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Kunststofffolien für die elektrische Isolation: eine Übersicht

Elektrische Isolationsfolien sind in der modernen  Elektrotechnik unverzichtbar. Sie dienen als dielektrische Barrieren,  die spannungsführende Leiter zuverlässig voneinander trennen,  Kurzschlüsse verhindern und die Miniaturisierung elektronischer Bauteile ermöglichen. Die Auswahl des richtigen Kunststoffs ist dabei von zentraler Bedeutung, da die Folie nicht nur ausgezeichnete dielektrische Eigenschaften besitzen, sondern auch mechanischen, thermischen und  chemischen Belastungen standhalten muss. Die folgende Übersicht gliedert die wichtigsten Kunststoffarten nach ihrer Leistungsklasse und  beleuchtet ihre spezifischen Anwendungen als Folien.                                       

Standardkunststoffe: Die Allrounder für die Basis-Isolation
Diese Kunststoffe zeichnen sich durch ihre Kosteneffizienz und  vielseitige Einsetzbarkeit aus, was sie zu den am häufigsten verwendeten Materialien für grundlegende Isolationsaufgaben macht. In dieser Gruppe finden sich viele Thermoplaste.                                        

Polyvinylchlorid (PVC) ist einer der ältesten und kostengünstigsten Kunststoffe für  Isolationszwecke. Es bietet eine gute dielektrische Festigkeit und ist  widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit, Öle und die meisten verdünnten  Säuren und Laugen. Als Folie oder als extrudierter Mantel wird PVC  häufig zur Isolierung von Kabeln und Drähten im Niederspannungsbereich  verwendet, beispielsweise in der Haus- und Kfz-Elektrik. Seine hohe  Beständigkeit gegenüber Wasser, Ölen und vielen Chemikalien macht es zu  einem robusten Schutzmantel. PVC-Folien können auch als elektrische  Isolierbänder eingesetzt werden und sind auf einfache Weise flammhemmend auszurüsten. PVC-Folien sind auch für den Ausseneinsatz (UV) geeignet. Allerdings sind PVC-Isolationsfolien nicht besonders druckstabil.                                        

Polyethylen (PE)-Folien haben einen sehr geringen dielektrischen Verlustfaktor und eine niedrige Dielektrizitätskonstante, was sie ideal für Anwendungen im  Hochfrequenzbereich macht. Sie finden sich als verlustarmes Dielektrikum in Koaxialkabeln, wo sie den Innenleiter vom Schirm trennen und so eine störungsfreie Signalübertragung gewährleisten. Insbesondere in  Hochfrequenzanwendungen und Radartechnik sind die Folien aus PE  unverzichtbar, da sie kaum Dämpfung verursachen. Auch als Umhüllung für  Hochspannungskabel werden sie wegen ihrer exzellenten  Feuchtigkeitsbeständigkeit und elektrischen Durchschlagsfestigkeit  eingesetzt. In besonders günstigen Kondensatoren für den Niederspannungsbereich können PE-Folien als Dielektrikum bis maximal  +85C eingesetzt werden.                                        

Polypropylen (PP) hat die dielektrischen Eigenschaften von PE und ist zusätzlich beständig  gegen höhere Temperaturen. Auch die chemische Beständigkeit gegenüber  anorganischen Säuren und Laugen, Öle und organische Lösungsmittel.  PP-Folien sind das Standardmaterial für die Herstellung von  Filmkondensatoren (bis +105°C). In diesen Bauteilen werden dünnste  PP-Folien (von weniger als 1 µm bis zu 12 µm oder mehr) zwischen  metallisierten Schichten gewickelt. Der extrem niedrige dielektrische  Verlust dieser Folie ermöglicht die Fertigung von Kondensatoren, die  auch bei hohen Frequenzen und großen Strömen nur minimale Energie in  Wärme umwandeln. Sie finden breite Anwendung in der Leistungselektronik, Frequenzweichen von Lautsprechern und in der Filtertechnik.                                        

Anmerkung: PTFE, unter anderem bekannt durch den  Handelsnamen „Teflon®“ der Firma DuPont, ist ebenfalls ein sehr  verlustarmer Isolationswerkstoff, der gerne in der Hochfrequenztechnik  eingesetzt wird. Die Temperaturbeständigkeit ist signifikant höher als  bei PE und PP. Allerdings gehört PTFE zu den Fluor-Polymeren und  unterliegt derzeit einer Prüfung im Rahmen des PFAS-Verbots.  


Technische Kunststoffe: Die Brücke zu höheren Ansprüchen  
Diese Materialien übertreffen die Standardthermoplaste in puncto  Temperaturbeständigkeit, mechanischer Festigkeit und  Dimensionsstabilität und sind für anspruchsvollere Anwendungen  konzipiert.                                        

Polyethylenterephthalat (PET), auch bekannt z.B. unter dem Markennamen Mylar®, ist der wohl bekannteste technische Kunststoff für die  Folienherstellung. PET-Folien vereinen eine hohe mechanische Festigkeit  mit guten dielektrischen Eigenschaften und – aufgrund der  Massenfertigung – einem günstigen Preis. Ihre hohe Zugfestigkeit und  Dimensionsstabilität machen sie zur idealen Phasen- und Slot-Isolation in Elektromotoren und Generatoren (häufig als Laminat mit z.B. Nomex®).  Sie werden auch als Zwischenlagenisolierung in Transformatoren und für  die Ummantelung von Spulen verwendet, wo sie zuverlässig Wicklungen  voneinander trennen. PET-Folien werden üblicherweise bis Wärmeklasse B  (130°C) eingesetzt.                                        

Polycarbonat (PC)-Folien zeichnen sich durch ihre herausragende Schlagzähigkeit und Transparenz aus, was jedoch für die Isolation weniger relevant ist. Entscheidend sind hier die hohe elektrische Durchschlagsfestigkeit und die Dimensionsstabilität bei  erhöhten Temperaturen. PC-Folien werden aufgrund ihres relativ hohen Preises jedoch nur selten ausschließlich wegen ihrer elektrischen  Eigenschaften eingesetzt.                                        

Polyamide (PA)-Folien werden ebenfalls für  elektrische Isolationen verwendet, die u.a. eine hohe Abriebfestigkeit  und Beständigkeit gegenüber Ölen und Lösungsmitteln erfordern. PA-Folien können zur Isolierung von Spulen und Kabelbäumen verwendet werden,  insbesondere in Anwendungen, in denen die Folie rauen mechanischen  Beanspruchungen ausgesetzt ist und die kurzzeitige Temperaturreserve bis 180°C vorteilhaft ist. Ein wesentlicher Nachteil ist die Neigung,  Wasser aus der Umgebung aufzunehmen. Auch deswegen werden Polyamid-Folien eher selten als elektrische Isolation eingesetzt                                        

Polyethylennaphthalat (PEN)-Folien werden in der  Elektrotechnik als Isolationsmaterial eingesetzt, das eine höhere  thermische und mechanische Leistung als herkömmliche PET-Folien bietet.  Die wesentlichen Vorteile von PEN-Folien sind ihre höhere  Wärmebeständigkeit, die Betriebstemperaturen von bis zu 155 °C oder  sogar 180 °C (Klasse F bzw. H) ermöglicht. Darüber hinaus zeichnen sie  sich durch eine verbesserte Hydrolysebeständigkeit und höhere Festigkeit bei erhöhten Temperaturen aus. Diese Eigenschaften machen PEN-Folien  ideal für anspruchsvolle Anwendungen in der elektrischen Isolation, wie  z.B. in Elektromotoren, Generatoren und Transformatoren, die unter  höheren Temperaturen und mechanischer Belastung bzw. Feuchteeinfluß arbeiten.


Hochleistungskunststoffe: Für extreme Anforderungen  
Diese Kunststoffe sind für ihre außergewöhnliche thermische  Stabilität, chemische Inertheit und mechanische Widerstandsfähigkeit  bekannt, die in herkömmlichen Materialien nicht zu finden sind.                                        

Polyimide (PI), wie Kapton®, sind die unangefochtenen Spitzenreiter in der Hochtemperaturisolation.  PI-Folien halten Dauerbetriebstemperaturen von über 200 °C (kurzfristig  bis 450°C) stand und sind beständig gegen Strahlung  (allerdings nicht  UV-beständig) und die meisten Chemikalien. Ihre Flexibilität und geringe Dicke machen sie zum unverzichtbaren Material für Flexible Printed  Circuits (FPC), die in modernen Smartphones, Kameras und  Flachbildschirmen für die Verbindung von Komponenten verwendet werden.  In der Luft- und Raumfahrt werden sie zur Isolation von Satelliten und  Raumfahrzeugen eingesetzt, wo sie extremen Temperaturschwankungen  standhalten müssen. Auch in der Elektromobilität findet man häufig Polyimidfolien, zum Beispiel als Isolation von Busbars oder in  Batterypacks. Als international genormtes Folienmaterial (IEC 60674)  werden Polyimid-Folien und Polyimid-Klebebänder immer dann eingesetzt, wenn eine ausreichende Leistungsreserve selbst im Störfall erreicht  werden soll oder eine besonders lange Lebensdauer auch bei  Vollast-Betrieb benötigt wird. Eine weitere Anwendung ist der Einsatz  als Isolation von Kabeln und Litzen bei gleichzeitig hohen  Einsatztemperaturen oder chemisch aggressiven Umgebungen.                                        

Polyphenylensulfid (PPS, PPSU) ist ein Hochleistungskunststoff mit ausgezeichneter chemischer und thermischer Beständigkeit, der auch in aggressiven Umgebungen  zuverlässig funktioniert. PPS-Folien werden als Isolierung für Motoren  und Sensoren in der Automobilindustrie und in der chemischen Industrie verwendet, wo sie Beständigkeit gegen Kraftstoffe und Lösungsmittel  bieten müssen. Eine Hauptanwendung von PPS-Folien ist in  Folienkondensatoren, da PPS sehr dünn hergestellt werden kann, eine gute Temperaturbeständigkeit und Spannungsfestigkeit aufweist. Weitere  Anwendungen sind in Brennstoffzellen als elektrische Isolation und  Medienbarriere, da PPS hochgradig hydrolysestabil ist.                                        

Polyetheretherketon (PEEK) ist als thermoplastischer Kunststoff bekannt für seine hervorragend hohe mechanische Abriebfestigkeit und Kriechbeständigkeit selbst bei hohen  Temperaturen. PEEK-Folien finden in der Luftfahrt, Medizintechnik und  Kernenergie Anwendung. In medizinischen Geräten werden sie zur Isolierung verwendet, die Sterilisationsprozesse mit Dampf oder  Heißwasser aushalten muss (Hydrolysebeständigkeit). Die  Strahlungsbeständigkeit macht PEEK genauso wie PI ideal für die  Isolation von Kabeln und Bauteilen in strahlungsintensiven Umgebungen  (allerdings nicht UV-beständig).                                        

Polyethersulfon (PES)- und Polyamidimid (PAI)-Folien sind weitere Vertreter der Hochleistungskunststoffe, die ebenfalls hohe Dauerbetriebstemperaturen und gute mechanische Eigenschaften aufweisen. PAI-Folien werden oft für Anwendungen gewählt, die eine hohe  Steifigkeit und Abriebfestigkeit bei erhöhten Temperaturen erfordern,  wie zum Beispiel die Isolation in Motoren, die unter hoher Last laufen.  Das Verwendungsspektrum dieser Folien ist aufgrund des Preises und der  Verfügbarkeit eingeschränkt und auf Anwendungen beschränkt, in denen man spezifische Eigenschaften dieser Folien-Kunststoffe benötigt.                                        

Die internationale Norm für Folien in der Elektrotechnik ist die IEC 60674 (Isolierfolien für elektrotechnische Zwecke). In Teil 1 werden die Begriffe und allgemeine Anforderungen an solche  Folien behandelt, in Teil 2 die Prüfverfahren und in den einzelnen  Blättern des Teil 3 die unterschiedlichen Materialien. (z.B. IEC 60674-3-4: Polyimid-Folien zur elektrischen Isolierung). Die Erfassung  einer bestimmten Kunststoffklasse in einem Teil 3 der IEC 60674 hat den  Vorteil, dass die Mindestanforderungen an eine solche Folie bereits  festgelegt sind und als Grundlage für den Einkauf und die Konstruktion  genutzt werden kann.