich der Ruf de Contrin lautstark seinen Weg ins Tal sucht.
Bald ist der breite Forstweg erreicht und wir können bequem zum Talausgang wandern.

Fast könnte man sagen, dass die Wanderung ein sehr bequemes Ende hat. Doch der letzte Kilometer hat es in sich.
Von der Locia Conrin auf 1735m Höhe windet sich der Fahrweg unwahrscheinlich steil auf die etwa 1500m Höhe der Talstation hinunter. Man kann nicht recht glauben, dass es überhaupt ein Fahrzeug schafft, hier in den Steilkurven Halt zu finden.
Über uns donnert es und über Penia schweben langsam Regenschwaden herein. Wir beeilen uns, auch wenn die Knie protestieren.
Wirklich in letzter Minute erreichen wir auf dem Weg 602 den großen Parkplatz an der Seilbahnstation. Draußen schüttet es aus Kübeln, als wir uns unsere Bergstiefel ausziehen.

Die Tour hat es in sich. Dank der Seilbahn spart man einige Hundert Meter Anstieg. Dennoch bleiben 480m übrig. Und über 1100m Abstieg fordern die Knie. Die Strecke von 12km ist da nicht mehr so wichtig. Insgesamt aber eine sehr schöne Tour mit viel Aussicht, aber auch mit alpiner Flora und Fauna.

Wir übernachten nochmals an der Straße Richtung Fedaia (Pian Trevisan). Der Platz hat zwar keine Aussicht und keine Morgensonne, aber hier im Fassatal darf man nicht wählerisch sein.

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