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Störeinflüsse für elektrische Isolationen

In elektronischen Geräten und elektrischen Einrichtungen sind Isolationswerkstoffe von elementarer Bedeutung. Sie gewährleisten Betriebssicherheit und Schutz vor elektrischem Schock. Sie sind ein wesentlicher Teil des Sicherheitskonzeptes und ihr Ausfall hat meistens erhebliche Folgen. Es ist daher sinnvoll, sich der zahlreichen Schädigungsfaktoren bewusst zu sein, die eine elektrische Isolation in ihrer Funktion beeinträchtigen können.

Grob lassen sich die Faktoren in folgende Gruppen einteilen:

1.       Thermische Beeinflussungen
2.       Elektrische Belastungen
3.       Mechanische Belastungen
4.       Chemischer Einfluss
5.       Bewitterung und Bestrahlung (UV, IR, Höhenstrahlung, etc.)
6.       Elektrochemische Beeinflussung
7.       Elektromagnetische und elektrostatische Einwirkung

Im Folgenden sind einige Punkte detaillierter aufgezählt, die bei der Entwicklung und bei dem Einsatz von elektrischen Isolationsmaterialien beachtet werden sollten. (Die Aufzählung ist jeweils beispielhaft und nicht vollständig):

1. Thermische Einflüsse können die elektrische Isolation beeinträchtigen

1. Überhitzung/Wärmeklasse: Wenn die Isolierung über einen längeren Zeitraum (zu) hohen Temperaturen ausgesetzt ist, kann sie beschädigt werden. Das Isolationsmaterial kann seine Struktur verändern, schmelzen oder verkohlen, was zu einer Verringerung der Isolationsfestigkeit führt. Daher setzt man abhängig von der Dauergebrauchstemperatur (und ggf. der maximal auftretenden Temperatur) Materialien ein, die in der richtigen Wärmeklasse eingeordnet sind (Polyimid z.B. Wärmeklasse C).

2. Wärmeausdehnung: Unterschiede in den Ausdehnungskoeffizienten zwischen der Isolierung und den umgebenden Materialien können zu Spannungen führen. Bei wiederholten Temperaturänderungen können diese Spannungen Risse oder Lücken in der Isolierung verursachen, was zu einer Verschlechterung der Isolationsfähigkeit führt (z.B. bei Mehrschicht-Laminaten).

3. Kälteschock: Wenn die Isolierung plötzlich extremen Kältebedingungen ausgesetzt wird, kann sie spröde werden und Risse entwickeln. Auch diese Belastung führt zu einer Verringerung der Isolationsfestigkeit führen und zu einer geringeren Leistungsfähigkeit der Isolation führen.

4. Thermische Zyklisierung: Wiederholte Temperaturzyklen können die Isolierung erheblich belasten. Jeder Zyklus von Wärmeausdehnung und Abkühlung kann dazu führen, dass das Isolationsmaterial an Festigkeit verliert, Risse entwickelt oder sich lockert (z.B. Delaminierung bei Vergußmassen).

5. Wärmestau: Wenn sich Wärme in einem isolierten Bereich ansammelt und nicht effektiv abgeführt wird, kann dies zu einer Erhöhung der Umgebungstemperatur führen. Eine hohe Umgebungstemperatur beeinträchtigt die Isolation (beschleunigte Wärmealterung) und zu einem erhöhten Risiko von Durchschlägen oder Kurzschlüssen führen.

Es ist wichtig, dass die Isolierungen entsprechend den thermischen Anforderungen dimensioniert und aus Materialien hergestellt werden, die den erwarteten Temperaturen standhalten können. Eine angemessene Wärmeableitung und -ableitung sollte berücksichtigt werden, um eine Überhitzung der Isolation zu vermeiden. Wärme ist der wichtigste Grund für die Alterung von polymeren Isolationswerkstoffen wie Lacke, Tränkharze, Kunststoff-Folien, Mehrschichtlaminaten und Vergußmassen.

2. Elektrische Einflüsse, die die elektrische Isolation verschlechtern können

1. Hohe Spannung: Wenn eine Isolierung einer hohen Spannung ausgesetzt ist, kann es zu einem Durchschlag kommen. Das bedeutet, dass der elektrische Strom die Isolation überwindet und einen Kurzschluss verursacht. Dies bedeutet meistens einen dauerhaften Verlust der Isolationswirkung. Dieser Fehler tritt am ehesten durch eine Falschdimensionierung auf und ist normalerweise vermeidbar.

2. Überspannungen: Überspannungen, sei es durch Blitzschlag, Schaltvorgänge oder andere Faktoren, können zu einer Beschädigung der Isolierung führen. Hohe Spannungsspitzen können das Isolationsmaterial überlasten und zu einer Verringerung der Isolationsfestigkeit oder einem Durchschlag führen. Überspannungsspitzen sind meist der Grund zum Zünden von Teilentladungen. Tritt dieser Fall öfter aus, könne Isolationen schnell degradieren.

3. Hohe Frequenzen: Die Isolationsfestigkeit der meisten polymeren Isolationswerkstoffe verringert sich bei höheren Frequenzen (Polarisation, Eigenerwärmung, Raumladungsbildung). Bei stark polaren Werkstoffen tritt dieser Faktor bereits im MHz deutlich hervor.

Es ist wichtig, dass die Isolierungen den spezifischen elektrischen Anforderungen gerecht werden und vor den genannten elektrischen Einflüssen geschützt werden, um eine sichere und zuverlässige Isolation aufrechtzuerhalten. Regelmäßige Inspektionen und Wartungen können dazu beitragen, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

3. Mechanische Einflüsse, die die elektrische Isolation verschlechtern können

1. Scherkräfte: Starke Scherkräfte, die auf die Isolierung einwirken, können zu Beschädigungen oder Rissen führen, die die Isolation beeinträchtigen (z.B. Delamination).

2. Druck: Hoher Druck auf die Isolierung kann zu Verformungen oder sogar zum Zusammenpressen des Isoliermaterials führen, wodurch die Isolationseigenschaften beeinträchtigt werden (z.B. die Durchbruchspannung).

3. Biegen oder Knicken: Wenn eine Isolierung stark gebogen oder geknickt wird, kann sie beschädigt werden. Dies kann dazu führen, dass Risse oder Lücken entstehen, die die elektrische Isolation verringern.

4. Schläge oder Stöße: Wenn die Isolierung starken Stößen oder Schlägen ausgesetzt ist, kann sie beschädigt werden oder sich lösen. Dies kann zu einer Verschlechterung der Isolierung führen.

5. Vibrationen: Kontinuierliche Vibrationen können dazu führen, dass sich die Isolierung lockert oder abnutzt. Dadurch können Lücken oder Risse entstehen, die die elektrische Isolation beeinträchtigen. Besonders häufig kommen solche Belastungen im Verkehrsbereich oder der Anlagentechnik vor.

Es ist also wichtig, dass elektrische Isolierungen richtig dimensioniert, aus hochwertigen Materialien hergestellt und vor den oben genannten mechanischen Einflüssen geschützt werden, um ihre Integrität und Wirksamkeit aufrechtzuerhalten.

4. Chemische Einflüsse, die die elektrische Isolation verschlechtern können

In den meisten Fällen beginnt die Verschlechterung eines Isolationswerkstoffes an seiner Oberfläche. Neben der thermischen Alterung ist Feuchtigkeit (Kondenswasser, hohe Luftfeuchtigkeit, Wasseraufnahme) der wichtigste Grund für das Versagen von Isolationswerkstoffen.

1. Feuchtigkeit: Feuchtigkeit kann bei vielen Isoliermaterialien in den Werkstoff eindringen (Wasseraufnahme) und ihre elektrischen Eigenschaften beeinträchtigen. Es kann zu einem Leckstrom kommen, der die Isolation verringert. Meistens ist jedoch die Kombination aus Verschmutzung (Staub, Produktionsreste…) und Kondensation der Grund für eine Verschlechterung (Bildung von Leitpfade auf der Oberfläche; Tracking Index cti).

2. Säuren und Basen: Aggressive Säuren oder Basen können die Isolationsmaterialien chemisch angreifen und zerstören. Dies führt zu einer Abnahme der Isolationsfestigkeit. Typischerweise sind Sensoren und Steuerungen in der chemischen Industrie solchen Belastungen ausgesetzt, weswegen eine zuverlässige Abdichtung von Gehäuse hier besonders wichtig ist.

3. Lösungsmittel: Bestimmte Lösungsmittel können die Isolationsmaterialien auflösen oder aufweichen, was zu einer Verringerung der Isolationseigenschaften führt. Lösungsmittel treten nach wie vor auch in flüssigen Tränkharzen und Schutzlacken auf, können jedoch auch z.B. bei der Reinigung von Oberflächen auftreten.

4. Öle und Fette: Öle und Fette können die Isolation kontaminieren und die Oberflächeneigenschaften des Isoliermaterials verändern, was zu einer Abnahme der Isolationsfestigkeit führt. Prinzipiell sind die meisten Öle oder Fette in ihrer Wirkung vergleichbar denen von Lösemitteln. Typische Anwendungen mit diesen Belastungen sind Kraftfahrzeuge und die Antriebstechnik.

5. Oxidation: Oxidationsprozesse können die Isolationsmaterialien chemisch verändern und ihre Eigenschaften verschlechtern. Dies kann zu einer Verringerung der Isolation führen. Insbesondere in Verbindung mit erhöhten Temperaturen verändern sich die Oberflächen von Isolationswerkstoffen und verschmutzen beispielsweise leichter.

6. Korrosion: Korrosive Substanzen können die metallischen Komponenten in der Nähe der Isolierung angreifen und zu deren Versagen führen. Dadurch kann auch die Isolation beeinträchtigt werden.

Es ist wichtig, dass die Isolationsmaterialien für die spezifische Anwendung geeignet sind und gegenüber den chemischen Einflüssen, denen sie ausgesetzt sind, beständig sind. Bei der Auswahl von Isolationsmaterialien müssen die chemischen Umgebungsbedingungen berücksichtigt werden, um eine ausreichende elektrische Isolation aufrechtzuerhalten.

5. Klimatische Einflüsse können die elektrische Isolation beeinträchtigen

1. Feuchtigkeit: Hohe Luftfeuchtigkeit oder direkter Kontakt mit Wasser beeinträchtigt die Isolationsmaterialien und verringert ihre Isolationseigenschaften. Feuchtigkeit kann zu Leckströmen führen und die Isolation beeinträchtigen.

2. Temperatur: Extrem hohe oder niedrige Temperaturen können die Isolationseigenschaften beeinflussen. Bei hohen Temperaturen können Isolationsmaterialien ihre Struktur verändern und ihre Isolationseigenschaften reduzieren. Bei sehr niedrigen Temperaturen können Materialien spröde werden und Risse entwickeln, was ebenfalls zu einer Verschlechterung der Isolation führt.

3. Sonneneinstrahlung: Langfristige Sonneneinstrahlung kann die Isolationsmaterialien schädigen. UV-Strahlung kann dazu führen, dass das Isolationsmaterial spröde wird, reißt oder sich zersetzt. Hauptsächlich die UV-Strahlung führt bei vielen Kunststoffen zu einer Zerstörung der Polymerketten. UV-Inhibitoren können diesen Prozess hinauszögern.
(nur der Vollständigkeit: Energiereiche Strahlung, wie sie in Kernkraftwerken und z.B. Ringbeschleunigern auftreten, können Isolationswerkstoffe stark schädigen. Es gibt jedoch einige Polymerarten, die sehr resistent gegen radioaktive Strahlung sind).

4. Salzluft: In Küstengebieten kann die salzhaltige Luft die Isolation angreifen. Das Salz kann Korrosion verursachen und das Isolationsmaterial beeinträchtigen. Manche Werkstoffe (bestimmte Silikonharze) reagieren besonders sensibel auf die Salz-Belastung. Sich niederschlagender Salznebel macht bei Vorhandensein von Feuchtigkeit Oberflächen von Isolationen elektrisch leitfähig und führt zu Leckströme und der Zerstörung der Isolator-Oberfläche.

5. Staub und Schmutz: Eine staubige Umgebung oder das Vorhandensein von Schmutzpartikeln auf der Oberfläche der Isolation kann zu Leckströmen führen und die Isolationseigenschaften verringern. Typische Orte für das Auftreten von Staub sind besonders trockene Landschaften wie Wüsten oder regenarme Hochebenen.

6. Kondensation: Kondensation, insbesondere wenn sie sich auf der Oberfläche der Isolierung bildet, kann zu einer Verschlechterung der Isolation führen (Tracking, Erosion). Kondensation entsteht insbesondere bei großen Temperaturwechseln (Tag-Nacht-Unterschied, Wechsel von Ausseneinsatz zu Innenräumen und umgekehrt)

7. Hydrolyse: Darunter versteht man einen chemischer Prozess, bei dem eine Verbindung durch Reaktion mit Wasser gespalten wird. Bei Kunststoffen bedeutet das, dass die langen Molekülketten, aus denen Kunststoffe bestehen, durch Wassermoleküle aufgebrochen werden. IEC 61234 beschreibt Testmethoden zur Hydrolyse-Stabilität von Isoliermaterialien. (anderer Test: in SAE USCAR-2)

Die Auswahl von Isolationsmaterialien, die für die jeweiligen Umgebungsbedingungen geeignet sind, und der Schutz der Isolation vor den genannten klimatischen Einflüssen sind entscheidend, um die Integrität der Isolierung zu gewährleisten. Zusätzliche Maßnahmen wie gekapselte Gehäuse, Beheizung von Gehäusen zur Vermeidung von Kondensation oder der UV-geschützte Einsatz sind flankierende Maßnahmen neben der korrekten Materialauswahl.

6. Elektrochemische Einflüsse können die elektrische Isolation beeinträchtigen.

1. Korrosion: Elektrochemische Reaktionen können zu Korrosion führen, insbesondere wenn metallische Komponenten in der Nähe der Isolation vorhanden sind. Abbauprodukte der Korrosion können das Isolationsmaterial angreifen und schädigen, was zu einer Verschlechterung der Isolationsfähigkeit führt.

2. Elektrolytische Lösungen: Wenn die Isolation mit elektrolytischen Lösungen in Kontakt kommt, kann es zu Ionenmigration kommen. Ionen können durch das Isolationsmaterial wandern und Leckströme verursachen, was die Isolation schwächt und die Durchschlagfestigkeit verringert.

3. Galvanische Korrosion: Wenn verschiedene metallische Komponenten in einer elektrolytischen Umgebung miteinander verbunden sind, kann es zu galvanischer Korrosion kommen. Dies kann auch das Isolationsmaterial beeinflussen und zu einer Verringerung der Isolationseigenschaften führen (Metallionen-Intrusion).

4. Elektrochemische Oxidation: Bestimmte chemische Substanzen oder Umgebungen können eine elektrochemische Oxidation des Isolationsmaterials verursachen. Dies kann zu einer Abnahme der Isolationsfestigkeit führen.

5. Fremdstromkorrosion: Wenn ein Fremdstrom in das Isolationssystem eingeführt wird, kann er elektrochemische Reaktionen hervorrufen und die Isolation schädigen. Dies kann durch unerwünschte elektrische Verbindungen oder fehlerhafte Erdung verursacht werden. In der Antriebs- und Generatorentechnik kennt man z.B. den Wellenstrom, der als vagabundierender Strom Lager und Isolationen beschädigt.

6. Der Vollständigkeit halber sei hier auch noch die mikrobielle und fungizide Korrosion erwähnt: In einigen Umgebungen, insbesondere in feuchten oder abwasserbelasteten Bereichen, können Mikroorganismen und Pilze das Isolationsmaterial angreifen und zu einer Verringerung der Isolationsfestigkeit führen.

Es ist wichtig, die elektrochemischen Einflüsse auf die Isolation zu berücksichtigen und geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen. Dazu gehören die Verwendung von korrosionsbeständigen Materialien, der Schutz der Isolation vor feuchten oder aggressiven Umgebungen und eine ordnungsgemäße Erdung und Abschirmung des elektrischen Systems gewährleisten. Durch eine sorgfältige Planung und Wartung können elektrochemische Einflüsse minimiert und die Integrität der elektrischen Isolation verbessert werden.

7. Elektromagnetische und ähnliche Einflüsse, die elektrische Isolation beeinträchtigen

1. Elektromagnetische Interferenz (EMI): Starke elektromagnetische Felder, die von elektrischen oder elektronischen Geräten erzeugt werden, können den Isolationswerkstoff beeinflussen und Leckströme verursachen. Dies kann die Isolation schwächen und zu Fehlfunktionen oder Störungen führen.

2. Hochfrequenz (HF) und Radiofrequenz (RF) Interferenz: HF- und RF-Signale können die Spannungsfestigkeit verringern und Isolationswerkstoffe schneller altern bzw. anfällig machen für Leckströme.

3. Induktion: Wenn ein Strom durch einen leitenden Draht fließt, erzeugt er ein magnetisches Feld um den Draht. Dieses magnetische Feld kann in nahegelegene Leiter einkoppeln und Leckströme erzeugen. Wenn die Isolation nicht ausreichend ist, kann durch die Induktion der Isolator ggf. überlastet werden.

4. Elektrostatische Entladung (ESD): ESD-Ereignisse, wie beispielsweise statische Aufladung oder statische Entladungen, können hohe Spannungen erzeugen. Diese Spannungen können die Isolierung durchbrechen und zu einem Durchschlag oder Kurzschluss führen. Die Schädigung kann zunächst noch so gering sein, dass das Gerät weiter funktioniert. Allerdings ist jede ESD eine Vorschädigung, die die Lebensdauer reduziert.

5. Lichtbogen: Ein Lichtbogen, der bei einem Kurzschluss oder einem Durchschlag auftritt, kann die Isolierung schädigen. Der hohe Stromfluss und die Hitze des Lichtbogens führen dazu, dass das Isolationsmaterial schmilzt oder verkohlt. Das hat den Ausfall der Isolation zur Folge. In der Niederspannung treten Lichtbögen besonders gerne beim Trennen von Gleichspannungskreisen auf, da hier kein Nulldurchgang der Spannung auftritt.

6. Mikrowellenstrahlung: Mikrowellenstrahlung kann die Isolation beeinflussen, insbesondere wenn sie in der Nähe von HF- oder Mikrowellengeräten verwendet wird. Die Strahlung kann ionisierend wirken und die Isolationsfestigkeit beeinträchtigen oder schädigen (Ähnliches gilt für Anwendungen mit Höhenstrahlungseinfluß oder anderen energiereichen Strahlungsquellen).

Es ist wichtig, die elektrische Isolation vor elektromagnetischen Einflüssen zu schützen. Dies kann durch die Verwendung von abgeschirmten Kabeln, geeigneten Abschirmmaterialien, Erdung und EMV-Designpraktiken erreicht werden. Durch eine ordnungsgemäße Abschirmung und den Einsatz von geeigneten Isolationsmaterialien kann die Empfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Einflüssen reduziert und die Isolationseigenschaften verbessert werden.

@ Gerald Friederici

Wärmemanagement am Beispiel Vergußmassen für Elektromotoren

In der Elektromobilität ist ein effektives Wärmemanagement von entscheidender Bedeutung, um die Leistung, Effizienz und Langlebigkeit von Komponenten wie Elektromotoren, Batterien und Leistungselektronik zu gewährleisten. Diese Bauteile erzeugen während des Betriebs Wärme, die abgeführt werden muss, um Leistungsverluste und potenzielle Schäden zu vermeiden.

Eine Strategie zur Optimierung des Wärmemanagements, insbesondere bei Elektromotoren und Leistungselektronik, ist der Einsatz von wärmeleitfähigen Vergussmassen. Diese Materialien ermöglichen durch das Ausfüllen von Zwischenräumen und das Verdrängen von Luft (0,026 W/m*K), die ein schlechter Wärmeleiter ist, eine verbesserte Wärmeableitung. Ausserdem schützen sie vor Umwelteinflüssen (Verbesserung des Verschmutzungsgrads gemäß IEC 60664-1 erlaubt kleinere Abstände der Leiter). Vergußmassen dienen zusätzlich auch zur Verfestigung der Wicklung bei hochtourig drehenden Elektromotoren.

Die Formulierung wärmeleitfähiger Vergussmassen beinhaltet die Auswahl und das Zusammenspiel verschiedener Füllstoffe und deren Partikelgrößen, um ein gutes Fließverhalten, eine gleichmäßige Partikelverteilung und eine effektive Wärmeleitung zu erzielen. Eine niedrige Viskosität ist dabei wünschenswert, um auch enge Zwischenräume zu füllen und Oberflächenunebenheiten auszugleichen. Reine Polymermatrizes auf Basis von Epoxidharz oder Polyurethan weisen eine merklich geringere Wärmeleitfähigkeit (~0,2 W/m*K) auf als gefüllte Systeme. Durch den Einsatz geeigneter Füllstoffe können demgegenüber deutlich höhere Wärmeleitfähigkeiten erreicht werden. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sind Vergusssysteme mit guten Fließeigenschaften und hoher Wärmeleitfähigkeit (1…5 W/m*K) erforderlich. Mit zunehmendem Füllstoffgehalt steigt jedoch die Viskosität an.

Zur Verbesserung des Vergussprozesses und zur Reduzierung der Viskosität kann ein Vorwärmen der Vergussmasse sowie des zu vergiessenden Bauteils sinnvoll sein. Dies verbessert das Fließverhalten und die Imprägnierqualität, wodurch Lufteinschlüsse und damit verbundene Fehlstellen sowie elektrische Durchschläge (Teilentladungen) vermieden werden können. Polyurethane stellen aufgrund ihrer mechanischen Eigenschaften wie Zähigkeit und geringer Neigung zu Spannungsrissen eine Alternative zu Epoxidharzen (~150°C) dar, auch wenn ihr typischer Dauereinsatztemperaturbereich (~130°C) begrenzt ist.

Vorteile eines Vergusses

Die Anwendung wärmeleitfähiger Vergussmassen kann zu einer signifikanten Leistungssteigerung und Effizienzerhöhung bei Elektromotoren führen. Die verbesserte Wärmeableitung reduziert die Betriebstemperatur und erhöht dadurch die Lebensdauer. Man kann allerdings auch die höhere Leistungsdichte für eine höhere Leistungsabgabe nutzen. Optimal verteilte Vergußmittel verhindern zudem effektiv lokale Überhitzungen (Hotspots) durch Lufteinschlüsse und Teilentladungen. Die reduzierte Betriebstemperatur und eine homogenere Temperaturverteilung tragen schlußendlich dazu bei, den elektrischen Widerstand in den Wicklungen gering zu halten, was den Wirkungsgrad des Motors verbessert. Dabei muß im Einzelfall abgewogen werden, welcher Bereich des Elektromotors vergossen wird (z. B. nur der Wickelkopf oder ein Vollverguss), da dies auch das Gewicht beeinflusst.

Ergänzende Strategien im Wärmemanagement von Elektrofahrzeugen umfassen die bedarfsgerechte Zufuhr und Abfuhr von Heiz- und Kühlenergie für verschiedene Komponenten wie Batterie, Leistungselektronik und Elektromotor (z.B. mit Hilfe von Hochvolt-Kompressoren und Wärmepumpen). Dabei ist die Energieeffizienz des Systems ein wichtiger Faktor, um die Reichweite zu maximieren. Je nach Hersteller und Anwendung kommen dazu unterschiedliche Kühlmedien und -methoden wie Luft-, Flüssigkeits- oder Phasenchangekühlung zum Einsatz.

Ein durchdachtes Wärmemanagementkonzept ist für kompakte elektrische und elektronische Einrichtungen in der Elektromobilität unerlässlich, um Hitzestaus zu vermeiden. Dabei besteht oft ein Zielkonflikt zwischen guter thermischer Leitfähigkeit und guter elektrischer Isolation sowie dem zulässigen Gewicht (spielt nur im Fahrzeug eine Rolle, nicht bei den stationären Ladeeinrichtungen).

Lösungsansätze umfassen den Einsatz wärmeleitender Produkte zur Verbesserung des Wärmepfades (z.B. Gapfiller), die Vermeidung von Verlustwärme durch hocheffiziente Bauteile (z.B. SiC-Leistungselektronik), die Abstimmung zwischen der Applikation und dem dazu optimal passenden Produktionsprozess, forcierte Kühlmaßnahmen sowie konstruktive Anpassungen zur Schaffung großer Kontaktflächen. Das Vermeiden von Lufteinschlüssen im Kontaktbereich (Wärmeübergangsbereich, Thermal Interface) ist dabei besonders wichtig, da diese den Wärmeübergang stark reduzieren.

Zusammenfassend kann man sagen, dass wärmeleitfähige Vergusslösungen eine wichtige Teillösung im Wärmemanagement von Elektromotoren und Leistungselektronik in Elektrofahrzeugen spielen, indem sie die Wärmeableitung verbessern. In zahlreichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass eine erhebliche Steigerung von Leistung und Effizienz mit diesen Maßnahmen möglich ist (>>10% ohne Änderung der grundlegenden Konstruktion).

Weitere Informationen zum Wärmemanagement finden Sie in diesem Leitfaden: