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Solarstrom – sauber, günstig, anerkannt und dennoch ein Sorgenkind?

Es ist keine neue Erkenntnis, dass Europas Länder sehr verschieden sind in ihren Möglichkeiten, regenerativen Strom zu erzeugen. Norwegen kann sich zu nahezu 100% elektrisch aus der Wasserkraft speisen, Island verwendet massiv Geothermie zur Energieversorgung und die Mittelmeer-Anrainerstaaten haben reichlich Sonne zur Verfügung. Dazu kommt der unterschiedliche Entwicklungsstand regenerativer Technologien und deren Ausbau je nach Region. So setzt zum Beispiel Frankreich weiterhin auf die CO2-arme Kernenergie, während Deutschland vor der Aufgabe steht, ab 2022 ohne Kernkraft und ab 2038 ohne Kohlekraft seine Energieversorgung sicher zu stellen.

Die massenhafte Herstellung von hochwertigen Solarmodulen wurde in den Jahren vor 2012 in Deutschland entwickelt und großtechnisch umgesetzt. Doch dann zeigten andere Länder auf, dass sie Massenfertigung noch besser können bzw. ihre Industrie auf andere Weise bei ihrer Entwicklung unterstützen.

Heute ist Solarstrom durch den massiven Preisverfall der Module die günstigste Methode, regenerativen Strom zu gewinnen. Und mit neuen Technologien (organische Solarzellen, Perowskit, Tandem-Zellen) gelingt es, immer näher an die theoretische Grenze der Umwandlung der Sonnenenergie in Strom zu gelangen. Zudem sind solche Anlagen vergleichsweise wartungsarm, denn es gibt keine bewegten Teile. Und die für Solarfelder genutzten Flächen können bei Bedarf vergleichsweise einfach renaturiert werden.

Trotz der offensichtlichen Vorteile der Solarstrom-Technik ist ihr Anteil in Europa gering. Wasserkraft und Wind (onshore) leisten etwa 2/3 Anteil an der Produktion regenerativen Stroms. Danach folgen Biomasse und Offshore-Wind. Geothermie und Solarstrom bilden dagegen Schlußlichter. Seit Jahren stockt der Ausbau der Solarbranche, weil das politische Umfeld eine weitere Entwicklung des Solarstrom nicht fördert.

(Anmerkung für Deutschland: der Anteil der elektrischen Energie an dem Gesamt-Energiebedarf beträgt nur etwa 20%. Sehr viel Energie wird aufgewendet für Wärme, Chemische Prozesse und den Verkehr. Wegen der universellen Anwendbarkeit von Biomasse ist ihr Anteil bei der Deckung des Primärenergiebedarfs besonders hoch. Bezogen auf den Gesamtanteil, den die Erneuerbaren Energien am Gesamt-Energiebedarf – also Wärme, Verkehr und elektrischer Strom – erbringen, liegt der Anteil bei über 50%)

Der weltweite Ausbau des Solarstroms geht natürlich dennoch weiter. Schwer abzuschätzen ist, wie groß der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromix sein könnte, wenn eine noch stärkere Förderung vorhanden wäre. Länder wie China und Korea legen derzeit vor, doch auch in Europa beginnt ein Umdenken. Denn neben Freiflächenanlagen werden zunehmend auch bebaute Flächen (Dachflächen, BIP-Anlagen an Fassaden) zur solaren Energiegewinnung genutzt.

Will man die Ziele des Eurtopäischen "Green Deal" in der vorgegebenen Zeit bis 2050 erreichen, kann der zögerliche Ausbau der Solarenergie in den letzten Jahren nicht hilfreich sein und muß überdacht werden.

©Gerald Friederici 08.2021