28.06.2009 Rif. Dibona, Sentiero Astaldi

Ganz kleine Runde durch Millionen Jahre Gesteinsschichten – bröckelig, aber leicht und kurz

Der Morgen fängt mit strahlendem Sonnenschein an. Allerdings wird es bald bewölkter. Wir fahren nochmals zur Tofane hinauf. Welch ein Unterschied: Die mächtige Wand der Tofane di Rozes ist düster und eingehüllt von einer dunklen Wolke. Und daneben strahlt die vielfarbige Wand des kleinen Bruders (Punta Anna) im gleißenden Licht. Als wir losgehen, treibt uns der Sonnenschein schon nach wenigen Aufstiegsmetern den Schweiß aus den Poren. Leider bleibt es nur zehn Minuten so, dann erreicht uns die dunkle Wolkenfahne der Tofane di Rozes.

Der 421 bringt einen direkt vom Parkplatz weg nach Nordosten in ein Geröllkar hinein. Man sieht schon die aufwändig hergestellte Zickzack-Spur weiter oben im Hang. Doch zunächst heißt es mehrere tiefe Erosionsrinnen und lockeres Geröll zu queren. Bestimmt sieht hier der Weg jedes Jahr etwas anders aus.
Ein einzeln stehender Baum auf einem Grasbuckel markiert den Wechsel hinüber in den Wiesenanstieg. Und das ist auch gut so, denn die darüber liegende Wand werden wir gleich queren. Und die ist extrem bröselig und brüchig.
Nach ein paar weiteren Zickzack mit herrlichem Blick auf die 5 Torre, den Nuvolau und Averau erreichen wir bei etwa 150m über dem Auto den Abzweig zum Sentiero Attrezzato Astaldi.
Der beginnt unmittelbar mit rutschigem Geröll. Es geht nun hinein in eine faszinierenden Querschnitt der Erdgeschichte. In verschieden dicken Lagen abgelagerte Tone und Kalke (Raibler-Schichten) ergeben ein beeindruckendes und farbenprächtiges Ensemble. Vorwiegend rote und grüne Töne kontrastieren zu den mächtigen weißen Dolomitablagerungen. Die kann man dann auch gleich mehrfach von unten bewundern. Denn die bunten Schichten sind viel weicher und wittern unter den Kalkschichten weg. So ragt gelegentlich ein Felsdach bis zu zwei Meter über den Weg hinaus.
Ist erst einmal das Stahlseil erreicht, geht es flüssig über den schmalen Weg das Felsband entlang. Leider immer wieder unterbrochen von Schuttrinnen und sogar alten Schneefeldern. Dann wird es kitzelig, denn das Geröll liegt nur ganz locker. Mit jedem Tritt rinnt ein mehr oder weniger großes Rinnsal von Gesteinsgebrösel den steilen Hang hinunter.
Einige wenige magere Hilfen bringen einen über die abschüssigsten Stellen hinweg. Ansonsten ist dieser kleine, nur etwa 500m lange und fast waagrecht verlaufende Klettersteig eine herrliche Kurzwanderung. Aber er ist aufgrund der bröseligen Struktur an den unversicherten Stellen durchaus ernst zu nehmen.

Für uns geht es wieder weiter über das rote Felsband. Ein wenig bergauf bis zur Felsnasenspitze, dann wieder bergab in das nächste Kar hinein. So bleibt es bis zum Ausstieg. Auf dem grünen Hügel knapp darunter befinden sich alte Wehrgänge aus dem ersten Weltkrieg. Von hier aus hat man einen guten Ausblick auf diejenigen, die die Wand gerade queren.
Auf einem schmalen Graspfad geht es dann hinunter zur Militärstraße im breiten Valiontal zwischen Tofane die Rozes und Mezzo. Mit einigen Serpentinen ist man die 170m schnell wieder unter beim Rif. Dibona. Gehzeit etwa 1,5 Stunden.

Wir wollen heute mal wieder duschen und fahren deshalb so früh schon Richtung Falzarego Pass. Man merkt, dass es Sonntag ist. Der Pass steht voll mit Motorrädern und Touristenbussen. Auf der Suche nach einem Nachtplatz fahren wir zunächst nach Nordwesten zum Rif. Valparola. Doch hier ist die erhoffte Seitenstraße verschüttet.
Daher wenden wir uns nach Süden und fahren Richtung Arabba. Nach den ersten Kehren entdecken wir einen Brunnen – das Duschen ist gesichert. Und nur wenige später biegen wir ab in Richtung „Castello di Andraz“. Und hier belegen wir einfach einen Teil des winzigen Parkplatzes. Ein herrlicher Platz direkt neben der weißen Burgruine, die einzeln im grünen Wald liegt. Dieser Übernachtungsplatz gehört eindeutig zu den guten.

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