Neist Point - Ile of Skye

Neist Point ist ein sehr beliebter Ausflugspunkt auf Skye. Und wenn es Sturzbäche regnet, Bäche über die Ufer treten und Wanderer trotz Regenschutz völlig durchnässt durch die Gegend laufen, dann ist dieser leicht zu erreichende Leuchtturm noch beliebter.

Der Morgen bringt sintflutartige Regenfälle. Die Moorflächen sind übervoll und braune Wassermassen strömen allenthalben auch da, wo sonst kein Bach ist. Und die gesammelte Menge an braunem Wasser stürzt in zum Teil gewaltigen Wasserfällen über die Steilklippen ins Meer.

Also Neist Point. Es liegt auf der westlichsten Halbinsel von Skye.An Dunvegan vorbei geht es etliche Meilen auf einer Single Road durch hügeliges Gelände. Zuletzt passiert man noch einige Häuser, dann geht es über eine ruppig-enge Strasse hinauf bis zum recht großen Parkplatz vor dem Leuchtturm. Auch größere Wohnmobile lassen sich allerdings von dieser Passage nicht abhalten, was auf dem engen Endstück gewiss nicht zu den leichten Wendemanövern führt, wenn der Parkplatz voll ist.

Man sollte auf jeden Fall zunächst einmal nach rechts den Klippenrand entlang gehen, denn nur so kann man den typisten Blick auf Neist Point erhaschen. Etwa 100m braucht es, dann weicht der mit einer Steilklippe ins Meer stürzende Hügel An-t-Aigeach zur Seite und gibt den Blick frei auf den 1905 erbauten Leuchtturm. Er ist bis heute im Betrieb, allerdings mittlerweile vollautomatisch.

Vom Parkplatz aus geht ein betonierter Weg mit Stufen die erste Felsstufe hinab. Eine alte Seilwinde erinnert an die Zeiten, als der Leuchtturmwärter auf diese Weise mit Lebensmitteln und anderen Dingen versorgt wurde.

Rechts bricht die Landzunge senkrecht in die Tiefe und bietet vielen Seevögeln Nistplätze. Vor einem ragt fast 100m hoch ein spitzer Hügel auf, dessen Nordseite als eine der schwierigsten Kletterstellen auf Skye gilt. Der herrlich feste Basaltstein verlockt regelrecht dazu, sich ihm anzuvertrauen.

Auf seiner sanften Seite schwingt sich der Betonweg vorbei und führt fast eben dann zum Gebäudekomplex des Leuchtturms. Früher wohnte hier die Leuchtturmwärter-Familie. Heute kann man sich dort einmieten - es sieht allerdings recht runtergekommen aus. Nur der Leuchtturm wird wohl gepflegt.

Alles in allem ein 2km langer, spektakulärer Spaziergang, den man mit Besuch des alten Entladekrans oder der vorgelagerten Felsen leicht verlängern kann.

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Da das Wetter aufgeheitert ist und sich sogar die Sonne zeigt, ist noch eine zweite, größere Tour drin. Dazu fährt man nur einige Meilen von Neist Point nach Ramasaig (wenn man vom Leuchtturm zurück fährt, biegt etwa 4 km in einem Linksknick eine noch schmälere und heruntergekommenere Strasse rechts nach Ramasaig ab).

Das einzige Wohnhaus mit angeschlossenem Schafsstall hat wenig Platz zum Parken. Allerdings kann man wohl auf das Gelände vor dem Blechdachhaus fahren und dort parken.

Die Wanderung führt zunächst den Wirtschaftsweg entlang durch ein Gatter bis zu einem sehr herunter gekommenen Stallgebäude aus Stein. Hier biegt man rechts auf eine große Wiese ab. Vorbei an alten Gebäuderesten einer Ansiedlung aus 1800 sucht man sich einen Weg zum unteren Ende. Ein Gatter gewährt Durchlass durch den Stacheldrahtzaun um die Wiese. Direkt dahinter kommen zwei Bäche zusammen, die am heutigen Tag nach den intensiven Regenfällen so angeschwollen sind, dass man sie nur in Unterhosen und barfuß durchqueren konnte. Zum Glück kommt das braune Wasser aus einem Moor und nicht von einem Gletscher.

Von nun an ist der Weg weglos. Man bleibt am besten auf dem von Schafen kurzgeschorenen Rasenbereich, weil auch die Schafe die moorigen Stellen eher meiden. Windstille, warme Tage können allerdings durch die Midgets echt schwer erträglich werden.

Es geht auf die sich aufwölbende Klippenkante zu. Sie bricht unmittelbar senkrecht ins Meer ab. Und steigt bis auf 220m Höhe an.

An der Klippenkante bleibend geht es nun bergauf. Eventuell sieht man einen der Adler hier oder weit unten im Meer einen der Delfine oder Wale, die gerne hier vorbei kommen. Hinter einem liegt ein sehr weites, offenes Tal, dass vollständig mit der moortypsichen Flora bedeckt ist. Kein Strauch, kein Baum unterbricht das Meer aus Gräsern.

Ein Schafspfad leitet einen eine Zeit lang weiter nach oben bis auf eine erste maximale Höhe. Rückblickend hat man nun eine herrliche Übersicht über die Klippenkante des Aufstiegs und dahinter die Steilklippen bei Neist Point. Schon dieser Anblick ist ein Grund, hier aufzusteigen.

Man folgt etwa 2km der Klippenkante und umgeht so den knapp 10m höheren höchste Punkt (233m). Sobald vor einem das Tal des Lorgill River auftaucht, folgt man der Hangkante h links auf den weithin sichtbaren Zaun in etwa 1km Entfernung zu.

Das Gelände ist weglos und nur Schafspfade geben ab und zu das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Unter sich sieht man die verlassenen und weitgehend zerstörten Gebäude der Ansiedlung Lorgill.

Das Ende des Zauns (und des darin befindlichen grünen, schafgepflegten Wiesenrasens) ist der Anfang eines recht rauen und nur mit Geländewagen befahrbaren Wirtschaftsweges. Er führt einen nach 2,5 km wieder zurück zum Stallgebäude von Ramasaig.

Weitgehend weglose Wanderung, ca. 9km, ca. 250 Hm, ca. 3 Std.

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