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Fernwandern bis zum Horizont

Ein neues Abenteuer ruft: Ende 2025 auf den Fischerpfad in Portugal

Nach einer einjährigen Pause, in der ich viele andere, auch wichtige Dinge erledigt habe, freue ich mich jetzt unbändig, doch noch in 2025 eine Weitwanderung unternehmen zu können. Nach dem langen Wanderurlaub auf dem Te Araroa in Neuseeland, dem Pacific Crest Trail 2022 und die anspruchsvollen anderen Wanderungen wird der nächste Weitwanderweg hoffentlich ein angenehmer, aber wichtiger Einstieg zurück ins Fernwandern sein.

Dieses Mal zieht es mich in den Südwesten Europas: In der letzten Novemberwoche und der ersten Dezemberwoche werde ich den Fischerpfad in Portugal erkunden.

Der Fischerpfad (Trilho dos Pescadores)

Der Fischerpfad, oder auf Portugiesisch der Trilho dos Pescadores, ist ein bedeutendes Teilstück der Rota Vicentina und gilt als einer der spektakulärsten Küstenwanderwege der Welt. Eingebettet in die beeindruckende Küstenlandschaft des Naturparks Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina erstreckt er sich über rund 226 Kilometer (Lagos bis São Torpes NoBo) entlang der wilden und unberührten Atlantikküste, die sich durch die Regionen Alentejo und Algarve zieht. Das Besondere an diesem Weg ist, dass er fast ausschließlich auf schmalen, sandigen Pfaden direkt entlang der Steilküste verläuft, wobei er oft durch Dünen und über Klippen führt. Wandernde werden mit ständigen und dramatischen Ausblicken auf den tosenden Ozean, markante Felsformationen und einsame, goldene Sandstrände belohnt. Diese Küstenlinie ist die Heimat von Fischern und bietet eine einzigartige Tierwelt, insbesondere die einzigen Storchenpopulationen, die auf den Meeresfelsen nisten. Obwohl die Wanderung landschaftlich ein Hochgenuss ist, kann der Pfad aufgrund des tiefen Sands und der unmittelbaren Nähe zu den Klippen technisch anspruchsvoll sein und erfordert daher Trittsicherheit.

Tag 1, 27.November 2025 - endlich unterwegs, Abschied von Frankfurt

Was habe ich in den letzten Tagen diesen Moment herbeigesehnt: Endlich wieder unterwegs, endlich eine Auszeit! Mittags bin ich von Hirschhorn los und habe es gewagt, den Öffis zu vertrauen, dass sie mich rechtzeitig nach Frankfurt zu meinem Flieger bringen.

Nun sitze ich direkt am Rand des Flugfeldes und kann schon den Flieger sehen, der mich nach Portugal bringen wird – dem Fischerpfad um 1.900 km näher. Bis hierhin hat alles super geklappt. Die Bahn war pünktlich, oder sagen wir lieber, ich bin frühzeitig unterwegs gewesen. Ich fühle mich entspannt und voller Freude darauf, dass ich endlich einmal wieder nach Herzenslust wandern werde.

Zunächst aber genieße ich die Atmosphäre am Internationalen Flughafen Frankfurt. Kaum aus dem ICE erwartet mich eine Allee aus Weihnachtsbäumen, was mir leise Freude darüber bereitet, genau diesem vorweihnachtlichen Trubel zu entrinnen.

Um 17:30 Uhr bringt mich die TAP nach Portugal, konkret nach Lissabon. Von dort geht es morgen früh weiter mit dem Bus nach Lagos an der Algarve. Dort startet für mich der Fischerpfad, in umgekehrter Richtung. Schon lange steht diese 230 km lange Küstenwanderung auf meiner Wunschliste. Nun, zum Start in die Rente, ist es soweit!

Ursprünglich wollte ich entlang des Weges so oft wie möglich unter freiem Himmel schlafen. Ich liebe solche Pläne und mehr noch, sie zu ändern und meinen Bedürfnissen anzupassen. So habe ich mich heute Morgen beim ersten Kaffee umentschieden. Ich habe nun für jeden Abend eine Unterkunft reserviert und mich erfüllte diebische Freude. Die langen, dunklen Nächte unterm Tarp und das Wetter tangieren mich nicht mehr. Ich werde kuschlig ins Bettchen kriechen, statt mich im Dunkeln damit zu beschäftigen, wo ich einen sicheren Schlafplatz finde. Ich muss gerade lachen ob dem Gedanken... Ja, ich verschiebe den guten Vorsatz, die Komfortzone zu verlassen, aufs nächste Jahr. Ganz ehrlich sagt eine innere Stimme: Gönn dir den Luxus, wenn du dich damit zufrieden fühlst. 

Oh ja, es beglückt mich, einmal aus dem Vollen zu schöpfen und jeden Abend in einem Bett zu schlafen. Ich freue mich auch auf die Menschen, mit denen ich ein Zimmerchen teilen werde.

18 Uhr und der Flieger hebt endlich ab - um 21 Uhr deutsche Zeit werde ich in Lissabon ankommen.

***

Um 20 Uhr Ortszeit landete ich in Lissabon. Nach einem kurzen Einkauf ging es in mein vorgebuchtes Hostel, wo ich in einer Schlafkoje, ähnlich einem Nachtzugabteil, unterkam. Gestern Abend lernte ich dort noch kurz zwei Mädels aus Kalifornien kennen. Es war schon spät und darum das Gespräch sehr kurz. Was mich jedoch in den Schlaf begleitete waren die wunderbaren Erinnerungen an den Pacific Crest Trail 2022. So bergen viele Begegnungen auch eine Erinnerung an Erlebtes in der Vergangheit oder geben einen Impuls für das Zukünftige.

28. November 2025 - Anfahrt zum Ausgangspunkt

Die Nacht war zwar nicht ganz ruhig, aber heute morgen drangen hell die ersten Lichtstrahlen in meine kleine "Kajüte". Nach dem Frühstück im beliebten und zentral gelegenen Yes Hostel stand die letzte Etappe der Anreise an: Um 10 Uhr fuhr mein Bus nach Lagos an der Algarve (etwa 300 km, rund 3 Stunden mit dem Bus). Zuvor musste ich noch ein weiteres Mal mit der Metro fahren, was sich für mich als Neuling fast wie ein kleines Abenteuer anfühlte. In Lagos soll dann meine Wanderung auf dem Fischerpfad in umgekehrter Richtung starten.

Ein Start in Lagos und der Ruf des Fischerwegs

Huiiii, das war eine lange Busfahrt von Lissabon nach Lagos. Sie dauerte vier Stunden und da ich Busfahren nicht gut vertrage, schlief ich die meiste Zeit.

Um 15 Uhr konnte ich dann endlich auf den Fischerpfad Richtung Südspitze Portugals starten. Dumm nur, dass das Tageslicht um 17:30 Uhr abgeschaltet wurde. Circa 16 Kilometer lagen vor mir; das sollte eng werden und ja, das wurde es auch. Es war ein Auf und Ab die abwechslungsreiche Steilküste entlang. Steile Klippen lösten lieblichen Sandstrand ab. Es war herrlich und dazu strahlte die Sonne vom stahlblauen Himmel.

Meine Seele frohlockte und wieder einmal merkte ich am Lächeln der Menschen, die mir entgegenkamen, wie sehr mir dieses Wohlgefühl im Gesicht stand. Oh, ich sog die gute Meeresluft auf und mir schien, als freuten sich meine Bronchien über die salzige Wohltat.

Viel zu schnell verging die Zeit und plötzlich hüllte die tiefstehende Sonne die Küste in ein verwunschenes Licht. Immer wieder hielt ich an, um zu schauen, zu staunen und zu genießen. Welch ein Segen, dass ich das erleben durfte.

Längst war es fast unmöglich, ohne Lampe noch den Weg zu finden. Ich habe ein gutes Gespür und im letzten Tageslicht wanderte ich in Burgau ein. Ein Hundert-Seelen-Ort, aber beleuchtet, und so konnte ich mühelos den Weg zum Gästehaus Aloha finden. Ich bekam ein Zimmer für mich alleine, ich freute mich. Außer mir waren zwei weitere Wandermädels in der Unterkunft. Wir aßen gemeinsam und unterhielten uns über – ja, genau – das Wandern. Sie hatten hinter sich, was noch vor mir lag. Sie rieten mir, morgen zeitig zu starten, da der Tag anspruchsvoll und lang werden würde.

So liege ich nun im Bett. Es ist frisch in der (unbeheizten) Hütte. Ich habe mir eine Wärmflasche gemacht, um meine Komfortzone zu erhalten, und werde bald schlafen.

Es war ein toller Tag, der mich wieder näher zum Startpunkt (bzw. Endpunkt für die meisten) des Fischerpfads in Sagres geführt hatte.

Ein anspruchsvoller Tag an der Küste: Von Burgas nach Sagres (ca. 26 km, 500 Höhenmeter)

Der 29. November 2025 war ein Tag, den ich so schnell nicht vergessen würde. Ich war früh ausgeschlafen, und nach einem schnellen Frühstück stand ich tatsächlich schon um 7:45 Uhr auf dem Trail. Zuerst schlenderte ich durch den langsam erwachenden Ort Burgas hinunter zum Meer, wohlwissend, dass ein anspruchsvoller Tag vor mir lag.

Die heutige Etappe führte mich in stetem Auf und Ab die Küste entlang. Die Ausblicke waren trotz des Wetters wunderbar. Die Wetter-App hatte den ganzen Tag über Wolken versprochen, und der Himmel hielt sich auch daran. Tatsächlich ließ der Himmel sogar ein paar Regentropfen gen Erde fallen, was die Bedingungen noch etwas fordernder machte.

Ich merkte sehr schnell, wie anstrengend die Wanderung war. Ich hatte viele Monate lang wenig getan, und meine Wanderbeine waren wirklich faul geworden. Es war eine echte Herausforderung, aber die Schönheit der Landschaft entschädigte mich.

Gegen 17 Uhr war ich endlich in Sagres angekommen. Boahhh, ich hatte einen riesigen Hunger! Mein erster Gedanke war: schnell duschen und dann zum Supermarkt, um meine Vorräte aufzufüllen. Wieder zurück im Hostel, gab es dann zur Belohnung leckere Nudeln mit Tomatensoße.

Unterwegs begegneten mir heute ungefähr 25 Wanderer auf dem Fischerpfad. Ob auch jemand in meiner Richtung unterwegs war, konnte ich nicht feststellen, aber das wollte ich morgen die Entgegenkommenden unbedingt fragen.

Nun liege ich um 20 Uhr im Bett – also noch nicht einmal Hiker Midnight. Trotzdem freue ich mich riesig aufs Traumland und darauf, die Anstrengung des Tages hinter mir zu lassen.

30. November 2025 - Ein sonniger Morgen am Fischerpfad

Ich habe wirklich das Gefühl, ein kleines Juwel mit dem Sagres Nature Hostel gefunden zu haben. Es war so ein cooler Ort, aber eine Weitwanderung beinhaltet auch, dass man immer wieder Abschied nehmen muß.

Das Sagres Nature Hostel ist wirklich ein cooler Ort für eine Übernachtung. Früh um 6:30 bin ich aufgestanden und habe gefrühstückt. Ein junger Mann aus Frankreich erzählte mir, dass er bereits seit dem 1. September unterwegs war. Er will nun seine große Wanderung auf Jakobswegen hier an der Küste Portugals beenden. 
Am Abend zuvor hatte sich übrigens noch eine junge Frau aus Neuseeland ins Hostel eingemietet. Darüber hatte ich mich sehr gefreut! Sofort wurden Erinnerungen an den Te Araroa wach – den langen Wanderweg, den ich in Neuseeland selbst erlebt hatte. Wieder einmal bestätigte sich meine Erfahrung, dass die meisten Begegnungen auf solchen Reisen wunderbare Impulse und neue Perspektiven mit sich brachten.

Nachdem ich alles gepackt und mich verabschiedet hatte, konnte ich den Schlüssel abgeben. Die Etappe von Sagres nach Vila do Bispo wartete nun auf mich - der erste Teil des Fischerpfades ganz von der Südspitze Portugals hinauf nach Norden.