Man muß nicht alles wissen! Nur, wo es steht: www.tekf.de

Flächenbedarf-Konkurrenz Solarenergie und Landwirtschaft - sind Floating PV-Anlagen eine Lösung?

Nicht nur bei der Nutzung von Agrarfläche für den Anbau von Energiepflanzen (Bio-Ethanol, Bio-Methan) sondern auch bei dem Flächenverbrauch durch große Solarparks gibt es Widerstand. Energie versus Lebensmittelproduktion ist ein spannungsgeladener Zielkonflikt – Floating PV verspricht da eine Lösung zu sein.

Die Idee bei Floating PV Anlagen ist, dass man große Wasserflächen dazu nutzt, schwimmende Solarpark darauf zu installieren. Zahllose Baggersee, Stauseen, ehemalige Tagebauten und natürliche Seen stehen in Deutschland zur Verfügung. Die Nutzung dieser Wasserflächen steht in keiner Konkurrenz zu irgendeiner Lebensmittelproduktion.

Ähnlich der Agro-Photovoltaik, bei der hochgeständerte Module die mechanische Bearbeitung des Ackerbodens mit Traktoren ermöglichen, produzieren schwimmende Solaranlagen regenerativen Strom ohne einen Zielkonflikt mit anderen Nutzungen zu generieren. Spitzenreiter beim Ausbau in Europa ist derzeit die Niederlande. Allerdings sind die Leistungen der bislang errichteten Floating-PV-Anlagen in Europa noch recht klein im Vergleich zu den zum Teil riesigen schwimmenden Photovoltaikanlagen in China oder Indonesien.

Da diese Technik noch recht neu ist, sind vor allem in Deutschland hohe Anforderungen an die ökologische Verträglichkeit geknüpft. Dazu müssen noch Erfahrungen gesammelt werden. Allerdings ist das Potential enorm: Das Fraunhofer Institut ISE aus Freiburg schätzt, das alleine auf den bereits existierenden Braunkohle-Tagebauseen das technische Potential von 55 GW existiert – selbst heruntergebrochen auf realistische Projektgrößen könnten 20-25 GW erreicht werden.

Wie bei nahezu jeder neuen Technologie sind auch bei Floating PV-Anlagen bislang die Stromgestehungskosten recht hoch. Interessant in dem Zusammenhang sind Stauseen für die Stromerzeugung. Die dort bereits vorhandene Infrastruktur macht die Anbindung solcher Anlagen ans Netz günstig. Dies reduziert die Investitionskosten und damit die Sromkosten.

Die im April im Rahmen des Erneuerbaren Energie Gesetz ausgelobte Förderung von bis zu 150 MW an Floating PV Anlagen hört sich wie ein guter Startschuß an. Allerdings ist die Größe der förderfähigen Einzelanlagen auf 2 MW begrenzt. Dies, verbunden mit erheblichen Umweltauflagen (max. 15% der Wasserfläche dürfen genutzt werden, 40 m Abstand der Anlage zum Ufer) macht die Installation und den wirtschaftlichen Betrieb von solchen Anlagen für die meisten Betreiber nahezu unmöglich. Projektentwickler wie die Baywa r.e. konzentrieren sich daher auf andere europäische Länder, in denen die Förder- und Betriebsvoraussetzungen vorteilhafter sind (z.B. Niederlande mit derzeit größtem Floating-PV-Park 27,4 MW).

Experten veranschlagen konservativ gerechnet den Markt für schwimmende Solaranlagen derzeit auf 62 GW weltweit bis 2030. Sieht man im Vergleich dazu das Potential in Deutschland, erscheint dieser Wert absolut erreichbar.


©Gerald Friederici, 12/22