Vom Col d’Izoard zum Pic Quest de la Cote Belle (2856 m)
Es ist kalt geworden in der Nacht unten am Grund des Tales. Gerade mal 2 Grad trennten die Natur vom Frost. Schnell sind die letzten Kilometer vom Nachtplatz hinunter gefahren nach Ville-Vielle. Den Guil entlang passiert man Chateau-Queyras mit seiner mächtigen Befestigung und erreicht einige Kilometer später die Auffahrt zu Col d’Izoard. Die Anzahl der Motorradfahrer (und teure Sportwagen-Fahrer) an diesem Pfingstmontag ist beeindruckend. Leider leidet die Landschaft im Umkreis einiger Kilometer an dem Motorenlärm der hinaufrasenden Fahrzeuge – es ist wirklich nicht nachvollziehbar, warum so etwas von der Allgemeinheit geduldet und ertragen werden muss.
An einem schönen Tag mit klarer Sicht ist der Weg hinauf zum Pic de Quest eine unbedingte sehenswerte Tour. Der Start liegt im schattigen Hangwald, dann geht es entlang von Wiesengelände durch eine alte Moränenlandschaft bis zu einem herrlich gelegenen See. Der weitere Aufstieg ist mühsam aber endlich. Der Blick vom Gipfel des Pic Quest de la Cote Belle ist großartig – an klaren Tagen! Die Mühe des Aufstiegs ist der Ausblick an solchen Tagen allemal wert.
Der Parkplatz für die Wanderung liegt vor dem eigentlichen Pass (2350m) auf 2200m mit einer fantastischen Sicht auf die „Wüste des Izoard“, eine riesige Schuttreiße vom Gipfel des Pic de Quest herab.
Der Anfang führt angenehm durch Zirbenwald und Lärchen. Erst an einer Bergnase ändert sich der Charakter der Wanderung. Kurz nach der Abzweigung zum Col du Tronchet wird es steiniger. Der weitere Aufstieg ist nun waldfrei und man sieht den Pass, hinter dem das erste Ziel liegt: der fast kreisrunde Lac de Soulier (2490m). Das schöne grüne Auge liegt in einer grasigen Mulde und hat zur Mitte hin eine so dunkle Färbung, dass die Vermutung nahe liegt: Tief!
Nach Norden hin geht es dann weiter bergan. Die Wanderspur führt durch Murmeltiergelände, wird dann aber immer steiler. An einer Schuttreiße vorbei steigt der Pfad stetig und steil an. So erreicht man den Sattel vor dem Gipfel nach rund 45 Minuten Gehzeit. Heute war die Fernsicht nahezu nicht vorhanden. Selbst ein „Erahnen“ dessen, was man hätte an zahlreichen Bergen sehen können, war nicht möglich. Dennoch: der Blick in die nähere Umgebung und den 3320m hohen „Pic de Rochebrune“ mit seinen weißen Schneefeldern ist bereits sehr beeindruckend. Zum Gipfel sind es noch etwa 50 Höhenmeter, dann steht man….ja, nicht an einem Gipfelkreuz, sondern an einem kurzen Mast mit einer Wetterstation. Direkt unter einem liegt die Casse Deserte, der steile Abschwung mit dem gewaltigen Geröllfeld und den einzeln darin stehenden Felssäulen. Der Blick geht zum Col d’Izoard und Clot la Cime (2732m) und natürlich an klaren Tagen weit hinein bis zu den Gipfeln der Ecrins.
Bei schönstem Sonnenschein und einem lauen Lüftchen lässt es sich hervorragend dort oben Pause machen. Doch dann heißt es: wieder absteigen! Das geht flotter wie hoch und alsbald ist man – wurde man nicht von Murmeltieren aufgehalten – wieder am See, wo eine zweite Pause durchaus angemessen erscheint. Danach noch die weite Hochalmlandschaft hinunter und dann durch den schönen Wald wieder zurück. Reine Gehzeit etwa 3 Stunden – man darf sich aber auch Zeit lassen und die Natur genießen.
Wegdaten: ca 9 km bei rund 630 Höhenmetern Anstieg