Roc du Vent über dem Stausee Roselend
Vom Nachtplatz nahe der französisch-italienischen Grenze am „Petit Saint Bernard“ geht es in zahllosen Serpentinen hinunter nach Bourg-Saint-Maurice…und sogleich auf einer eher schmalen Straße hinauf zum Cormet de Roselend (1967m, Savoie). Dies ist der letzte Pass der „Grand Route des Alpes“ in diesem Urlaub. Noch einmal geht es über die Baumgrenze und die Sicht weitet sich.
Der Roc du Vent ist ein mächtiger Klotz am Ende einer langen Kammlinie, die zur Straße hin eher mild und mit endlosen Wiesenflächen bedeckt aussieht. Der felsige Steilabfall liegt auf der anderen Seite.
Ein recht großer Parkplatz oberhalb des Stausees „Lac de Roselend“ deutet an: Hier kann man wo hin! Und tatsächlich sind gleich mehrere Klettersteig-Abschnitte hier vorhanden. Gut gesichert und stellenweise exponiert (C+).
Wenn man kein Klettersteiggeher ist, erreicht man als Wanderer zwar nicht den höchsten Punkt. Aber zwischen den Felstürmen im Gipfelbereich gibt es genug Aussicht, dass sich der Aufstieg auf jeden Fall lohnt. Ein kühler Tunnel und eine endlos wirkende Wiesenlandschaft in steiler Lage sind Teil der einfachen, aber steilen Wanderung.
Der direkte Aufstieg für den Wanderer, der hinauf möchte, ist ein schmaler und weiter oben verdammt steiler Wiesenpfad. Herrlich die Blütenfülle und die sich weitende Sicht, aber eben steil. Oben angekommen konnte man während des Aufstiegs schon einigen Klettersteig-Gehern bei ihrem Weg hinauf durch die Felswand zuschauen.
Oben angekommen heißt zunächst: Am sogenannten Kuhtunnel angekommen. Dieser mannshohe Tunnel führt etwa 150 Meter durch den Berg (Lampe notwendig). Nach der angenehm kühlen Querung durch den größten Felsturm im Gipfelbereichs des Roc du Vent erreicht man einen Klettersteig. Recht einfach führt er durch ein Felstal und entlang eines Simses hinauf zu dem Gipfelbereich, der auch für „normale Wanderer“ erreichbar ist. Doch ganz ohne Klettersteigausrüstung: heute lieber nicht!
Also geht man nach erneuter Durchquerung des Tunnels am Fuß einer riesigen, schräg nach oben laufenden Schieferplatte entlang. Schließlich wendet sich der gut ausgeschilderte Wanderpfad Richtung Kammlinie und dringt in das Reich der Felstürme des Roc du Vent ein. Der Gipfelbereich bricht regelrecht in alle Richtungen auseinander.
Die Mittagspause ein paar Meter vom „Trubel“ entfernt am Kamm bringt dann noch eine höchst erfreuliche Begegnung: ein Steinbock, der in der steilen Felswand knapp unter dem Kamm zeigt, wie geschickt er auch an exponierten, aussichtslos erscheinenden Stellen noch weiterkommt. Spannend und ein Moment der Bewunderung.
Der Rückweg über die Almstraße fällt etwas weiter aus, ist dafür aber auch bequemer und abgelegener – man kann natürlich auch einen kürzeren Rückweg wählen, denn: Zurück kommt man so oder so immer, der Parkplatz bleibt bis auf wenige Ausnahmen immer in Sicht.
Wegdaten: Ca 550 Höhenmeter bei 7 km Länge (je nach Abstiegsvariante).