10.06.2011 Fahrt nach Stö/Nyksund auf den Vesteral

10.06.2011 Fahrt nach Stö auf den Vesteralen

10.06.2011 Fahrt nach Stö auf den Vesteralen

Das Gjerdalen begrüßt uns am Morgen mit strahlendem Sonnenschein. Die Nacht war nicht ganz so angenehm, denn das ununterbrochene Donnern und Rauschen des Wasserfalls war denn doch zu laut, um einschläfernd zu wirken.

Schnell sind wir wieder zurück auf der E6 und setzen die Fahrt Richtung Narvik fort. Gelegentlich ist die Landschaft ein wenig wie bei der Herfahrt in Schweden: eintönig. Es fehlen hier oft die spektakulären Berge und weite, gleichförmige Wälder überziehen die gerundeten Flanken. Aber gut Fahren ist.

Irgendwann trennt sich die E6 in die Inlandsroute für die LKWs und in die Fährüberfahrt-Route für die PKWs. Also fahren wie bei Sommarset einfach gerade aus weiter nach Norden den Tysfjord entlang.

Bei Bognes treffen drei Fährlinien zusammen. Entsprechend groß ist das Terminal. Wir haben leider Pech und kommen gerade zur Mittagspause an. Das bedeutet fast anderthalb Stunden warten…in der Hitze. Bognes bietet leider keine weiteren Highlights, so dass glücklich ist, wer ein gutes Buch zur Mittagszeit dabei hat. Um 13.30 Uhr legen wir dann endlich doch ab.

Die Überfahrt über den Vestfjord bei fehlerfrei-blauem Himmel ist wie eine kleine Hurtigruten-Tour. Die Überfahrt dauert rund eine Stunde und bietet schöne Ausblicke, unter anderem auf die Lofotwand – und verkürzt die Fahrt auf die Lofoten oder Vesteralen erheblich.

In Lödingen angekommen, muß man sich bald entscheiden, ob man auf die Lofoten will (wobei dazu auch die Überfahrt Skutvika-Svolvaer sehr geeignet ist, erreichbar über die 81 ab Ulsvag) oder eben nach Sortland auf den Vesteralen.
Richtung Nordwesten geht es hinauf zum Middagsfjellet und wieder hinab zum Sortland-Sund.

In Sortland gibt es alles, was man braucht und noch etwas mehr. Die Stadt hat 10.000 Einwohner und ist unbestritten die Hauptstadt der Vesteralen, die aus mehreren Inselgruppen besteht (Andöya, Langöya, Hadselöya usw.).

Auf der 820 geht es unmittelbar nach der hochaufgewölbte Brücke (die Hurtigroute verläuft durch den Sund) rechts in nördliche Richtung. Etwa 20km später biegt Richtung Myre die 821 nach rechts ab.

Myre ist die letzte größere Ansiedlung, danach verzweigt sich die Straße und umrundet die nördlich gelegene Halbinsel einmal auf der östlichen Seite nach Stö oder auf der westlichen Seite Richtung Nyksund.

Nyksund kennen wir seit 1991, damals als verlassenes und stark vom Verfall gezeichnetes Fischerdorf am Ende einer abenteuerlichen Schotterstraße. Damals machten gerade ein paar Aussteiger erste Versuche, das Dorf wieder zu beleben.
Dann 2001 war ein reges Leben vorhanden und viele kleine Geschäfte und Cafes (was eben viel bedeutet in einem winzigen Dorf an einer geschützten Hafenbucht). Man hatte den Eindruck, Nyksund könnte sich zum Magneten entwickeln. Doch 2011 ist das Dorf zwar noch in renoviertem Zustand (einige Häuser entlang der Hafenseiten sind komplett entfernt worden), aber man sieht allenthalben wieder Verfall und leerstehende Häuser. Da wurde wohl nicht ausreichend die Werbetrommel gerührt, um Touristen heranzulocken.

Für uns ist Nyksund eine Begegnung mit der Vergangenheit und dem wechselvollen Schicksal eine einzelnen Siedlung an der Küste Norwegens…..es gibt Tausende davon. Und Nyksund ist Ausgangspunkt für die Wanderung „Königinnen-Weg“ nach Stö – eine wirklich traumhafte Wanderung.

Wir wollen sie aber von Stö aus gehen, da dann kein Abstieg nach Nyksund hinunter notwendig ist und die Tour schön als Rundtour zu wandern ist.

Der Nachtplatz ist genial. Etwa 80m über dem Meer direkt neben einem Denkmal für Kriegsgefallene (ca. 7km vor Nyksund). Freier Blick auf 180° Meer und die Mitternachtssonne bei strahlend blauem Himmel. Der Aussichtserker unseres Wohnmobils steht über dem steilen Grashang und ragt sozusagen über den Abgrund hinaus, bietet Rundumsicht. Aber es geht noch besser: 23.00 Uhr und wir sitzen draußen auf einer Bank, machen unsere Aufzeichnungen und schauen der Mitternachtssonne zu, wie sie langsam, ganz langsam sich dem Horizont nähert.

Über die Vesteralen

Die Inselgruppe der Vesteralen schließt unmittelbar nördlich an die Lofoten an. Sie ist 2500km⊃2; groß. Die etwa 34000 Einwohner verteilen sich auf die sechs Hauptinseln (Hinnöya, Andöya, Langöya, Skogsöya, Hadselöya, Austvagöya). Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Hohe Berge, schmale Täler wechseln sich mit weiten Schwemmlandebenen ab. Die Jahrtausende währende Brandung nach der Eiszeit hat breite Schuttebenen geschaffen, die nach der Hebung des Landes nun als landwirtschaftliche Fläche genutzt werden. Eingesprengt sind viele kleine und große Seen.

Auf den Vesteralen findet man das älteste Gestein (2,7 Milliarden Jahre alt bei Bö) und das einzige Kohlevorkommen Norwegens.
Das Klima ist wegen des Golfstroms trotz der hohen nördlichen Breite (etwa 300km nördlich des Polarkreises) vergleichsweise mild. Bei Bleik gibt es den längsten Sandstrand in Norwegen und zwischen den Dünen kann es bei Windstille und Mitternachtssonne sehr warm werden: die höchste je gemessene Temperatur betrug 31°C – im Schatten!

Der Lofotfischfang im Winter und zu Beginn des Jahres auf den Kabeljau zieht seit einigen Jahren immer mehr Fischer auf die Vesteralen. Fischfang ist der stärkste Wirtschaftszweig. Dazu kommt Tourismus und Landwirtschaft. Die bekannteste Attraktion sind die Walbeobachtungsfahrten von Stö und Andenes aus.

Hauptort und gleichzeitig Zugang zu der Inselgruppe ist Sortland. Die gewaltige Bogenbrücke verbindet Festland und Inselgruppe.
Geschichtlich gesehen interessant ist der Umstand, daß um 1860 große Heringsschwärme die Gegend reich machten. 1861 wurde die Vesteralen Dampfschifffahrtsgesellschaft gegründet, die eine wöchentliche Anbindung an Hammerfest und Trondheim anbot. Später wurde die Route um die Strecke nach Bergen und Kirkenes ergänzt und ist seit dem unter dem Namen Hurtigrute bekannt.

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